Prinz Harry als Nazi

“Es war eine schlechte Kostümwahl“, erklärte der jüngere Sohn von Thronfolger Charles und der verstorbenen Prinzessin Diana in einer am Mittwochabend durch das Königshaus verbreiteten Erklärung. Das Boulevardblatt „The Sun“ hatte zuvor das Foto von Harry in einer khakifarbenen Uniform mit einem Hakenkreuz auf dem Arm auf der Titelseite abgebildet. Britische Politiker und die jüdische Gemeinde zeigten sich empört über den Auftritt.

In der „Sun“ war Harry unter der Überschrift „Harry der Nazi“ mit Drink und Zigarette in der Hand in dem Kostüm zu sehen. Die Geburtstagsparty mit rund 250 Gästen am vergangenen Samstag drehte sich rund um das Motto Eingeborene und Kolonialherren. Laut „Sun“ sollte Harrys Kostüm an den Afrika-Korps-Führer Erwin Rommel erinnern. Harrys älterer Bruder William war dagegen in einem selbst gemachten Löwen- und Leopardenkostüm zu der Feier erschienen.

„Das war schlechter Geschmack, vor allem im Vorfeld der Holocaust-Gedenkfeiern, bei denen die Königsfamilie eine führende Rolle spielen wird“, erklärte die jüdische Organisation Board of Deputies of British Jews. Am 27. Jänner wird der 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen begangen. Die jüdische Organisation begrüßte zugleich Harrys Entschuldigung.

Auch die Anti-Rassismus-Organisation Unite Against Fascism verurteilte den Vorfall. Harry habe eine „sehr teure Ausbildung erhalten“, sagte Organisationssprecher Andy Pike. „Es wäre sehr überraschend, wenn er sich nicht bewusst wäre, was es bedeutet, ein Hakenkreuz zu tragen und welchen Anstoß dies erregt.“

Der Labour-Abgeordnete Doug Henderson zog seinerseits die Eignung des Prinzen als Offizier der britischen Armee in Zweifel. „Nach diesen Enthüllungen glaube ich nicht, dass dieser junge Mann für Sandhurst geeignet ist“, sagte Henderson. Jeder andere würde nach solch einem Vorfall nicht mehr zu der Schule zugelassen werden. Harry soll in diesem Jahr in die Elite-Militärschule Sandhurst eintreten. Er war bereits in den vergangenen Monaten mehrmals wegen ungebührlichem Verhalten in die Schlagzeilen geraten. So hatte er im Oktober bei einem Handgemenge vor einem Londoner Nachtclub einen Fotografen leicht verletzt.

Oppositionsführer will persönliche Entschuldigung von Prinz Harry

Der britische Oppositionsführer Michael Howard hat eine persönliche Entschuldigung von Prinz Harry für seinen Auftritt in Nazi-Uniform verlangt. „Ich denke, dass es angemessen ist, dass er uns selbst sagt, dass es ihm Leid tut“, sagte der konservative Politiker am Donnerstag in London.

Ein ehemaliger Sprecher des britischen Königshauses, Dickie Arbiter, sagte ebenfalls, eine schriftliche Erklärung sei nicht ausreichend. „Wenn er wie ein Erwachsener behandelt werden will, muss er sich wie ein Erwachsener benehmen und sich persönlich entschuldigen, im Radio oder im Fernsehen.“

Das Boulevardblatt „The Sun“ hatte auf seiner Titelseite das Foto von Harry in khakifarbener Uniform mit Hakenkreuz-Binde auf einer Kostümparty gezeigt. Noch vor Veröffentlichung des Fotos hatte der Palast in der Nacht im Namen von Harry erklärt: „Es tut mir sehr leid, wenn ich jemanden beleidigt habe. Es war eine schlechte Kostümwahl.“