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Nach Prügelaffäre mit Dominic Heinzl: Abgefahrener Zeugenauftritt von Sido

Sido vor dem Verhandlungssaal
Sido vor dem Verhandlungssaal ©APA/Herbert Pfarrhofer
Wien - Der deutsche Rüpel-Rapper Sido, mittlerweile auch schon fast 34 Jahre alt, gab sich im Zeugenstand als jugendlicher Revoluzzer - was zumindest die im Saal anwesenden jungen Rechtspraktikantinnen zum Kichern fanden.
Heinzl: 3.500 Euro Entschädigung

Sido, der im Vorfeld jedweden direkten Kontakt mit Richter Stefan Romstorfer verweigert und die für seine Ladung erforderlichen Formalitäten seinem Anwalt überlassen hatte, scherzte zunächst mit dem zuvor vernommenen Dominic Heinzl, nachdem er im Verhandlungssaal Platz genommen hatte: “Und, wie sieht es aus? Gewinnst du heute?” Sodann ließ er den Richter wissen: “Ich werde nichts sagen. Ich mache von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.”

Sido vor Gericht: “Sperren Sie mich ein!”

Auf Belehren des Richters, dass dies nur bedingt möglich sei, wurde Paul Hartmut Würdig – so der bürgerliche Name des Musikers – laut: “Dann würde ich gern meinen Anwalt anrufen, bevor ich weiterrede.” Und weiter: “Ich habe ein Zeugnisverweigerungsrecht! Sperren Sie mich ein! Ich sag nix!” Darauf befand der Richter staubtrocken: “Ich brauch ihn eigentlich gar nicht”, womit er Sido sichtlich irritierte.

Sido verweigert die Aussage

Zum Glück gab es noch den “News”-Anwalt Gerald Ganzger, der unverdrossen versuchte, dem Rapper die eine oder andere Antwort zu entlocken. Er biss jedoch auf Granit. “Entweder Ihr entlasst mich aus dem Gerichtssaal oder Ihr verhaftet mich”, stellte Sido fest. Da lachten die Rechtspraktikantinnen, die sich im Publikum eingefunden hatten, um einmal eine Art Mann aus nächster Nähe zu sehen, den man am Juridicum wahrscheinlich nicht kennenlernt. Heinzls Anwalt Michael Rami blieb dafür gelassen: “Ich wär’ für entlassen, Herr Rat.” Tatsächlich wurde Sido vom Richter gleich darauf nach Hause geschickt.

Rapper schlug vor laufender Kamera zu

Zuvor hatte Dominic Heinzl eingehend geschildert, wie es zu dem Faustschlag gekommen war. Sido habe ihn während der Livesendung “Hampel” genannt und nach der Show mit der Bemerkung “Na, da ist er schon wieder, der Hampel” begrüßt. Er habe Sido daraufhin “Depp” zugerufen. Wenig später habe ihm Sido ins Ohr geflüstert, er werde ihm “eine auf die Fresse geben” und Beleidigungen gegen seine, Heinzls, Mutter ausgestoßen: “Darauf habe ich gemeint, er ist ja geisteskrank. Sekunden später war dieser Vorfall. Ich hab’ plötzlich den Schlag gespürt und hab’ mich am Boden wieder gefunden.”

Kräftiger Schlag von Sido

Sido sei “mächtig erregt” gewesen, sagte Heinzl: “Wenn’s nur eine Ohrfeige gewesen wär’, hätt’ ich nicht geglaubt, dass ich so schwach konstitutionell bin und es mich umhaut.”

Heinzl hat nicht simuliert

Der Psychiater Wolfgang Soukop schloss in seinem Gutachten “ein bewusstes, simuliertes Zusammenfallen” aus: “Die Art der Verletzung (Heinzl hatte eine Prellmarke am Kopf erlitten, Anm.) und der Bewegungsablauf spricht gegen ein bewusstes Hinfallen.” Vielmehr habe Heinzl den Schlag als “Demütigung, narzisstische Kränkung” erlebt und sei “in einer dissoziativen Reaktion” aus “allen Wolken gefallen”, so der Sachverständige. Es habe sich somit um eine “psychoreaktive, dynamische Störung, die zum Sturz geführt hat” und damit “ein dem Bewusstsein entzogenes Ereignis” gehandelt. Eine Ohnmacht habe der Schlag wohl nicht bewirkt, meinte Soukop: “Er war benommen im Sinne von ratlos.”

(APA)

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