Putin gibt Europa die Schuld an anhaltendem Krieg

Russland verfüge über genügend Soldaten, um den Kampf in der Ukraine fortzusetzen, sagt Putin bei einer Diskussionsrunde in Sotschi. Daher solle die Ukraine verhandeln. Es gebe zwar auch Deserteure in Russland, aber nicht so viele wie in der Ukraine. Russland Truppen rückten an allen Frontgebieten vor.
Putin sagte, die ukrainischen Streitkräfte litten unter einem gravierenden Mangel an Personal und unter Fahnenflucht. Russland kontrolliere fast die gesamte Provinz Luhansk, etwa 81 Prozent der Region Donezk und etwa 75 Prozent der Regionen Saporischschja und Cherson. Moskau hatte 2022 die Annexion der vier Regionen für sich beansprucht.
Putin droht mit Schlägen gegen ukrainische AKW
Putin drohte mit Schlägen gegen ukrainische Kernkraftwerke, wenn die Ukraine nicht ihre angeblichen Attacken gegen das russisch besetzte AKW Saporischschja einstellt. Er warf der ukrainischen Armee, zwar nicht das AKW direkt, aber dessen Umfeld mit Artillerie zu beschießen. So sei die letzte Hochspannungsleitung zum Kernkraftwerk Saporischschja zerstört worden, das derzeit nur noch mit Strom aus Dieselgeneratoren gekühlt werde.
"Das ist ein gefährliches Spiel", so Putin. Die Ukrainer sollten an ihre anderen Kernkraftwerke denken. "Was hindert uns daran, symmetrisch zu reagieren?", fragte der Kremlchef. Vorwürfe der Kiewer Seite, Russland beschieße selbst das von ihm besetzte AKW Saporischschja, seien Unsinn. Die Notlage ohne Strom in Saporischschja, der größten Atomanlage Europas, dauert schon seit dem 23. September an. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA ist besorgt.
"Würden auf Provokationen schnell antworten"
Russland würde auf eine westliche Provokation schnell reagieren. Wenn jemand noch immer den Wunsch habe, sich mit Russland militärisch zu messen, dann solle er es versuchen, sagte Putin. Die Gegenmaßnahmen Russlands würden nicht lange auf sich warten lassen. Moskau werde schnell antworten, wenn es glaube, dass Europa es provoziere. Die russischen Streitkräfte rückten an der gesamten Front in der Ukraine vor. Zudem kämpfe fast das gesamte von den USA geführte NATO-Bündnis nun gegen Russland.
Putin äußerste sich zudem zu den jüngsten Darstellungen von US-Präsident Donald Trump, Russland sei ein "Papiertiger": "Wenn wir mit dem gesamten NATO-Block kämpfen, uns bewegen, vorrücken und uns zuversichtlich fühlen, und wir ein 'Papiertiger' sind, was ist dann die NATO selbst?". Trump hatte sich vergangene Woche stärker als zuvor an die Seite der Ukraine im krieg mit Russland gestellt.
Nachdem Trump zuvor erklärt hatte, die Ukraine solle für einen Frieden mit Moskau auf Gebiete verzichten, hatte er nun gesagt, die Ukraine könne ihr gesamtes Territorium von Russland zurückgewinnen. Dabei hatte er Russland als "Papiertiger" bezeichnet.
Trump zuletzt von Putin enttäuscht
Zuletzt hatte Trump versucht, eine friedliche Lösung auszuhandeln. Nach mehreren Monaten Verhandlung zeigte sich Trump zuletzt enttäuscht über Putin, der seinen Worten zufolge den Krieg hätte beenden können, wenn er gewollt hätte.
Russland hat bisher kein Entgegenkommen in den Verhandlungen mit der Ukraine gezeigt. Moskau bleibt bei seinen Maximalforderungen, die neben einem Verzicht Kiews auf einen NATO-Beitritt auch den Verzicht der Ukraine auf eigene Gebiete umfassen.
"Warum will Deutschland stärkste Armee Europas?"
Putin kündigte auch Reaktionen auf die Aufrüstung der europäischen Staaten an. "Wir verfolgen die immer stärkere Militarisierung Europas aufmerksam", sagte er. "In Deutschland heißt es zum Beispiel, dass die deutsche Armee die stärkste in Europa werden soll. Also gut. Wir hören das, schauen, was damit gemeint ist", sagte Putin. "Niemand zweifelt, dass Schritte Russlands, Gegenmaßnahmen Russlands nicht lange auf sich warten lassen." Details nannte er nicht.
(APA/dpa/Reuters)
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