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Ponto-Witwe empört über RAF-Film

Kontroverser RAF-Film
Kontroverser RAF-Film ©APA (Agenturen/DPA/CONSTANTIN FILM)
Die Witwe des 1977 von RAF-Terroristen erschossenen Bankiers Jürgen Ponto reagiert empört auf den Kinofilm "Der Baader-Meinhof-Komplex".

Die 79-jährige Ignes Ponto schickte ihr Bundesverdienstkreuz aus Protest dem Bundespräsidenten zurück, wie ihre Tochter Corinna Welt Online sagte. Die Musikerin erhielt das Bundesverdienstkreuz 1988 für die Gründung der “Bundesbegegnung ‘Schulen musizieren'”.

Die Ponto-Familie kritisiert vor allem die Darstellung der Ermordung des Bankiers. Daran sei “so gut wie alles falsch”, sagte Corinna Ponto. “Während man sich anderswo bis zu korrekten historischen Details bekennt, verfährt man in dieser Szene frei nach Fantasie, was das Geschehen angeht. Von dem RAF-Attentat auf meinen Vater gab es bisher keine Bilder. Diese falsche Überschreitung der Film-Version ins Private empfinde ich als besondere Perfidie.”

Die Mutter habe sprachlos die verfälschte, öffentlich dargebotene filmische Hinrichtung ihres Mannes in vielen verschiedenen Programmen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten erlebt. “Ihr und uns, einschließlich der noch sehr jungen Familienmitglieder, wurde zugemutet, als unvorbereitete Zuschauer die Szene dieses filmisch inszenierten Attentats un kommentiert ertragen zu müssen, kritisierte Corinna Ponto.

Sie sprach von einer neuen Stufe öffentlicher Demütigungen. Seit Jahrzehnten vermöge es die Bundesrepublik nicht, den Opfern der RAF eine Gedenktafel zu widmen, kritisiert die Familie. Statt Aufklärung zu betreiben, etwa über die Erforschung des von der DDR unterstützten Terrorismus, teilfinanziere der Staat mittels öffentlich-rechtlicher Anstalten und den Filmförderfonds “diesen unhistorischen und zur Gewalt verführenden Film”, kritisierte Corinna Ponto. Das Interview führte die Publizistin Bettina Röhl, die Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof.

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