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Powell rechnet mit Nordkorea-Gesprächen

Nach dem Nordkorea-Besuch einer inoffiziellen US-Delegation rechnet Außenminister Powell damit, dass schon bald eine neue Gesprächsrunde im Atomstreit zu Stande kommt.

„Ich bin recht zuversichtlich, dass die Gespräche in nicht zu weit entfernter Zukunft stattfinden werden“, sagte Powell in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des japanischen Fernsehsenders NHK. Inzwischen sei die Grundlage für Gespräche gelegt, die nicht nur einem Meinungsaustausch dienten, sondern tatsächliche Fortschritte erreichen könnten.

Zu Gesprächen in Südkorea trafen unterdessen zwei Mitglieder der US-Delegation ein, die am Samstag überraschend die nordkoreanische Atomanlage Yongbyon besichtigen konnte. Es war der erste bekannte Besuch von Ausländern in der Anlage, seit Nordkorea UNO-Inspektoren vor einem Jahr ausgewiesen hatte. Die USA vermuten, dass Nordkorea in dem Reaktor atomwaffentaugliches Plutonium herstellen könnte.

Powell bekräftigte die Bereitschaft der USA, den Atomstreit mit Nordkorea diplomatisch lösen zu wollen. „Präsident (George W.) Bush hat deutlich gemacht, dass er gemeinsam mit den anderen Nationen eine diplomatische Lösung anstrebt. Ich denke, dass dies möglich ist“, sagte Powell. Die USA und Nordkorea haben sich grundsätzlich auf neue Gespräche geeinigt, an denen erneut auch China, Russland, Japan und Südkorea teilnehmen sollen. Eine erste Gesprächsrunde der Sechs in China war im August ergebnislos geblieben. Politischen Experten zufolge ist eine zweite Runde im Februar möglich, nachdem Nordkorea in der vorigen Woche einen Stopp seines Atomprogramms angeboten hatte, sollten die USA zu Energielieferungen und anderen Zugeständnissen bereit sein.

Von der US-Delegation wollen am Montag Keith Luse und Frank Jannuzi, beides Berater des Senatsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums über ihren Besuch in Nordkorea informieren, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap. Die beiden Delegationsmitglieder selbst nahmen bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Incheon nicht zu ihrem Aufenthalt in Nordkorea Stellung. Zu der Delegation gehörten zudem namhafte Atom-Wissenschaftler aus den USA.

Delegationsleiter John Lewis von der Universität Stanford hatte zuvor am Samstag bestätigt: „Wir haben Yongbyon gesehen.“ Einzelheiten nannte er nicht. Ein weiteres Mitglied der Delegation, der ehemalige Leiter der Los-Alamos-Atomforschungslabors Sig Hecker, sagte, er wolle nach dem fünftägigen Aufenthalt in Nordkorea zuerst die US-Regierung über neue Erkenntnisse informieren. Die Delegation war nicht im Auftrag der Regierung unterwegs.

Wie die „Washington Post“ am Sonntag berichtete, hatte die US-Delegation Zugang zu aufbereitetem Plutonium. Beamte in Nordkorea hätten den Besuchern einen Stoff gezeigt, den sie als kürzlich aufbereitetes Plutonium ausgaben, berichtete die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf einen US-Regierungsbeamten. Nordkoreanische Gesprächspartner hätten der US-Delegation zugesichert, dass das Plutonium „auf Eis gelegt“ werden solle, um eine Lösung im Atomstreit zu ermöglichen. Angereichertes Plutonium wird für den Bau von Atomwaffen benötigt.

In der Atomanlage in Yongbyon könnte Nordkorea nach US-Angaben Nuklearbrennstoff für ein halbes Dutzend Atombomben zu Plutonium aufgearbeitet haben. Nordkoreas Führung hatte den USA zufolge im Oktober 2002 eingeräumt, ein geheimes Programm zur Uran-Anreicherung zu verfolgen. Dadurch sei ein Abkommen über ein Atommoratorium von 1994 gebrochen worden. In der Folge stoppte die US-Regierung ihre Öllieferungen an Nordkorea. Die Führung in Pjöngjang ihrerseits verwies die Atominspektoren der UNO Anfang 2003 des Landes und nahm den Betrieb in Yongbyon wieder auf.

China bot Nordkorea unterdessen finanzielle Unterstützung in Höhe von 50 Millionen Dollar (39,3 Mio. Euro) an, wenn es an weiteren Verhandlungen teilnimmt, wie die japanische Zeitung „Asahi“ am Samstag berichtete. Der chinesische Parlamentspräsident Wu Bangguo soll dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il ein entsprechendes Angebot bereits im Oktober unterbreitet haben. Das Geld solle erst nach dem Abschluss der Gespräche ausgezahlt werden.

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