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Politischer Streit in Italien nach AKW-Zwischenfall in Krsko

Nach dem Störfall im Atomkraftwerk im slowenischen Krsko, 137 Kilometer östlich von Triest, ist ein innenpolitischer Streit über die Pläne der italienischen Regierung ausgebrochen, nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder in die zivile Nutzung der Atomkraft einsteigen.

Die italienischen Grünen forderten von der Regierung Berlusconi die sofortige Überprüfung aller Informationen zu Krsko und betonten, dass die Zukunft ausschließlich im Bereich erneuerbarer Energien liege.

“Dieser Störfall unweit der italienischen Grenze beweist, dass die Atomkraft extrem gefährlich ist. Die Zukunft liegt im Bereich erneuerbarer Energien, nicht in der Atomkraft, die teuer und risikoreich ist”, sagte der Chef der Grünen, Alfonso Pecoraro Scanio, nach Angaben italienischer Medien vom Donnerstag. Er mahnte, dass es seit 1990 über 30 Zwischenfälle in Atomkraftwerken gegeben habe. Ex-Infrastrukturminister Antonio Di Pietro warnte die Regierung Berlusocni, Geld in Atomkraftwerke zu investieren, die eine Gefahr für ganz Europa seien.

Die Mitte-Rechts-Allianz sprach von einer politischen Instrumentalisierung des Störfalls in Krsko. Italien der Atomkraftenergie zu öffnen, sei ein Weg, die hohen Stromkosten des Landes zu reduzieren, das stark von Energieeinfuhren abhängig sei. “Es gibt immer Leute, die Angst schüren. Uns sollten die Tatsache beruhigen, dass die Sicherheitssysteme in Krsko gut funktioniert haben”, sagte Ex-Präsident der italienischen Stromgruppe Enel Enrico Testa.

Die italienische Regierung hatte vor zwei Wochen angekündigt, in der Legislaturperiode bis 2013 den Grundstein für den Bau einer Gruppe von Anlagen “der neuen Generation” legen zu wollen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte im Wahlkampf die erneute Nutzung der Atomkraft in sein Programm geschrieben, um Italien energiepolitisch unabhängiger von Importen zu machen und die industrielle Kompetenz zu stärken.

Ein Jahr nach dem Super-GAU im ukrainischen Tschernobyl 1986 hatten die Italiener per Volksabstimmung das Ende der Kernkraft durchgesetzt. Damit mussten die drei damaligen Atomkraftwerke abgeschaltet werden, ein in Bau befindliches AKW ging nicht mehr ans Netz. Laut Enel gewinnt Italien heute 60 Prozent seiner Energie aus Erdgas. Große Stromausfälle wie im September 2003 haben wiederholt die Diskussion um eine Rückkehr zur Kernkraft angeheizt.

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