Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadzic soll nach Angaben seines Anwalts bereits am Freitag in einem städtischen Linienbus in Belgrad festgenommen worden sein. Die Festnahme sei am Freitag um 21.30 Uhr in einem Bus erfolgt, der zwischen Neu-Belgrad (Novi Beograd) und dem Belgrader Vorort Batajnica verkehrt, sagte der Anwalt Svetozar Vujacic am heutigen Dienstag. Seither sei er “in einem Raum” festgehalten worden. Vujacic kündigte an, dass er gegen die Auslieferung seines Mandanten an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Einspruch einlegen werde.
Karadzic sei bei der Festnahme “irgendein Hut über den Kopf” gezogen worden. Deshalb wisse er nicht, wer ihn dingfest gemacht habe, erklärte der Anwalt. Vor dem Ermittlungsrichter, dem er in der Nacht auf Dienstag erstmals vorgeführt wurde, habe er geschwiegen. Den ganzen Fall nannte er eine “Farce”. Der früher korpulente 63-Jährige sei abgemagert und verweigere jegliche Nahrung. Ein Arzt habe festgestellt, dass Karadzic gesund sei.
Die Einzelheiten der Festnahme des bosnisch-serbischen Ex-Präsidenten sind noch nicht bekannt. Laut dem serbischen Nationalen Sicherheitsrat ist Karadzic am Montag bei einer Aktion serbischer Geheimdienste festgenommen worden. Der Ort der Verhaftung wurde nicht mitgeteilt. Montenegrinischen Medien berichteten, Karadzic sei am Montagabend gegen 19.00 Uhr in einer Privatwohnung im Belgrader Stadtviertel Vracar festgenommen worden.
Jahrelang war Karadzic im Dreieck zwischen Bosnien, Südserbien und Montenegro vermutet worden. In der Vergangenheit kursierten immer wieder auch Gerüchte, wonach sich Karadzic im serbisch-orthodoxen Kloster Ostrog unweit von seinem Geburtsort, dem montenegrinischen Niksic, aufhielt. Spekulationen, wonach der Haager Angeklagte als Priester gekleidet vor drei Jahren dem Begräbnis seiner Mutter Jovanka beiwohnte, konnten nie bestätigt werden.
Während der vom Haager Tribunal angeklagte bosnisch-serbische Ex-Militärchef Ratko Mladic nach dem Bosnien-Krieg (1992-1995) zunächst unter dem Schutz des Regimes von Slobodan Milosevic in der serbischen Hauptstadt lebte und erst im Frühjahr 2003 untertauchte, galt es als eher unwahrscheinlich, dass sich Karadzic in Serbien aufhalten könnte. Während General Mladic Beobachtern zufolge in Serbien mit der Hilfe seiner Berufskollegen von den ehemaligen jugoslawischen Streitkräften rechnen konnte, waren die Anhänger Karadzics demzufolge nie so mächtig und einflussreich, um ihm diesen Schutz bieten zu können.
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