Bei dem Sportwagenbauer schlagen auch noch zwei weitere Probleme härter durch als bei anderen deutschen Autobauern: Zum unerwartet langsamen Hochlauf der Elektromobilität kommen das Absatz-Debakel in China und die Einfuhrzölle von US-Präsident Donald Trump. Die Mischung lässt den einstigen Rendite-Überflieger abstürzen.
Die Schwäche der Cash-Cow zieht den Mutterkonzern Volkswagen mit nach unten. Im Folgenden eine Übersicht, was das für die Autobranche bedeutet:
Porsches Absturz
Den Sportwagenbauer aus Stuttgart, vor drei Jahren zum Börsengang noch als Erfolgsgeschichte gefeiert, kostet die Kehrtwende nicht nur viel Geld, sondern auch Vertrauen am Kapitalmarkt. Tim Rokossa von der Deutschen Bank fragt, wie Porsche die Investoren überzeugen will, dass es bei der nun verkündeten Belastung von drei Milliarden Euro bleibt. Schließlich gab es dieses Jahr schon drei Gewinnwarnungen. Jefferies sieht Porsche "einen weiteren Schritt hinabsteigen vom Podium". Die Fallhöhe ist enorm: vom Renditerekord von 18 Prozent vor zwei Jahren auf nur noch zwei Prozent 2025. Das Mittelfristziel schrumpfte in kurzer Zeit auf zehn bis 15 Prozent von 17 bis 19 Prozent. Die Schweizer Bank UBS stellt infrage, ob dieses Niveau noch das Etikett "Luxus" verdient, mit dem Porsche an der Börse punkten wollte.
Damals war Porsche mit dem Ziel, bis 2030 vier Fünftel des Absatzes mit E-Autos zu bestreiten, besonders ambitioniert. Jetzt stellt sich nach Ansicht des Porsche-Managements heraus: Die Entwicklung neuer Verbrenner wurde zu früh eingedampft. Die Elektromodelle kommen nicht so voran, dass bis Ende des Jahrzehnts ein neues E-Großraum-SUV gute Aussichten am Markt hat. Die Party ist vorbei, wie VW- und Porsche-Chef Blume kürzlich erklärte. Was das für die laufenden Gespräche über weiteren Stellenabbau bei Porsche heißt, bleibt abzuwarten.
Mögliche Auswirkungen auf Schwestermarke Audi
In Ingolstadt äußert man sich offiziell nicht zu den Problemen bei Porsche. Allerdings arbeiten die beiden Marken bei vielen Modellen eng zusammen und profitieren von den Entwicklungen des jeweils anderen. Porsche selbst erklärte, dass die Plattform für das elektrische Großraum-SUV nun gemeinsam mit den anderen Marken neu aufgesetzt werden soll. Das hat nach Einschätzung von Bernstein-Analyst Stephen Reitman Auswirkungen auf Audi und ist auch der Grund, warum Volkswagen mit höheren Belastungen rechnet als Porsche selbst. Anders als Porsche muss Audi beim Produktmix aber wohl nicht hart umsteuern: Audi-Chef Döllner sagte zuletzt, sein Unternehmen sei in der günstigen Situation, gerade noch mal eine neue Verbrenner-Generation an den Start gebracht zu haben. Audi werde sich in zwei oder drei Jahren ansehen, ob die Laufzeiten gegebenenfalls verlängert werden müssen.
Folgen für den VW-Konzern
Das Umsteuern bei Porsche kostet den Konzern insgesamt 5,1 Milliarden Euro - neben dem entgangenen Gewinn 2025 belastet vor allem eine Milliardenabschreibung auf den Porsche-Anteil in der VW-Bilanz. Entsprechend hoch bleibt in Wolfsburg der Kostendruck. Bereits zur Halbjahresbilanz hatte VW-Finanzchef Arno Antlitz auf einen verschärften Sparkurs gedrängt und darauf verwiesen, dass für später geplante Einsparungen vorgezogen werden müssten. In Deutschland fallen bei Volkswagen, Audi und Porsche in den kommenden Jahren zig Tausende Jobs weg.
Dass vor allem in Europa die Elektromobilität nicht so anzieht wie erhofft, sorgt bei den Finanzern für gemischte Gefühle. Einerseits können sie so die margenstärkeren Verbrenner länger verkaufen - andererseits dauert es länger, bis das Geld für die milliardenschweren Elektroauto-Entwicklungen wieder hereinkommt. Nach dem Dieselskandal vor zehn Jahren hatte sich Volkswagen ganz auf Elektromobilität festgelegt. Sollte die Strategie nicht aufgehen, sind möglicherweise neue Investitionen nötig. Finanzchef Antlitz hatte sich eigentlich vorgenommen, dass die Investitionen in den kommenden fünf Jahren sinken. Derzeit laufen die Verhandlungen in Wolfsburg über künftige Investitionen und Werksbelegungen. Mit Porsches Gewinneinbruch steht dafür weniger zur Verfügung.
Die Chef-Frage
Schon länger fordern Investoren und der VW-Betriebsrat, dass Konzernlenker Blume seine Doppelfunktion als Vorstandschef von Volkswagen und Porsche aufgibt. Beide Autobauer bräuchten einen Vollzeitchef. Doch darüber entscheiden die Eignerfamilien Porsche und Piech. Sie werden von der Krise bei Porsche nicht sofort mit voller Wucht getroffen: Zwar gibt es weniger Gewinn als Dividende an die Aktionäre zu verteilen, aber Porsche hat schon signalisiert, dass dafür ein höherer Gewinnanteil ausgeschüttet werden soll als üblich.
Stehen auch andere Autobauer unter Druck?
Porsches teurer Strategieschwenk ist nur eines der Probleme. Gleichzeitig läuft es in den wichtigen Märkten China und den USA schlecht. Blume verwies darauf, zurzeit mit 60 Prozent seines Absatzes kein Geld zu verdienen. In China leiden auch Mercedes-Benz und BMW darunter, dass die hartnäckige Immobilienkrise wohlhabenden Chinesen den Kauf eines Luxusautos verleidet. Dazu kommt, dass ihr Elektrogeschäft schlecht läuft. Der Markt wird immer mehr dominiert von chinesischen Marken, die mit Dumpingpreisen antreten. Ein Luxussegment hat sich nicht etabliert.
In den USA erschweren Trumps Zölle den europäischen Firmen das Geschäft. Porsche verfügt nicht über eine eigene Produktion in den USA und muss deswegen den Zollsatz von derzeit noch 27,5 Prozent bezahlen. BMW und Mercedes produzieren immerhin einen Teil ihres US-Absatzes in ihren Werken in den USA, so dass sie weniger von den Zöllen betroffen sind. Zwar haben sich die USA und die Europäische Union darauf geeinigt, die wechselseitigen Zölle zu senken, doch umgesetzt ist das Vorhaben bishre nicht.
(APA)
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