Produktion von gefälschten Zigaretten blüht in Italien
Laut dem jüngsten Bericht der italienischen Steuerpolizei wurden im vergangenen Jahr 2.500 Tonnen Tabak beschlagnahmt; der geschätzte Umsatz beträgt 1,2 Milliarden Euro. Die Ermittler bezeichnen den neuen Tabakschmuggel als "Bankomat der organisierten Kriminalität". Auffällig seien dabei die hohen Einnahmen und die im Vergleich geringe Komplexität des Geschäfts.
Produktion direkt in Absatzmärkten
Im September entdeckten die Behörden in Cassino südlich von Rom die bisher größte illegale Tabakfabrik Europas. Drei Produktionslinien waren in der Lage, täglich rund sieben Millionen Zigaretten herzustellen. Auf das Jahr gerechnet entsprach dies 2,7 Milliarden Zigaretten mit einem Marktwert von etwa 900 Millionen Euro. Wenige Wochen später stießen Ermittler in der Provinz Turin auf ein kleines industrielles Netzwerk des Schmuggels aus fünf Produktionsstätten und zwei Lagern. Dabei wurden 230 Tonnen Tabak und 22 Tonnen bereits verpackter Zigaretten mit einem geschätzten Umsatzwert von 175 Millionen Euro beschlagnahmt. Ähnliche, wenn auch kleinere Betriebe waren zuvor in den Städten Foggia und Piacenza entdeckt worden.
Nach Angaben der Steuerpolizei verfolgen die am besten organisierten Gruppen zunehmend die Strategie, die Produktion direkt in den Absatzmärkten anzusiedeln. Dadurch entfallen Grenzkontrollen und Transportkosten. Auch Europol bestätigte diesen Trend: Die illegale Tabakproduktion finde zunehmend in modernen Anlagen nahe den Zielmärkten statt - vor allem in Nordeuropa, wo eine Zigarettenpackung teils mehr als doppelt so viel kostet wie in Italien und der Absatz gefälschter Ware entsprechend höhere Gewinne verspricht.
Banden aus Osteuropa am Werk
Hinzu kommen der Onlinehandel sowie der Verdacht, dass gefälschte Produkte teilweise auch in legale Vertriebswege gelangen. Die Lieferketten reichen überwiegend nach Südostasien und in den Balkanraum. In den italienischen Fabriken werden jedoch nicht nur Tabak, sondern auch alle übrigen Bestandteile wie Papier, Verpackungen und Etiketten aus verschiedenen Herkunftsländern zusammengeführt, berichteten die italienischen Behörden.
Überraschend für die Ermittler ist, dass die in Italien betriebenen illegalen Fabriken überwiegend von osteuropäischen Gruppierungen geführt werden - vor allem Rumänen, Moldauer und Ukrainer. Auch die in sklavenähnlichen Verhältnissen beschäftigten Arbeiter stammen überwiegend aus diesen Ländern.
(APA)
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