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Prozess: Grasser-Anwalt "grillte" Steuerberater

Grassers Flugzeug hatte verspätet
Grassers Flugzeug hatte verspätet
In der Zivilrechtsklage von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser gegen dessen ehemaligen Steuerberater Peter Haunold hat sich am dritten Verhandlungstag Grasser-Anwalt Dieter Böhmdorfer den Berater zur Brust genommen. Während Böhmdorfer zuletzt der Gegenseite vorwarf, Grasser mit immer den gleichen Fragen zu konfrontieren, setze Böhmdorfer am Donnerstag auch auf diese Taktik.


Unter Protest der Anwälte von Haunold bzw. dessen Arbeitgeber, die internationale Steuerberatungsagentur Deloitte, wollte Böhmdorfer wissen wie Haunold seine eigene Stiftung namens Cinderella angelegt hat und ob er diese gleich den Finanzbehörden offen gelegt hatte. Hanuold betonte, dass der wesentliche Unterschied zwischen seiner Stiftung von Grasser der ist, dass er sich an die gesetzlichen Vorgaben gehalten habe.

Er habe nämlich in seiner intransparenten Stiftung keine Aktivbezüge geparkt – im Gegensatz zu Grasser. Auch habe er – gesetzestreu – keinen Einfluss auf die Stiftung genommen – ebenfalls im Gegensatz zum Ex-Finanzminister. Dabei habe Grasser noch gesagt, “er will nicht in eine Androsch-Situation kommen”. Er habe Grasser daraufhin gewarnt, dann müsse er entweder alles in Österreich versteuern oder dem Finanzamt schon von Beginn an die Stiftung und die weiteren Gesellschaften offenlegen.

Haunold wiederholte, er habe Grasser auf mögliche steuerrechtliche Probleme hingewiesen – allerdings nur mündlich. Woraufhin Ex-Justizminister Böhmdorfer die Glaubwürdigkeit von Haunold in Zweifel zog. Laut Haunold warnte er Grasser bei den sogenannten “Vertriebsprovisionen”, die von der Meinl Bank Antigua in Millionenhöhe an eine Grasser-Gesellschaft auf den British Virgin Islands und dadurch in die Liechtensteinische Stiftung flossen – vorbei an der österreichischen Finanz.

Danach ging Böhmdorfer einzelne Rechnungen mit dem Steuerberater akribisch genau durch. Der Rechtsanwalt der beklagten Agenntur Deloitte, Verfassungsrichter Christoph Herbst, versuchte Böhmdorfer in die Schranken zu weisen.

Nach fast vier Stunden hatte Haunold die intensive Befragung hinter sich. Zeitgleich gab Böhmdorfer bekannt, dass Grasser nun zum Flieger müsse – falls noch jemand schnell Fragen an ihn habe. Grasser war heute eine gute Stunde zu spät gekommen da des am Flughafen Innsbruck wetterbedingt zu Verspätungen gekommen sei. Grasser hat seinen Hauptwohnsitz in Kitzbühel (Tirol).

Der nächste Verhandlungstag am Wiener Handelsgericht findet am 8. Jänner statt. Böhmdorfer hat heute beantragt, dass zwei Stiftungsvorstände der Waterland-Stiftung von Grasser als Zeugen geladen werden – um allerdings gleich hinzuzufügen dass es sehr unsicher ist, dass die Zeugen von Liechtenstein nach Wien kommen werden. Replik von Richter Manuel Friedrichkeit: “Na so weit weg ist das ja nicht.” Nach Österreich zwingen könne er die Liechtensteiner aber nicht.

Am 8. Jänner sollen drei Rechtsvertreter als Zeugen zum Thema einer möglichen Verjährung aussagen, offen ist noch ob sie von der Klägerseite – also von Grasser – von der Verschwiegenheit entbunden werden. Danach will der Richter über eine allfällige Verjährung des Verfahrens entscheiden.

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