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Politiker sollen VEU-Verantwortung tragen

Lange dauerte der erste Prozesstag nicht. Die Angeklagten wollen auf die Spieleraussagen warten. Hinter den Kulissen fliegen die Fetzen.

Eine Überraschung brachte der erste Tag auf jeden Fall: Ex-Präsident Günter W. Amann und Sportmanager Josef Lenhart wollen vorerst schweigen und hören, ob die Spieler “bei ihren Aussagen bleiben”.
Steuerhinterziehung
Es geht um Abgabenhinterziehung, 2,4 Millionen Euro in Summe. Bei einem Schuldspruch droht eine Strafe von bis zu 4,8 Millionen Euro.
Der Großteil der Gehälter sei über fiktive Werbeverträge einer Liechtensteiner Firma bezahlt worden, so der Vorwurf. Erst als die einstigen VEU-Cracks vom Insolvenzlastenausgleichsfonds ihre ausstehenden Gehälter wollten, sei das Finanzamt mißtrauisch geworden, erläutert die Staatsanwaltschaft. “Wir hatten keine andere Wahl und mussten reagieren. Auch im Fall Schwarz-Weiß Bregenz war es ähnlich”, sagt Staatsanwalt Franz Pflanzner.

Signale von Politik

Anwalt Clement Achammer als Verteidiger sieht die Sachlage naturgemäß anders, wies den Vorwurf der vorsätzlichen Steuerhinterziehung deutlich zurück: “Wenn in Vorarlberg zwei Bauernopfer gefunden wurden, während in Restösterreich mit demselben Sachverhalt nichts unternommen wird, ist das nicht Amtsmissbrauch?” Werbeverträge als Teil des Spielereinkommens würden nicht der Lohnstreuer unterliegen. “Im Jahr 2000 waren Wahlen angesetzt, kein Vorarlberger Politiker wollte da das VEU-Schiff untergehen lassen”, sagt Achammer auf “VN”-Anfrage. Nach seinen Information wurde damals von Seiten der Politik signalisiert, dass das Modell in Ordnung gehe, geprüft worden sei.

Politiker als Zeugen

Achammer will nun zusätzliche Zeugen beantragen. Darunter sollen nicht nur der Feldkircher Bürgermeister Wilfried Berchtold und Sportlandesrat Siegi Stemer sein. “Ich möchte gern vom Ex-Finanzminister und Rapid-Präsident Rudolf Edlinger, sowie von Karl-Heinz Grasser wissen, warum gerade VEU-Köpfe rollen sollen”, so der Anwalt kämpferisch. Die Verteidigung erachte diese Zeugen als sehr relevant, ob das Richter Christian Röthlin ebenso sehe, bleibe abzuwarten.

In den nächsten zwei Wochen werden 40 Spieler einvernommen. Dann muss ein Urteil gefällt werden.

“Da waren gar keine Signale”

Bregenz (VN-rie) Sportlandesrat Siegi Stemer widerspricht energisch den “weit hergeholten” Vorwürfen.
VN: Die Politik habe Signale ausgesendet, das VEU-Steuermodell sei in Ordnung. Welche Signale waren das konkret?
Stemer: Da waren gar keine Signale. Ich habe immer gesagt, Aspekte der Steuer und Krankenversicherung sind mit den entsprechenden Stellen abzuklären. Das habe ich schwarz auf weiß.

VN: Wann rechnen Sie damit, auf der Zeugenbank beim VEU-Prozess Platz nehmen zu müssen?
Stemer: Überhaupt nicht. Wir haben uns bis 2000 bemüht, das sinkende Schiff “VEU” über Wasser zu halten. Aber eines habe ich damals immer klar gemacht: Zum Stopfen von Steuerschulden gibt es keine über die Sportförderung hinausgehenden Gelder.
VN: Finanzbehörden und Politik seien in das “VEU-Modell” eingeweiht gewesen. Stimmt das?
Stemer: Die Politik war nur insofern eingeweiht, als dass ich von der Ferne gehört habe, wie das Modell aufgebaut ist. Es war Aufgabe der Vereinsverantwortlichen, den ‘Sanktus’ von Gebietskrankenkasse und Finanzamt einzuholen. Heute sieht es so aus, dass dieser ‘Sanktus’ nicht da war.
VN: Wie beurteilen Sie den Vorgang persönlich?
Stemer: Wenn das nun das Dankeschön dafür sein soll, dass man den Verein retten wollte, dann enttäuscht mich das.

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