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Aufnahmekriterien für Polizeiausbildung in Österreich gelockert: Mehr Fokus auf Cybercrime trotz Einsparungen

Landespolizeidirektorin Uta Bachmann freut sich über volle Polizeischulen.
Landespolizeidirektorin Uta Bachmann freut sich über volle Polizeischulen. ©VOL.AT
Der Personalmangel bei der Polizei ist in Österreich seit Jahren ein Thema, das besonders in Wien und Vorarlberg spürbare Auswirkungen hatte. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat das Innenressort 2023 die Aufnahmekriterien für die Polizeischulen deutlich gelockert.

Ein Führerschein ist nun keine Pflichtvoraussetzung mehr, Tätowierungen sind erlaubt, und die früheren sportlichen Tests wurden durch sportmedizinische Eignungstests ersetzt. Die konkreten Trainingsziele können Anwärter während ihrer Ausbildung schrittweise erreichen.

Die Maßnahmen zeigen bereits Wirkung, wie Landespolizeidirektorin Uta Bachmann im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg bestätigt: "Unsere Polizeischule geht zwei Jahre lang und seit zwei Jahren ist die Polizeischule voll. Wir erwarten jetzt in den nächsten Monaten viel fertig ausgebildete Kolleginnen und Kollegen, die die Außendienstbeamten verstärken werden."

Neue Anforderungen im digitalen Zeitalter

Während die Einstiegshürden gesenkt wurden, sind die Anforderungen an den Polizeiberuf gleichzeitig gestiegen. Besonders im Bereich der digitalen Kompetenz gibt es erhöhten Bedarf. "Es braucht deutlich mehr Computerspezialisten als früher", erklärt Bachmann. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den angepassten Ausbildungsinhalten und Stundenplänen der angehenden Polizistinnen und Polizisten wider.

Als Reaktion auf die zunehmende Cyberkriminalität werden in allen Bundesländern spezielle Cybercrime-Trainings-Center eingerichtet. Das erste dieser Zentren nahm im Juni 2024 in Oberösterreich seinen Betrieb auf, gefolgt von der Eröffnung eines weiteren Centers in Kärnten im darauffolgenden Monat.

Geopolitische Herausforderungen und Sicherheitsmaßnahmen

Auch die geopolitische Lage wirkt sich auf die Polizeiarbeit in Österreich aus. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat zu verstärkten Sicherheitsvorkehrungen geführt, wie Bundeskanzler Christian Stocker angekündigt hat. Besonders internationale, amerikanische und israelische Einrichtungen sollen verstärkt geschützt werden.

Landespolizeidirektorin Bachmann erläutert den Prozess: "Wir machen dezidiert Gefährdungseinschätzungen und je nachdem, wie diese Gefährdungseinschätzung aussieht, machen wir verstärkte Überwachungen und Schutzmaßnahmen, zum Beispiel das jüdische Viertel in Hohenems ist ein Gebiet, auf das wir sehr viel Augenmerk legen." Für Vorarlberg selbst hat sich die Gefährdungslage allerdings nicht verändert.

Sparmaßnahmen trotz Erfolgen bei der Rekrutierung

Trotz der Herausforderungen und des Personalbedarfs muss auch die Polizei sparen. Benefits für Polizeischüler wie die Anwerberprämie, das Klimaticket oder die Finanzierung des Führerscheins werden ab September gestrichen, wie das Innenministerium kürzlich mitteilte. Dabei hatte das Ressort in der Vergangenheit solche Anreize als wichtigen Faktor für die steigende Bewerberzahl angeführt.

Die Maßnahmen zur Personalgewinnung waren dennoch erfolgreich: Im vergangenen Jahr bewarben sich österreichweit mehr als 12.000 Frauen und Männer für den Polizeidienst. 2.600 von ihnen schafften laut Innenministerium den Sprung in die Polizeischule. Insgesamt hat sich die Zahl der Bewerbungen und Aufnahmen 2024 verdoppelt und damit ein Rekordniveau erreicht.

(VOL.AT)

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