Jetzt gilt Müller als Favorit, die Nachfolge von Martin Winterkorn anzutreten. Der erklärte am Mittwoch seinen Rücktritt und übernahm damit die Verantwortung für die Manipulation von Abgaswerten bei Millionen VW-Fahrzeugen.
Ein Bayer für VW
Der nahe Chemnitz geborene und in Bayern aufgewachsene Müller bezeichnet sich selbst als Konzernzögling. Seinen Weg bei VW begann er als Lehrling bei Audi in Ingolstadt. Der gelernte Werkzeugmacher setzte ein Informatikstudium drauf und kehrte zu Audi zurück, wo er als Produktmanager unter dem damaligen Audi-Chef Winterkorn den A3 zum Verkaufsschlager machte.
Müller und Winterkorn
Müllers Karriere ist eng mit Winterkorn verknüpft: Als dieser 2007 VW-Chef wurde, machte er Müller zum Produktstrategen des Konzerns in Wolfsburg. Nur drei Jahre später schickte Firmenpatriarch Ferdinand Piech ihn in heikler Mission als neuen Chef zu Porsche. Die Stuttgarter Sportwagenschmiede – im Besitz der VW-Familienhauptaktionäre Porsche und Piech – war 2009 mit dem Versuch gescheitert, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen. Nach den milliardenschweren, kreditfinanzierten Käufen von VW-Aktien hoch verschuldet, wurde der Autobauer Porsche schließlich von VW übernommen.
Müllers Aufgabe war es, die Integration zu vollziehen. So nutzt Porsche heute zum Beispiel das VW-Baukasten-System in der Produktion. Das Absatzziel von mehr als 200.000 Fahrzeugen im Jahr wird Porsche voraussichtlich in diesem Jahr – drei Jahre früher als ursprünglich angepeilt erzielen. Inzwischen sind die Stuttgarter neben der Premiumtochter Audi die “Cashcow” des VW-Konzerns.
“Müller kann mit allen ganz gut, und er ist ein Stratege”, beschreibt ein enger Mitarbeiter den Porsche-Chef, der seit März dem VW-Vorstand angehört. Sein Vorteil ist, dass er Netzwerke und komplizierte Entscheidungswegen in dem riesigen Konzern gut kennt. “Er hat auch den Rückhalt der Familien Porsche und Piech”, sagt ein Insider. Über ihre Holding Porsche SE kontrollieren sie 51 Prozent an VW.
Müller nahm sich selbst aus dem Rennen
Der leidenschaftliche Porsche-Fahrer nimmt kein Blatt vor den Mund. So hatte er sich offen für einen Generationswechsel an der Spitze von Volkswagen nach Winterkorns Amtszeit 2016 ausgesprochen – und sich selbst wegen seines Alters von dann 63 Jahren nicht in dieser Rolle gesehen. In diesem Zusammenhang war ihm rausgerutscht: “Ich bin zu alt für den Job.” Den Satz nahm der mit dichtem weißen Haarschopf jungenhaft Wirkende rasch zurück. Wenn Wolfsburg ihn braucht, ist Müller bereit.
(APA)
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