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Porträt Hamilton: McLarens Musterschüler

Sein Lächeln ist zu einem Markenzeichen der Formel 1 geworden. Es ist das strahlende Lächeln eines Champions - des jüngsten der Geschichte.

Lewis Hamilton hat sich am Sonntag mit genau 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen im zweiten Anlauf in dramatischer Manier die WM-Krone gesichert. Ausgerechnet dort, wo ihm im Vorjahr ein Getriebeproblem einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, als erster Rookie den Titel zu holen – in Sao Paulo.

Doch auch Rückschläge haben Hamilton nie aufgehalten. Der Engländer hat nicht nur das Talent, sondern auch das Selbstvertrauen, das ein echter Champion benötigt. Vielerorts war ihm das sogar als Arroganz ausgelegt worden. Auch sein aggressiver, kompromissloser Fahrstil hat ihm so einige Kritik eingebracht. Hamilton ist über all das erhaben. Glaubt man den Experten, so wird es nicht der letzte Titel für den McLaren-Mercedes-Piloten gewesen sein.

Lange haben sie in Großbritannien auf einen Fahrer vom Format Hamiltons gewartet. Nun ist der junge Mann aus der Kleinstadt Tewin nördlich von London auch der erste britische Weltmeister seit Damon Hill 1996. Ein Superstar war er in seiner Heimat bereits davor – seit seinem kometenhaften Aufstieg, mit dem er der Königsklasse im Vorjahr neues Leben eingehaucht hatte. Neun Podestplätze hatte Hamilton in seinen ersten neun Grand Prix herausgefahren.

Hamilton hat in seinen ersten zwei Jahren in der Formel 1 mehr Punkte gesammelt als jeder Pilot vor ihm – sogar sein großes Kindheitsidol Ayrton Senna. Das Schicksal des in Imola tödlich verunglückten Brasilianers hatte ihn 1994 endgültig zum Motorsport gebracht. Seither ist Hamilton alles gefahren, was vier Räder hat. Mit zehn gewann er seine erste britische Kart-Meisterschaf, bei der darauffolgenden Gala knüpfte er erste Kontakte zu McLaren.

Der gar nicht schüchterne Bursch hatte Teamchef Ron Dennis um ein Autogramm gebeten und gesagt: “Eines Tages möchte ich für Ihr Formel-1-Team fahren.” Drei Jahre später bot Dennis dem Supertalent einen Platz im Nachwuchsprogramm des Traditionsteams an, seither gilt Hamilton als Ziehsohn des McLaren-Boss’. Auch in der Spionage-Affäre und dem Konflikt mit seinem Stallrivalen Fernando Alonso hatte sich der Musterschüler stets loyal zum Team verhalten.

McLaren belohnte ihn mit einem Vertrag bis 2012, der ihm rund 130 Millionen Euro einbringen soll. Seine Chance hatte er sich 2006 mit seinem überlegenen Gesamtsieg in der GP2 erkämpft. Schon davor hatte Hamilton in jeder Nachwuchsklasse, in der er angetreten war, einen Titel geholt. In der Formel 1 sollen weitere folgen. “Du musst an dich glauben. Nur so kannst du in deinem Leben etwas erreichen”, erklärte der erste dunkelhäutige Pilot der F1-Geschichte.

Hamilton ist stolz auf seine Herkunft. Sein Großvater väterlicherseits war in den 50er Jahren von der Karibikinsel Grenada nach Großbritannien emigriert. Hamiltons Mutter ist Engländerin, seine Eltern hatten sich aber scheiden lassen, als er erst zwei Jahre alt war. Sein Vater Anthony nahm mitunter zwei Jobs an, um die Motorsport-Leidenschaft seines begabten Sohnes zu fördern. Heute ist er als Manager bei allen Rennen mit dabei.

In Brasilien war auch seine Freundin an der Strecke – Sängerin Nicole Scherzinger von den Pussycat Dolls. Diese hatte unlängst bestätigt, dass ihr die Beziehung mit Hamilton sehr ernst sei. Familie ist wichtig für Hamilton – und damit auch sein 16-jähriger Halbbruder Nicolas, der an zerebraler Kinderlähmung leidet. Viele seiner Millionen investiert Hamilton in die Erforschung dieser Krankheit. “Ich bewundere ihn. Wie er sein Leben meistert, ist für mich eine Inspiration”, erklärte der Weltmeister.

Sich durchzusetzen hatte Hamilton schon in der Schule gelernt, als ihn Mitschüler wegen seiner Hautfarbe schikaniert hatten. Um sein Selbstvertrauen zu stärken, lernte der kleine Lewis Karate. Vor allem sein Willen hat ihn dorthin gebracht, wo er ist. “Ich würde nie sagen, dass ich besser bin als irgendjemand anderer, aber ich bin ein Formel-1-Pilot. Jeder von uns muss an sich glauben, um hierher zu kommen”, erklärte Hamilton. Nun steht er erstmals ganz oben – und er lächelt weiter.

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