Wie unverfroren Chinesen vorgehen, um westliche Mitbewerber auszutricksen sei es mit Fälschungen von Textilien, Schuhen, Software oder anderen Produkten haben auch Vorarlberger Erzeuger schon oft und leidvoll erfahren. Jetzt wurde bekannt: Nicht einmal ganze Seilbahnen sind vor den skrupellosen Plagiatoren sicher.
Der Geschäftsführer von Doppelmayr China, Ernst Nigg, bestätigte gestern auf Anfrage in Peking, dass mehr als 200 nachgemachte Doppelmayr-Anlagen im Reich der Mitte laufen. Diese Anlagen, nicht selten auf Basis gestohlener Pläne und Zeichnungen vom nächst besten Schlosser zusammengeschustert (Nigg), kosteten einen Betreiber ungefähr ein Zehntel jenes Preises, den ein Doppelmayr-Qualitätsprodukt (einschließlich Importabgaben) kostet. Doppelmayr dürfe trotzdem eigentlich über China nicht jammern: Wir haben hier heuer ein sehr gutes Jahr, Ende 2006 dürften wir 36 Liftanlagen installiert haben (Nigg).
Weil Verträge in China trotz dessen WTO-Mitgliedschaft selten das Papier wert sind auf dem sie stehen, und weil chinesisches Recht meist das ist, was dem chinesischen Staatsbetrieb oder joint-venture-Partner von (Streit-)Fall zu Fall recht ist, könne man mit juristischen Schritten gegen die Geschäftsschädiger praktisch nicht vorgehen. Die einzige gangbare Strategie bleibt eigentlich, mit jeder von uns errichteten Anlage den Beweis anzutreten, dass das Doppelmayr-Original in Wahrheit nicht kopierbar ist, konstatierte Nigg.
Und bei welchen Messkriterien klafft in der Praxis der größte Unterschied zwischen Original und Billigkopie? Geschäftsführer Nigg: Das fängt bei der Sicherheit an, indem z. B. dünnere, schwächere Rohre zum Einsatz gelangen, setzt sich bei Komfort und Funktionszuverlässigkeit fort und endet beim hoffnungslos unterentwickelten Service. Wenn so ein Lift den Geist aufgibt, wird er nicht repariert, sondern mitunter im Gelände stehen gelassen und daneben ein neuer gebaut.
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