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Prinz Vittorio verhört

Der italienische Prinz Vittorio Emanuele von Savoyen, der vor vier Tagen unter dem Verdacht der Zuhälterei und manipulierter Glücksspiele verhaftet wurde, wurde am Dienstag im Gefängnis verhört.

Richter Alberto Iannuzzi und Ermittlungschef Henry John Woodcock bahnten sich einen Weg durch einen Schwall von Fotografen und Kameraleuten, um den Adeligen in der Haftanstalt im süditalienischen Potenza aufzusuchen. Mehrere Stunden lang wurde der Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II. über seine Geschäfte befragt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 69-Jährigen vor, Chef einer kriminellen Organisation zu sein, die sich mit Korruption, Fälschung und Ausbeutung von Prostituierten bereichern konnte. Vor allem durch die Manipulation von Spielautomaten erzielte die Organisation hohe Gewinne. Befragt werden seit Montag auch mehrere mutmaßliche Komplizen des Prinzen, die in den Sog des Skandals geraten sind. Bei den Vernehmungen kam es zu ersten Geständnissen.

Mehrere Stunden lang wurde der Unternehmer Rocco Migliardi befragt, der mit Hilfe der Verbindungen des Prinzen illegale Spielautomaten nach Libyen exportieren wollte. „Der Prinz hat enge Beziehungen in Libyen. Wenn er uns hilft, dort Fuß zu fassen, geben wir ihm Prozentsätze für die Gewinne“, geht aus abgehörten Telefongesprächen Migliardis mit anderen Komplizen hervor.

Nach Überzeugung des Untersuchungsrichters Alberto Jannuzzi ist der Sohn des 1983 im Genfer Exil verstorbenen Königs Umberto II. der Kopf einer Betrügerbande. Drehscheibe der illegalen Geschäfte war offenbar die am Luganer See gelegene Enklave Campione d’Italia, deren Bürgermeister, Roberto Salmoiraghi, ebenfalls verhaftet wurde. Im Spielkasino des drei Quadratkilometer großen Steuerparadieses kassierte der Thronfolger nach Überzeugung der Fahnder ebenso mit wie bei der Vermittlung von Prostituierten an wohlhabende Gäste.

Im Zuge der Ermittlungen wurden bereits zwölf weitere Verdächtige festgenommen oder unter Hausarrest gestellt. Zu ihnen zählt auch der Pressesprecher des Ex-Außenministers Gianfranco Fini, Salvatore Sottile. In seinem Büro im Außenministerium soll Sottile junge Frauen gegen das Versprechen einer Karriere bei der RAI zum Sex genötigt haben. Die Telefongespräche Sottiles mit einigen Showgirls wurden von italienischen Zeitungen gedruckt, was in politischen Kreisen für Empörung sorgte. Veröffentlicht wurden auch Telefongespräche zwischen Sottile und dem Vizepersonalchef der RAI. Dabei schlug Sottile junge Frauen für Sendungen vor und machte dabei zum Teil sexuelle Anspielungen.

Auch Finis Frau, Daniela Di Sotto, ist wegen ihrer Beziehungen zu Sottile unter Druck geraten. Sie soll Sottile und seine Bekannte um Gefälligkeiten für Bekannte gebeten haben. „Ich glaube nicht, dass meine Frau belastet werden darf, nur weil sie mit mir verheiratet ist. Sie hat nichts mit dieser Geschichte zu tun“, so Fini.

Inzwischen plant der italienische Justizminister Clemente Mastella strengere Vorschriften für Telefonüberwachungen und hohe Strafen für die Veröffentlichung von Abhörprotokollen. Mastella beklagte, dass die Justizbehörden den Medien zu oft die Protokolle der abgehörten Telefongespräche weitergeben. Es würden oft unschuldige Menschen vorverurteilt und in Misskredit gebracht. „So können wir nicht weitermachen. Auch wenn es sich um Verdächtige handelt, dürfen ihre Rechte nicht verletzt werden“, so der Minister.

Der Skandal sorgt für Streit in der Königsfamilie Savoyen. Maria Gabriella von Savoyen, Schwester von Vittorio Emanueles, kritisierte ihren Bruder scharf und rief ihn auf, sofort „abzudanken“ und auf seinen Prinzentitel zu verzichten. „Es tut mir für ihn leid, doch er hat sich diese Situation selbst zuzuschreiben. Er hat dem Hause Savoyen einen enormen Schaden zugefügt. Er sollte abdanken und sich lieber um seine Blumen kümmern“, meinte Maria Gabriella. „Er ist leichtläubig, er glaubt allen und die Leute, mit denen er verkehrt, sind nicht die besten. Ich kenne ihn und weiß, dass er unverantwortlich ist. Er hat die ganze Familie in diese peinliche Lage gebracht“, betonte die 66-jährige Prinzessin in einem Interview.

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