Drei Preisträger hat er hervorgebracht und ist doch selbst in seiner Intention absolut preisverdächtig: der Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige Autoren nichtdeutscher Muttersprache. Basierend auf einer Idee des Hohenemser Autors Michael Köhlmeier, waren an der Realisierung des Literatur-Wettbewerbes der Verein Viertel Forum, die Hohenemser Lesegesellschaft und das städtische Kulturamt beteiligt. Land, Bund und Sponsoren unterstützten das innovative Vorhaben, das neue Akzente setzen und ein vielversprechendes Forum für migrantische Kulturschaffende bieten soll.
Flucht und Fremdheit
Vergangenen Samstag nun wurde der Hauptpreis in der Höhe von 10.000 Euro im Salomon-Sulzer Saal durch Kulturstadtrat Günter Linder vergeben. Der in Wien als Schriftsteller und Übersetzer tätige Michael Stavaric, geb. in der Tschechoslowakei, und die in Deutschland lebende und aus Polen stammende Schriftstellerin und Schauspielerin Agnieszka Piwowarska teilten sich dabei den Hauptpreis in der Höhe von 10.000 Euro. Der Anerkennungspreis, dotiert mit 3000 Euro, ging an Susanne Gregor, geboren in der Slowakei und seit 1990 in Österreich lebend. Die aus 191 Einsendungen von einer hochkarätigen Jury (bestehend aus Michael Köhlmeier, Zsuzsanna Gahse, Anna Mitgutsch, Doron Rabinovici und Zafer Senocak) auserkorenen Siegertexte haben eines gemeinsam: Sie erzählen von Heimat und deren Verlust, von Fremd- und Unbeständigkeit. So thematisiert Stavaric in Geister das Leben eines Jungen in einem Flüchtlingslager. Piwowarska erzählt in Oktober eine packende Geschichte zweier Schwestern, die zu einer von Schleppern organisierten Flucht ins heilig-verklärte Deutschland gezwungen werden. Und Gregor beleuchtet in Schwarzer Zucker eine interkulturelle Beziehung, die ebenso die Entbehrung der Heimat zur Sprache bringt. Die bislang unveröffentlichten Prosatexte vermögen es, die Intention der Wettbewerbs-Väter zu verwirklichen und offerieren horizonterweiternde .
Veröffentlichung
In zwei Jahren soll der Wettbewerb in die zweite Runde gehen. Dann, so ist angedacht, soll auch eine Publikation der Preisträger-Texte erfolgen. Obwohl: Sollte Hohenems seine literarische Vorreiterrolle weiterhin ausbauen, darf sich der interessierte Leser hoffentlich schon eher über eine Veröffentlichung freuen.
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