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Puppen suchen Spieler: Theaterverein sucht Nachfolger

Das Lustenauer Marionettentheater steht vor einem Generationenwechsel. Nach über 50 Jahren sucht der traditionsreiche Verein nun dringend neue Mitglieder – oder eine ganze Gruppe, die das einzigartige Kulturerbe übernimmt.

Ein Theater mit Fäden und Herz

„Wir sind das letzte seiner Art in Vorarlberg.“ Wenn Astrid Übelhör, langjährige Spielerin und engagiertes Vereinsmitglied, über das Lustenauer Marionettentheater spricht, klingt Stolz mit – aber auch Sorge. Denn das traditionsreiche Ensemble, das seit Jahrzehnten Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubert, steht an einem Wendepunkt: Die Generation der Spielerinnen und Spieler geht langsam in den wohlverdienten Ruhestand. Doch wer übernimmt?

Von Frau Holle bis Momo

Seit über fünf Jahrzehnten bringen die Puppenspielerinnen und -spieler des Vereins klassische Geschichten wie „Frau Holle“, „Die kleine Hexe“ oder „Momo“ auf die Bühne. Geführt an feinsten Fäden, mit detailverliebten Kulissen und liebevoll eingesprochenen Texten, entsteht auf der Bühne ein ganz besonderer Zauber. „Das ist keine Kasperltheater mit Handpuppen – das ist feines Marionettenspiel, das jung und alt berührt“, sagt Übelhör.

Die letzte Aufführung war 2022. Damals zeigte man „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler – ein Stück, das viele Zuschauerinnen und Zuschauer noch heute in Erinnerung haben. Doch seither ist es still geworden im kleinen Theaterraum.

Acht Mitglieder über 70 – und kein Nachwuchs in Sicht

Der Grund ist ein einfacher: Die Mitgliederzahl ist geschrumpft. Von einst dutzenden Aktiven sind nur noch rund zehn übrig – acht davon sind über 70 Jahre alt. Zwei jüngere Mitglieder, selbst schon in den Vierzigern, wollen oder können das Theater nicht übernehmen.

„Wir haben alles versucht“, sagt Übelhör. „Wir haben junge Eltern, Omas, Theaterinteressierte angesprochen, aber es ist schwierig.“ Die Zeiten haben sich geändert. Feste Probenzeiten, regelmäßiges Engagement – all das ist für viele junge Menschen heute nicht mehr selbstverständlich.

Ein komplettes Theater wartet auf ein neues Zuhause

Dabei wäre alles da. Sieben vollständige Stücke mit Tonaufnahmen, Requisiten, handgefertigten Puppen und einer voll ausgestatteten Bühne stehen bereit. „Wir haben ein komplettes Theater-Ensemble in Kisten verpackt – alles liebevoll über Jahre erarbeitet“, erklärt Übelhör. Selbst Regieanweisungen, Videos früherer Aufführungen und Spielanleitungen sind vorhanden.

Einzige Herausforderung: Die Bühne braucht Platz – rund 4,20 Meter Höhe und ausreichend Raum für bis zu zehn Mitwirkende hinter und über der Bühne.

Ideal als Projektgruppe oder neues Theaterteam

Der Verein sucht nicht nur Einzelpersonen, sondern auch gerne eine Gruppe, die das Theater übernimmt. Denkbar sei auch ein Projektformat – etwa mit Aufführungen im Frühling und Herbst. „Man muss das nicht das ganze Jahr machen“, sagt Übelhör. „Zwei Produktionen pro Jahr wären realistisch – mit Vorbereitungszeit und Proben davor.“

Gefragt sind neben Marionettenspielerinnen und -spielern auch Menschen für Technik, Ton, Licht, Regie und Bühnenumbau. „Ab zehn Leuten kann man ein Stück gut stemmen“, meint Übelhör.

Ein Kulturschatz, der nicht verloren gehen darf

Dass das Theater eine Zukunft verdient, davon ist Übelhör überzeugt. „Die Reaktionen nach jeder Vorstellung waren überwältigend – nicht nur von Kindern, auch von Erwachsenen. Viele sagen: So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Die Faszination für das filigrane Spiel sei ungebrochen – wenn man sie nur erleben könne.

Noch besteht Hoffnung. Der Verein will nicht zusehen, wie Puppen, Kulissen und Bühne in alle Winde verstreut werden. Die Vision: Eine neue Gruppe – vielleicht in einer anderen Vorarlberger Gemeinde – übernimmt das Erbe und haucht dem Theater neues Leben ein.

Wer sich angesprochen fühlt, kann sich direkt über die Homepage des Lustenauer Marionettentheaters melden. Gesucht wird kein Perfektionismus, sondern Leidenschaft – und Menschen, die bereit sind, das letzte Marionettentheater Vorarlbergs in die nächste Generation zu führen.

Quelle: LÄNDLE TV

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