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Prozessstart gegen "Aula"-Chefredakteur in Graz

Vorerst neun Verhandlungstage geplant
Vorerst neun Verhandlungstage geplant ©APA/KARIN ZEHETLEITNER
Der ehemalige Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift "Aula" muss sich ab 15. September im Grazer Straflandesgericht unter anderem wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verantworten. Martin Pfeiffer soll laut Anklage zumindest von 2005 bis Juni 2018 - teilweise auch als Autor der in der Zeitschrift publizierten Beiträge - "nationalsozialistische Propaganda-Stereotype" verwendet haben. Die Anklage listet rund 250 Beispiele auf von Rassenlehre bis Antisemitismus.

Pfeiffer, der zu seiner Zeit als Chefredakteur auch FPÖ-Bezirkspolitiker in Graz war, soll etwa Rassismus, Herrenrassen- und völkisches Denken sowie einen biologisch-rassistischen Volksbegriff und nationalsozialistische Rassentheorien propagiert haben. Es wurden Begriffe wie "rassisch Minderwertige" verwendet sowie "Rassenmischung" durch Integration als Gefahr und "Europide" als Vertreter einer überlegenen Rasse dargestellt. Personengruppen wurden laut Anklage im "Aula"-Jargon als "Neger" oder "Zigeuner" bezeichnet. Über sie wurde vorwiegend negativ berichtet und gehetzt. Sie wurden pauschal als kriminell, arbeitsscheu und minder intelligent dargestellt, so der Vorwurf des Anklägers.

"Aula"-Buchdienst für Literatur und Ton- und Bildträger

Weiter wurde das "Jüdische" als Gefahr dargestellt und vor der "Judaisierung der Welt" gewarnt. Nationalsozialismus, Führungspersönlichkeiten und Mitglieder der NSDAP, Nazikämpfer und die Nazi-Wehrmacht sollen verteidigt und glorifiziert worden sein. Zudem sei der Genozid an den europäischen Juden (Holocaust) und anderen durch das NS-Regime verfolgten Gruppen relativiert und Partei für verurteilte Holocaust-Leugner ergriffen worden sein. In der "Aula" soll auch die grausame Realität in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern beschönigt worden sein.

NS-Propagandamaterial gleichkommende Literatur und Ton- und Bildträger über Führungspersönlichkeiten und Mitglieder der NSDAP wurden beworben und über den "Aula"-Buchdienst zum Kauf angeboten, so die Anklage. Vorgeworfen wird auch, dass Neonazis, neonazistischen Gruppierungen und verurteilten Holocaustleugnern eine Plattform geboten und Sympathien für deren Ideologie zum Ausdruck gebracht und das Verbotsgesetz unsachlich kritisiert und dessen Abschaffung gefordert wurden.

Prozess mehrere Tage im großen Schwurgerichtssaal

Der Prozess gegen Pfeiffer ist für zumindest für zwei Wochen anberaumt und findet ab 15. September beinahe täglich im großen Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts in Graz statt. In der ersten Woche will sich der Richter ausschließlich mit der Befragung des Angeklagten beschäftigen. Am Montag, 22. September, sollen erste Zeugen befragt werden. Für den 24. September sind die Schlussvorträge geplant und ein Urteil könnte am 26. September fallen. Vorerst sind neun Prozesstage geplant. Die "Aula" wurde übrigens 2018 eingestellt. Von der Nachfolgezeitschrift "Neue Aula" erschien nur eine Ausgabe.

(APA)

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