Geleitet von Christian Devigili mit Unterstützung seines Bruders, dem ehemaligen Vorarlberger Karate-Weltmeister Daniel Devigili, verbrachte die Mannschaft bei Temperaturen von -5° und einer Neuschneedecke von bis zu 50 Zentimetern die letzten zwei Tage in den Bergen. Mit dabei auch die beiden Vorarlberger Radprofis Harald Morscher, Österreich-Rundfahrtsieger 1994, und der junge Röthner Philipp Ludescher.
Stundenlange Schneemärsche, Abseilen über Steilwände und Extremklettern prägten das “härteste Teambuilding, das wir bislang hatten”, wie Team Manager Thomas Kofler beim Abschluss in der Hospiz St. Christoph gesteht. Bis Freitag Mittag bleibt die Mannschaft im noblen Hotel am Arlberg. Kofler: “Es sind die seltenen Tage im Jahr, an denen die gesamte Mannschaft zusammen ist.”
Zum ersten Mal hatte das Team Vorarlberg-Corratec vor der Saison 2007 eine solche Teambuilding-Woche als erste Zusammenkunft des neuen Kaders durchgeführt. “Man lernt sich schnell kennen, auch die sonst versteckten Seiten der Kollegen”, streicht Kofler die Vorteile der Aktion hervor. “Wenn man bei widrigen Verhältnissen draußen zusammen Aufgaben in Extremsituationen lösen muss, schweißt das ungemein zusammen. Schon bevor überhaupt der erste Meter am Rad gefahren ist, wissen die Jungs genau, wie die anderen ticken.”
Dienstag um 7 Uhr früh, rechtzeitig mit dem ersten Schnee, versammelten sich die 24 Teilnehmer vor dem Rad Haus Rankweil, um zu Fuß zur Kapfwand, einem der härtesten Klettersteige der Ostalpen, aufzubrechen. “Ich weiß selber noch nicht, was genau am Programm steht”, gab Team Manager Thomas Kofler vor dem Abmarsch zu. “Expeditions-Leiter” Christian Devigili ließ sich von niemandem in die Karten schauen. “Nur so viel sei verraten: Die Jungs werden am Abend am Zahnfleisch daher kriechen.”
Der Aufstieg über die Kapfwand prüfte bereits den Mut aller Beteiligten. “Eine frühe Bewährungsprobe für das junge Team”, wie Routinier Harald Morscher erzählt, “vor allem für jene, mit Höhenangst. Das größte Problem war aber die Absicherung mit den halb gefrorenen Fingern.” Thomas Kofler: “Alle haben sich gegenseitig Mut zugesprochen und gemeinsam diese erste Aufgabe mit Bravour bewältigt. Solche Erlebnisse lassen ein Team zusammenrücken.” Durch den Neuschnee jagte Christian Devigili das Team Vorarlberg-Corratec dann auf die Hohe Kugel auf über 1.600 Meter Meereshöhe. Dort gab es eine Überraschung: Formel 1-Fahrer Christian Klien erwartete die Radsportler bereits am Gipfel, um den weiteren Weg bis zum Nachtlager auf der Staffelalpe mit ihnen zusammen zurückzulegen. Klien, im Heeressportzentrum Dornbirn Schützling von Kommandant Daniel Devigili, hatte das Team Vorarlberg-Corratec bereits im letzten Jahr beim Teambuilding begleitet und als Fan bei der Österreich-Rundfahrt in Dornbirn besucht. “Nach 27 Kilometer Fußmarsch haben wir dann bereits in der Dunkelheit endlich die Hütte erreicht”, schildert Morscher seine härteste Erfahrung. “Knapp sieben Stunden waren wir unterwegs – ich spüre meine Beine noch immer nicht. Aber so hatten wir genügend Zeit, uns gegenseitig kennen zu lernen. Schon am ersten Abend hat man gemerkt, dass eine gewisse gegenseitige Nähe da ist. Das ist sehr positiv.”
Mittwoch Morgen stand nach einem deftigen Ribel-Frühstück schon der nächste Gipfelsturm auf dem Programm, diesmal auf den First. “Der Schnee machte das Gehen doppelt schwer, aber das herrliche Winter-Wetter und die Aussicht belohnten die Mühen”, kann Morscher die Erlebnisse jetzt genießen. Nach dem Abstieg wartete Daniel Devigili in Fraxern bereits mit einigen Geschicklichkeitsübungungen und einem Karate-Schnupperkurs, “um den Kampfgeist in den Fahrern zu wecken.” Mit einer Wanderkarte als einziger Hilfe fand das Team dann am Abend den Weg zurück nach Rankweil. Zur Hospiz St. Christoph musste dann aber nicht mehr gewandert werden. Dem Kommando von Christian Devigili bereits entzogen, organisierte Thomas Kofler die Anreise mit Autos.
“Den Nachmittag in der Hospiz hatten wir dann zum Regenerieren und Wellnessen zur eigenen Verfügung”, erzählt einer der “Neuen” im Team, Werner Salmen. Der 49-jährige Dortmunder kommt vom deutschen Continental-Team Nutrixxion und ist 2010 hauptverantwortlicher Sportlicher Leiter bei der “Ländle-Equipe”. Auf die Arbeit mit seiner neuen Mannschaft freut er sich schon. “Breit aufgestellt, mit einer guten Mischung zwischen Jung und Alt. Für die jungen österreichischen Fahrer ist es eine optimale Umgebung. Sie können von den Routiniers viel lernen.”
Einer dieser Jungen ist Philipp Ludescher. Der 22-Jährige, der 2006 aus der hauseigenen Talentschmiede RV Schwalbe Rankweil ins Profi-Team gezogen wurde, sieht als Vorarlberger eine besondere Verpflichtung in seiner bereits fünften Saison als Profi. “Ich will nun vor allem bei den Klassikern im Frühjahr zeigen, was ich drauf habe. Seit diesem Herbst arbeite ich mit einem neuen Trainer zusammen und werde auch meine Saisonplanung komplett umstellen”, schildert der großgewachsene Rouleur. “Mein Jahr wird straffer geplant sein und den Fokus im Frühjahr haben. Meine großen Ziele sind die Rennen in Belgien im April und natürlich ein Startplatz für die Österreich-Rundfahrt.”
Donnerstag Nachmittag stehen in St. Christoph noch organisatorische Besprechungen auf dem Programm. Neben Details zum Rennkalender wird dabei auch in Anwesenheit eines Corratec-Vertreters das Material für die neuen Fahrer angepasst.
“Das Teambuilding hat sich bereits in den letzten Jahren bewährt, und in diesem Jahr habe ich ein besonders gutes Gefühl was den Teamspirit anbelagt”, ist Thomas Kofler zufrieden. “Für die Integration der Neuen ist es das Beste, was man machen kann”, stimmt der neue Directeur Sportif, Werner Salmen, zu. “Eine lässige Geschichte.”
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