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Prozessbeginn im Wienerwald-Mord: Geldverleiher erschlagen und zerstückelt

Der Angeklagte im Wienerwald-Mord in Wien vor Gericht
Der Angeklagte im Wienerwald-Mord in Wien vor Gericht ©APA
Im sogenannten "Wienerwald-Mord" stand am Donnerstag ein 38-jähriger Hausmeister in Wien vor Gericht. Dem Mann wird zur Last gelegt, seinen Geldverleiher bei einem Streit um Schulden mit einm Hammer erschlagen, zerstückelt und seine Leiche am Wienerwaldsee entsorgt zu haben. Der 38-Jährige zeigte sich zu den Vorwürfen geständig.
Prozess-Auftakt in Wien
Anklage wegen Mordes
Tatwaffe war Hammer
Selbstmord-Plan nach Tat
Polizei hat Verdächtigen verhaftet
50.000 Euro erpresst
Auto des Opfers entdeckt
Leichenteile am See gefunden

Am Donnerstag hat sich ein 38-jähriger Mann wegen Mordes an seinem Geldverleiher im Wiener Landesgericht verantworten müssen. Dem Hausmeister eines großen Wiener Spitals wurde vorgeworfen, den Autohändler im Juli 2012 bei einem Streit um Schulden mit dem Hammer erschlagen, seine Leiche zerteilt und am Wienerwaldsee bei Tullnerbach (Bezirk Wien-Umgebung) abgelegt zu haben.

Der Angeklagte bekannte sich vor Gericht schuldig. Für den bisher unbescholtenen Zika M. geht es um bis zu 20 Jahre oder lebenslange Haft. Ein Urteil wird noch am Donnerstag erwartet.

Autohändler verlieh regelmäßig Geld

Seit Jahren kannten sich der 39-jährige Beschuldigte und sein 55-jähriges späteres Opfer Milos N. Im Freundeskreis war bekannt, dass der Autohändler Geld verlieh, wenngleich auch zu hohen Zinsen von zehn bis 15 Prozent. Da Zika M. sein Gehalt gerne verspielte und sich auch bereits von seinen Arbeitskollegen Geld geborgt hatte, nahm er das Angebot des 55-Jährigen an.

Zunächst ging es um Beträge von rund 1.000 Euro, doch schon bald hatte der Schuldenstand 21.000 Euro erreicht, erklärte der Angeklagte vor Gericht (Vorsitz: Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber). Obwohl Zika M. dem Autohändler monatlich 100 bis 150 überwies, war das dem 55-Jährigen zu wenig. Auf dem Autoplatz kam es zum Streit, man vereinbarte am 2. Juli 2012 ein Treffen, bei dem Zika M. seine Schulden begleichen sollte.

So kam es zu dem Streit mit Todesfolge

Bei der Zusammenkunft in der Wohnung des Angeklagten kam es allerdings erneut zu einer Auseinandersetzung, Milos N. setzte den 38-Jährigen unter Druck, sollte er ihm nicht innerhalb der nächsten drei Monate den noch ausstehenden Betrag zurückzahlen, würde er ihm sein Haus in Serbien überschreiben müssen. Aus Angst vor den Drohungen hatte sich Zika M. für das Gespräch einen Vorschlaghammer zurechtgelegt, mit dem er zuschlug, nachdem der 55-Jährige laut wurde und mit der Faust auf den Tisch schlug. “Ich war so verängstigt”, sagte Zika M. “Er war so wütend.”

Milos N. habe verlangt, dass die Frau des 38-Jährigen als Prostituierte arbeiten soll, um die Schulden zu begleichen. “Er hat gesagt, wenn du kein Geld hast, dann mach einen Banküberfall”, so der Angeklagte. Laut eigenen Angaben schlug der 38-Jährige mehrmals mit dem Hammer auf den 55-Jährigen ein, die Schläge hatten laut Gutachten acht Rissquetschwunden und ein tödliches Schädel-Hirn-Traum zur Folge. “Er hat erst aufgehört, als sein Opfer zu Boden ging”, sagte Staatsanwalt Gerd Hermann.

Hausmeister zerstückelte Leiche

Laut dem Ankläger war Zika M. danach kurz ins Stiegenhaus gegangen, kehrte jedoch wieder zurück und stach dem 55-Jährigen mit einem Messer in den Hals, um sicher zu gehen, dass er tot war. Danach halbierte er die Leiche, um den Transport aus dem Haus zu erleichtern. Im Bad zerstückelte Zika M. den Geldverleiher und verbrachte ihn in Müllsäcke, um ihn in den Keller zu schaffen. Mit 100 Euro, die der Hausmeister in der Tasche des 55-Jährigen gefunden hatte, ging er zu einem Baumarkt, um eine Transportrodel und Umzugskartons zu besorgen. Damit verschaffte er die Leiche in einen Kastenwagen, den er sich vom Sohn der Freundin des Opfers Tage zuvor ausgeliehen hatte. Damit brachte er den Toten in den Wienerwald, wo er zwei Tage später entdeckt wurde.

Aufgeflogen war die Geschichte, weil Zika M. kurz nach dem Mord mit dem Handy des Opfers bei dessen 31-jährigen Sohn anrief und mit verstellter Stimme angab, der Autohändler sei von Albanern in den Kosovo entführt worden. Wenn die Familie 50.000 Euro zahlt, dann würde dem 55-Jährigen nichts passieren. Als die Leiche gefunden wurde, unternahm der 38-Jährige einen Selbstmordversuch und erklärte in einem Abschiedsbrief an seine Familie, dass er ebenso wie der Autohändler entführt worden war, die Albaner hätten Milos N. ermordet und er hätte die Leiche beseitigen müssen.

Familie wusste nichts von Kreditgeschäften

Sichtlich gezeichnet sagte die Familie des ermordeten Autohändlers vor Gericht aus, die offensichtlich nichts von den Geldverleihergeschäften des Familienoberhaupts gewusst hatte. Der 31-jährige Sohn brach immer wieder in Tränen aus. Er hatte seinen Vater einen Tag nach dem Mord als vermisst gemeldet. Bevor er den vermeintlichen Entführungsanruf entgegennahm, hatte er noch angenommen, dass der 55-Jährige wegen seines hohen Zuckers in einem Wiener Spital liegt. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Autohändler längst tot.

Die Entführer wollten 50.000 Euro und keinen Kontakt zur Polizei, sagte der Sohn aus. “Sie haben gesagt, ‘wir wissen, dass du eine Tochter hast. Grüß sie von uns'”, schilderte der 31-Jährige unter Tränen. Er und seine Mutter befinden sich seit Monaten in psychiatrischer Behandlung und haben sich dem Verfahren als Privatbeteiligte angeschlossen. Für Begräbniskosten und Schockschaden verlangen sie eine Summe in der Höhe von 43.557,52 Euro, so ihr Anwalt. “Seitdem es passiert ist, geht es mir immer schlechter”, sagte die Ehefrau des Opfers.

Angeklagter fühlte sich bedroht

Der Angeklagte verantwortete sich damit, sich durch den Autohändler massiv bedroht gefühlt zu haben. “Er hat gesagt, ‘du wirst schon sehen wer meine Leute sind’, und dann habe ich zugeschlagen”, sagte er vor Richter Friedrich Forsthuber. “Aber zu drohen ist doch die Vorgehensweise von Geldeintreibern. Das ist doch normal. Was hat Sie so verängstigt?”, fragte der Vorsitzende. Er habe Angst um seine Frau und seine Kinder gehabt, sagte Zika M. Nachdem er nicht wusste, was er mit dem Leichnam machen sollte, “habe ich beschlossen, ihn in zwei Teile zu teilen, um ihn wegbringen zu können”.

“Das muss ja ausgesehen haben, wie auf einem Schlachtfeld”, so der Richter. “Ich habe alles aufgewischt”, sagte der 38-Jährige. Zum Reinigen habe er Putz- und Desinfektionsmittel seines Arbeitgebers, ein Wiener Spital, verwendet. Nachbarn beobachteten allerdings, wie der Mann mit einer Lastenrodel mehrere mit Klebeband fixierte Plastiksäcke wegbrachte. “Danach konnte ich nächtelang nicht schlafen und ich habe wenig gesprochen. Meine Frau hat mich immer wieder gefragt, was los ist”, sagte Zika M.

Wienerwald-Mord: Urteil noch heute

Dem psychiatrischen Gutachten zufolge hat der Angeklagte zwar eine Persönlichkeitsstörung, ist jedoch zurechnungsfähig. Der Gutachter attestierte ihm eine gute Zukunftsprognose. Mit einem Urteil wird noch am Nachmittag gerechnet.

(apa/red)

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