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Pulverfass Osteuropa

Als "derzeit noch kontrollierbar" bewertete OeNB-Generaldirektor Ewald Nowotny gestern das Risiko jener österreichischen Banken, die in Osteuropa 230 Mrd. Euro an Krediten aushaften haben und um deren Einbringlichkeit – die Wirtschaftskrise traf inzwischen auch diesen Wirtschaftsraum voll – inzwischen Regierung und sogar EU-Gremien besorgt sind.

Unter jenen neun westeuropäischen Großbanken, die jetzt in Sachen Osteuropa-Kredite einen offiziellen Hilferuf an EU und IWF ergehen ließen, befinden sich auch die österreichischen Finanzkonzerne Raiffeisen International und Erste Group – beide sind überproportional in CEE engagiert. Heißt das, dass im Fall eines Milliarden schweren Wertberichtigungsbedarfs auch Raiffeisen Vorarlberg und die Vorarlberger Sparkassen zum Handkuss kämen? Dazu Sparkassen-Sprecher und Sparkasse-Dornbirn-Vorstandschef Werner Böhler: „Wir haften nur für das Österreich-Geschäft der Erste Bank mit, nicht für die Ostgeschäfte der Erste Group. Deren Chef Treichl ortet ein höheres Risiko bei Tschechien und Slowakei, die über ihre Auto-Cluster extrem vom Ausland abhängig sind. Für Ungarn und Rumänien erkennt er jedenfalls heute weniger Verlustpotenzial”, sagte Böhler, demzufolge die Erste die für 2008 definierte Ergebnisvorgabe erreichen wird. Wilfried Hopfner, Vorstandschef der Raiffeisen-Landesbank, bestätigte eine indirekte Haftung „im Fall des Falles”. Denn die RLB ist zu 4,75 Prozent an der RZB beteiligt, die wiederum 70 Prozent an Raiffeisen International hält. Hopfner: „Vom Wirtschaftswachstum in Osteuropa, das österreichische Banken entscheidend mitfinanzierten, profitierte auch die EU. U. a. durch den so gestifteten sozialen Frieden und die auf die Art vermiedene Migration von Osteuropäern in den Westen. Also stünde es auch Brüssel gut an, Österreich nicht sich allein zu überlassen, wenn’s wirklich ganz dick kommen sollte.” Industrielle Investoren aus Vorarlberg denken auch nicht an Rückzug. Roman Rauch hält aber für wahrscheinlich, dass die Krise den dortigen Privatkonsum bremsen wird. Und Rondo-Chef Dieter Gruber meinte, dass „es vorübergehend einstellige Wachstumsraten auch tun müssen”. Ihre Investitionspläne ziehen beide Unternehmen konsequent durch.

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