AA

Potter-Saga geht in die vorletzte Runde

Die Potter-Manie geht nach zehn Jahren so langsam in die letzte Runde. Teil Eins von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" kommt ab 18.11. in die Österreichischen Kinos. Ein Vorgeschmack auf das große Finale der Potter-Saga.
Trailer zu "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes l"
Harry Potter - Premiere in London

Kein magischer Mantel schützte sie gegen den Regen, und eine Portion wärmende Flammen aus dem Zauberstab war auch nicht zu bekommen. Das allerdings war Hunderten Fans bei der Weltpremiere des neuen Harry-Potter-Filmes ziemlich egal. Stundenlang harrten sie am Donnerstag am Londoner Kino-Platz Leicester Square aus und warteten auf die Stars von “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil I”.

Und die ließen sich nicht lumpen: Erstens kamen viele Promis. Zweitens waren die drei Hauptdarsteller Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint mehr als eine Stunde auf dem riesigen Roten Teppich unterwegs, verteilten Autogramme und ließen sich von den Fotografen und mit den Fans ablichten.

“Daran gewöhnt man sich nie wirklich”, sagte der 21 Jahre alte Radcliffe, der den Zauberlehrling Harry spielt, mit Blick auf die kreischenden Massen. “Ich denke, das sagt viel über die Qualität der Filme, dass sie nach zehn Jahren noch immer den Leicester Square mit solchen Menschenmengen füllen.”

Radcliffe ist das Ende der Dreharbeiten zum letzten Harry-Potter-Film sehr nahe gegangen. “Obwohl ich wusste, dass ein neues Filmprojekt kommt und ich kommendes Jahr ein Musical am Broadway mache, habe ich geschluchzt wie ein Kind”, sagte der 21-Jährige. Nach der letzten Klappe sei ihm die Zukunft so sinnlos erschienen.

Vielleicht wird den Filmanhängern aber auch so langsam schmerzlich klar, dass das Ende der langjährigen Reihe unmittelbar bevorsteht. Auch wenn es von den Filmemachern herausgezögert wurde. Der letzte Band der Erfolgsserie der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling kommt in zwei Episoden auf die Leinwand. Teil eins ist in Österreich vom 18. November an zu sehen, Teil zwei soll im Sommer 2011 folgen.

Zehn Jahre ist es her, dass der erste Potter gedreht wurde. Die Fans, die damals klein waren, sind mittlerweile Teenager oder erwachsen. Für sehr junge Kinder sind die letzten Folgen aber noch zu gruselig. Wer also geht vor allem in die Filme? Wenn man von der Menge am Roten Teppich darauf schließen könnte, müssten das junge Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sein.

Gekreische für Radcliffe und den rothaarigen Grint, der im Film Harrys besten Freund Ron spielt, war besonders von den weiblichen Fans reichlich zu hören. Am höchsten stieg der Pegel allerdings, als Rowling persönlich ein Mini-Interview für die Live-Übertragung auf den großen Leinwänden auf dem Platz gab. Die zurückgezogen lebende Autorin, die sehr selten Interviews gibt, wirkte beinahe schüchtern. “Das alles ist einfach wunderbar. Es ist sehr schwer, das alles zu realisieren”, sagte sie.

“Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil I” ist ein deprimierender, gruseliger und dunkler Vorgeschmack auf das große Finale: Im ersten Film-Teil von “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes”, dem siebenten und letzten Werk von Joanne K. Rowling, zeichnet sich eine düstere Welt ab, in der Jungmagier Harry und seine Freunde zu Gejagten werden. Zehn Jahre Filmgeschichte werden es sein, wenn die endgültige Konfrontation zwischen Gut und Böse im Sommer 2011 über die Leinwand flimmert – der Handlung (und vermutlich der Vermarktung) zuliebe wurde der letzte Band in zwei Filme aufgeteilt. Der erste wird ab Donnerstag (18.11.) vor allem hartgesottene Potter-Fans in die österreichischen Kinos locken, die den jungen Helden bei seinen letzten Schritten begleiten wollen.

“Es sind dunkle Zeiten”, wendet sich der Zaubereiminister Rufus Scrimgeour (Bill Nighy) an seine Mitarbeiter – und an das Kinopublikum. Er behält Recht, denn wenig später ist er tot. So wie viele andere geliebte Romanfiguren, die im Laufe des letzten Teils dem scheinbar unbesiegbaren Lord Voldemort (Ralph Fiennes) und seinen Schergen zum Opfer fallen. Voldemort hat sowohl das Zaubereiministerium als auch die Hogwarts-Schule an sich gerissen, verbreitet Angst und Schrecken in der sonst so friedlichen Welt der Zauberer. Sein Ziel: “die perfekte, Blut-reine Gesellschaft”. All jene, die keine reinen Magier sind, sondern von Muggeln (also normalen Menschen) abstammen, werden getötet. Andersdenkende werden unterdrückt und terrorisiert.

Hinter Voldemort haben sich die Bösesten aller Bösen versammelt: es gibt ein Wiedersehen mit dem undurchschaubaren Severus Snape (Alan Rickman), der skurrilen und bluthungrigen Bellatrix (Helena Bonham Carter) und dem Nachwuchs-Bösewicht Draco Malfoy (Tom Felton). Nur einer könnte ihnen gefährlich werden: Harry Potter (Daniel Radcliffe), der einst in jenem Kampf, den seine Eltern gegen Voldemort führten, überlebte. Prompt werden Todesser – schwarze, durch die Luft zischende Rauchschwaden – losgeschickt, Harry zu finden. Der ist fortan nirgendwo mehr sicher und begibt sich mit seinen Freunden der ersten Stunde, Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) auf eine monatelange Reise, um die Unsterblichkeit Voldemorts zu ergründen – und sie zu zerstören.

Erstmals fernab der Geborgenheit bietenden Zauberschule Hogwarts und ohne Unterstützung erwachsener Magier (dafür mit der Hilfe hässlicher Elfen) machen sie sich auf die Suche nach Voldemorts Horkruxen – kleinen, Unsterblichkeit verleihenden Amuletten, die auch zwischen den drei Freunden böse Luft verbreiten. Und dann stoßen sie auch noch auf die Legende der Heiligtümer des Todes, die Voldemort endgültig unbesiegbar machen könnten. Die Zeit läuft den Dreien davon – und der Film endet mit dem Höhepunkt von Voldemorts Macht. Kaum vorstellbar, wie das süße Magier-Trio noch vor wenigen Jahren den Umgang mit dem Zauberstab erlernte und mit schwarzer Magie nur in Schulbüchern in Berührung kam.

Harry, Hermine und Ron sind ebenso wie die Schauspieler, die sie darstellen, erwachsen geworden. Eifersucht und Misstrauen bedrohen die Loyalität, wachsende Gefahren die heile Welt. Und auch die Potter-Fans sind schon groß. 1997 erschien der erste Roman, die Fans der ersten Stunde sind heute größtenteils in ihren Zwanzigern. Das ist gut, denn für Kinder ist dieser Film nichts. Da füllt ein Schlangenmaul die Leinwand aus, der tote Dumbledore (Ian McKellen) ersteht im Staubwirbel auf und springt dem Zuschauer bedrohlich entgegen. Inmitten all der Leichen und übernatürlichen Erscheinungen stellen wohl die Referenzen zum Nationalsozialismus das Furchterregendste dar. In SS-Mänteln schreiten Voldemorts Handlanger zur Tat, wie am Fließband drucken Mitarbeiter Propaganda-Hefte, der von “Muggle” abstammenden Hermine wird brutal “badblood” in den Arm geritzt.

Zwischen beeindruckenden Magiewelten und effektiven Schreckensmomenten hat “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes” jedoch seine Längen. Ein “kribbeliges Road-Movie” nennt Regisseur David Yates, der auch schon für den fünften und sechsten Film verantwortlich zeichnete, den ersten Teil, “weniger ruhig und viel spektakulärer” soll das Finale werden. Tatsächlich wird während der zweieinhalb Stunden zu viel geredet, zu viel Angst gehabt und zu viel in Zauberbüchern geschmökert, wenn auch vor stetig wechselnden, visuell beeindruckenden Landschaften. Für Potter-Fans ist es das langsame Herantasten an die Hintergründe Voldemorts – für alle anderen ein langgezogener, gut vermarkteter Teaser auf das eigentlich sehenswerte Finale.

Trailer zu “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil I

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Stars
  • Potter-Saga geht in die vorletzte Runde