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Privat-Insolvenz-Flut im Ländle hält weiter an

Dramatische Zunahme an Privatinsolvenzen.
Dramatische Zunahme an Privatinsolvenzen. ©Symbolbild/Bilderbox
Experten sprechen von einer regelrechten Insolvenz-Flut: In Vorarlberg stiegen die Privatinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 118,5 Prozent (!) an. Dafür gibt es einen ganz bestimmten Grund.
Unter Tränen: Zech verkündet Insolvenzanträge

In Vorarlberg gibt es in den ersten neun Monaten des Jahres 472 eröffnete Privatinsolvenzen. Dies sind um 256 Verfahren mehr als im Vergleichszeitraum 2017, wie der KSV 1870 berichtet. Der Grund für die Insolvenzflut: Die im Frühjahr 2017 von der Bundesregierung angekündigten Gesetzesänderungen zur Erleichterung der Entschuldung bei Privatpersonen hielt eine Vielzahl von Schuldnern von der Stellung eines Insolvenzantrages ab.

Regelrechter Ansturm auf Bezirksgerichte

Auf diese Verlautbarung hin, brachen die Insolvenzzahlen in Vorarlberg geradezu ein. Die Erwartungen der Schuldner wurden vom Gesetzgeber auch erfüllt. Seit dem Inkrafttreten der Gesetzesänderung im Herbst 2017 kam es zu einem regelrechten Ansturm auf die Vorarlberger Bezirksgerichte, wie der KSV berichtet.. Durch das IRÄG 2017 wurde das Abschöpfungsverfahren von 7 auf 5 Jahre verkürzt und die sogenannte Mindestquote von 10 Prozent wurde gänzlich abgeschafft.

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KSV ©KSV

Neues Rekordhoch an Privatinsolvenzen

Im ersten Halbjahr waren es in Vorarlberg noch durchschnittlich 57 pro Monat eröffnete Schuldenregulierungsverfahren. Im zweiten Halbjahr gab es nurmehr durchschnittlich 39 eröffnete Insolvenzanträge pro Monat. Trotz dieser Entwicklung wird das Jahr 2018 zu einem neuen Rekordhoch bei den Privatinsolvenzzahlen führen.

Österreichweit zeigen sich starke Unterschiede zum Antragsverhalten der insolventen Personen. Das Bundesland Burgenland verzeichnet den höchsten Zuwachs an Privatinsolvenzen (+ 154,5 Prozent), gefolgt vom Bundesland Steiermark (+ 126,8 Prozent) und dem Bundesland Vorarlberg (+ 118,5 Prozent). Den geringsten Zuwachs verzeichnen die Bundesländer Salzburg und Wien mit zirka 30 Prozent.

Massiver Anstieg an verzeichneten Schulden

Nicht nur die Anzahl der Insolvenzfälle zeigen eine deutliche Steigerung, auch die verzeichneten Schulden erhöhten sich massiv. Waren es 2017 in den ersten neun Monaten des Jahres nur 25 Millionen Euro, verzeichnet der KSV1870 in den ersten drei Quartalen 2018 in unserem Bundesland Verbindlichkeiten in Höhe von 67 Millionen Euro. Dieser Anstieg ist leicht erklärbar. Besonders Personen mit enormen Verbindlichkeiten – etwa aus einer vorherigen unternehmerischen Tätigkeit bzw. aus jahrelangem überzogenem Konsumverhalten – nutzten sogleich die neu geschaffene Möglichkeit sich vom Schuldenrucksack zu befreien.

Ausblick für den Rest des Jahres 2018:

Die Anzahl der Privatkonkurse wird sich bis Ende dieses Jahres bei ca. 600 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren einpendeln. Es ist sohin absehbar, dass die Bezirksgerichte noch weit ins Jahr 2019 übermäßig belastet sind. Dies auch deshalb, da die Gesetzesänderung die Verfahren deutlich verkompliziert hat.

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Unternehmensinsolvenzen: Leichter Anstieg

95 Vorarlberger Unternehmen sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres in die Pleite geschlittert. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um sechs Verfahren (+ 7 Prozent) mehr. 52 Insolvenzfälle wurden eröffnet, 43 wurden mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen.

Vor Vorarlberg reihen sich die Bundesländer Niederösterreich (+ 9,7 Prozent) und Kärnten (+ 8,9 Prozent) mit den stärksten Zuwächsen an Firmenpleiten ein. Im Vergleich dazu verzeichnen die Bundesländer Tirol (- 11,4 Prozent) und Salzburg (- 7,4 Prozent) die stärksten Rückgange.

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 Schulden verdoppeln sich

Auffallend erweisen sich die Schulden der Unternehmen, welche über das Doppelte angestiegen sind. Im Vorjahr waren es noch rund 18 Millionen Euro, heuer wuchs der Schuldenberg auf zirka 41 Millionen Euro. Die größten Pleiten sind in der Bauwirtschaft, dicht gefolgt von der Textilsparte sowie im Gastronomiebereich aufzufinden. Gemessen nach den offenen Verbindlichkeiten führt die Zech Gruppe (Passiva in Höhe von rund 11 Millionen Euro) die Statistik in unserem Bundesland an. Im Vergleich zu den größten Insolvenzen in Österreich (NIKI Luftfahrt GmbH mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 153 Millionen Euro, Wienwert-Gruppe mit Verbindlichkeiten in Höhe von 71,1 Millionen Euro), welche allesamt in Wien abgewickelt wurden, sind die Gläubiger in Vorarlberg bisher doch mit wesentlich geringeren Forderungsausfällen konfrontiert worden.

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