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Premiere von La Bohème

Am Donnerstag wurde die Premiere von "La Bohème" gefeiert. Für das grandiose Festspiel auf dem Bodensee gibt es noch Karten.

Mehrere Köche verderben nicht immer den Brei – und aufgewärmtes Gulasch wird noch besser, vorausgesetzt es war von Anfang an gut. Daran erinnert die geglückte Wiederaufnahme von Giacomo Puccinis Oper „La Boheme“ auf der Bregenzer Seebühne. Die Festspiel-Erfolgsproduktion 2001 wirkt im zweiten Jahr noch „runder“ und stimmiger und vermag auch tiefste Emotionen zu rühren. Wer sich das grandiose Festspiel auf dem Bodensee nicht entgehen lassen oder ein zweites Mal genießen möchte, hat Glück – es gibt noch Karten.

Einen Tag nach dem Auftakt der 57. Bregenzer Festspiele mit der surrealen Oper „Julietta“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu im Festspielhaus ging am gestrigen Donnerstagabend auf der Seebühne die Reprise von „La Boheme“ erstmals in Szene. Der Regen hatte rechtzeitig aufgehört und die rund 6.800 Premierenbesucher erlebten nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang eine im Prinzip unveränderte, nach wie vor unkonventionelle, aber sehr stimmige Interpretation der im Pariser Künstlermilieu angesiedelten Erfolgsoper.

Das überdimensionale Cafe Momus mit riesigen Kaffeehaustischen und anderen Bühnenelementen suggeriert die Atmosphäre der Künstlermetropole Paris. Glitzernde Partys, pulsierende Straßenfeste zu Weihnachten, Wintertristesse oder intime Szenen in der Künstlermansarde haben auf der Seebühne des britischen Regie- und Ausstattungsduos Richard Jones und Anthony McDonald gleichermaßen Raum. Ein Mega-Postkartenständer im Hintergrund liefert den zur jeweiligen Szene passenden Eindruck der Seine-Metropole.

Sensationell, wie mit simplen Mitteln – etwa einer hochgeklappten Carte Postale – aus dem urbanen Getriebe die einfache Dachstube der Bohemiens wird. Herzzerreißend und berührend, wie Mimi zuletzt in einem Bett aus Licht ihr armes Leben aushaucht. Rodolfo und seine Künstlerfreunde laufen verzweifelt davon – und im Hintergrund geht das Fest der Eventgesellschaft munter weiter.

Der deutsche Dirigent Ulf Schirmer am Pult der Wiener Symphoniker leitete die Aufführung wieder aus dem unsichtbaren Orchestergraben unter der Seebühne. In der Premierenbesetzung sangen wie schon im Vorjahr der grandiose junge Mexikanische Tenor Rolando Villazon und die Griechin Alexia Voulgaridou das tragische Liebespaar Rodolfo und Mimi. Die beiden erhielten den stärksten Applaus des insgesamt ausgezeichneten internationalen Ensembles, aus dem die Spanierin Elena de la Merced als mondäne Musette oder der Franzose Ludovic Tezier als Maler Marcello hervorstachen.

2003 – im letzten Intendanzjahr von Alfred Wopmann – steht Leonard Bernsteins „West Side Story“ in der Inszenierung von Francesca Zambello als neues Spiel auf dem See und im Haus „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janacek auf dem Programm der Bregenzer Festspiele.

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