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Provokante Bilder: Guy Bourdin im Kunsthaus Wien

Grellrotes Blut fließt aus einer Steckdose, daneben steht ein Schuh. Drei buntbestrumpfte Beine sind an ein Bahngleis gefesselt. Am Schauplatz eines Mordes zeugen nur noch ein Paar pinke Pumps von der Toten.

“Guy Bourdins Fotos markieren einen Paradigmenwechsel in der Modefotografie: von der Eleganz zur Provokation”, erklärte der Feuilletonchef des deutschen Modemagazins “Vogue”, Bernd Skupin, bei der Pressekonferenz zu Ausstellung “Guy Bourdin – A Message For You” im Kunsthaus Wien. Ab morgen, Donnerstag, (bis zum 22. Juni) sind die Bilder, in denen “Schrecken und Chic nicht mehr zu trennen” sind, zu sehen.

“Vieles von dem was wir hier sehen, kommt uns bekannt vor, es sind Ikonen, die von der Werbefotografie bis heute imitiert werden”, sagte der neue Kunsthaus-Direktor Franz Patay. Skupin erklärte, warum: “Seit Bourdin gibt es in der Modefotografie nichts wirklich Neues mehr.” Der 1928 geborene Pariser, der eigentlich mit Zeichnung und Malerei begonnen hatte, sorgte schon mit seinen frühesten Arbeiten für einen glatten Bruch. Models mit einem eleganten Hut posierte er statt vor dem Eiffelturm vor einer Reihe abgetrennter Kalbsköpfe, statt die Objekte durch Luxus und Ewigkeitswert begehrenswert zu machen, hob er ihre Frivolität, ihre Vergänglichkeit hervor. Spielte mit Machtfantasien, Ängsten und finsterer Erotik.

Eine nackte Frau posiert mit Gasmaske, grelle Farben betonen Lippen, Backenknochen und natürlich Lackschuhe einer nackten Toten. Für eine Werbekampagne von Charles Jordan Schuhe machte der 1991 verstorbene Bourdin den Fetisch zur Tugend und bannte seine Momentaufnahmen von Schuhwerk als Konzentrationspunkt einer surrealen Welt auf das flüchtigste aller Medien – auf eine Seite eines Hochglanzmagazins. “Er hat die Modefotografie beschlagnahmt um seine eigenen Ideen durchzusetzen”, so Skupin, “doch diese Ideen waren so verführerisch, dass sie über drei Jahrzehnte dankbar angenommen wurden.”

Ihre Ästhetik ist dabei nicht auf finstere Szenen beschränkt, ihre Hintergründe nicht auf Sex, Drogen und Mord. Auch sommerliche Wiesen finden sich da, auf denen Frauen ins Gras gestreckt liegen, mit der Kamera eingefangen, nachdem sie laufend hingefallen sind – kein Wunder mit diesen hochhackigen Schuhen – und deren rotes Haar sich mit dem grünen Gras in einer vom Wind gezogenen Umarmung verbindet. Doch nichts davon ist wirklich eingefangen, die Inszenierung leuchtet aus jeder Pose, die Requisite aus jeder Farbe – mit einer Perfektion, die ebenso fetischistisch anmutet wie ihre Motive. Schuhe als Objekte des Begehrens – ein altes Lied, das Frauen wie Männer singen können. Hier wird es seziert.

“Guy Bourdin – A Message For You”, 28. Feburar bis 22. Juni, täglich 10 bis 19 Uhr, Kunsthaus Wien http://www.kunsthauswien.at

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