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Politik: "Schwarze Huren der Reichen" und "Rotes Gsindl"

©Die Stimmungslage zwischen ÖVP und SPÖ war auch schon mal besser.
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Gerade bei der SPÖ sorgen die jüngst veröffentlichten Chatprotokolle aus dem ÖVP-Lager für Unmut. VOL.AT hat sich bei Vorarlberger Vertretern der beiden Großparteien umgehört.

Die SPÖ fordert eine Reaktion von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf die am Montag publik gewordenen Anti-SPÖ-SMS aus der Zeit der rot-schwarzen Koalition. Unter anderem hatte die frühere Innenministerin und heutige niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die SPÖ als "Gsindl" bezeichnet.

SPÖ: "Zumindest sind
wir keine Lobbyisten"

Auch in Vorarlberg gehen aufseiten der Sozialdemokraten die Wogen hoch. "Ich bin lieber rotes Gsindl als eine schwarze Hure der Reichen", postete etwa der Götzner SPÖ-Parteiobmann Christian Vögel aus Social Media. Für Parteichefin Gabriele Sprickler-Falschlunger zeigen die publik gewordenen Aussagen einmal mehr ein abstoßendes Sittenbild: "Gsindl ist ein abwertender Begriff für Menschen. Wenn man uns schon als 'Gsindl' bezeichnet, sind wir stolz drauf. Zumindest sind wir keine Lobbyisten. Wir unterstützen den normalen Menschen, der jeden Tag zur Arbeit geht. Ich finde, dass der Begriff dann alle Menschen betreffen muss, die sich sozialdemokratisch einsetzten. Dabei muss ich an die Gewerkschaften denken …" Die Veröffentlichung der Chats erachte sie deswegen umso wichtiger, da sie das wahre Gesicht der ÖVP aufzeigen würden.

Österreich im weltweiten Korruptionsindex.

Frühstück: "Auch Politiker haben ein Recht auf Privatsphäre"

Bei den meisten Vertretern der ÖVP wollte man sich auf VOL.AT-Anfrage nicht äußern. Weder Parteichef Markus Wallner, noch Landesrat Christian Gantner oder die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann waren für eine Aussage zu haben. Dafür antwortete Clubchef Roland Frühstück: "Wer mich kennt, weiß, dass ich stets um einen verbindlichen und damit respektvollen Umgangston bemüht bin.  Das gilt auch und gerade für die Politik. Insofern finde ich die verwendeten Begrifflichkeiten verstörend. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft der Respekt vor dem politischen Gegenüber wieder größer wird. Das gilt allerdings für alle Akteure." Zudem sei bereits eine Entschuldigung erfolgt. "Auch Politiker und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Recht auf Privatsphäre. Die wird mit der Veröffentlichung der Chats ignoriert. Das ist aus meiner Sicht eine fragwürdige Entwicklung, zumal die aktuellen Chats strafrechtlich irrelevant sind. Damit will ich die Inhalte dieser Chats nicht verteidigen. Aber die Vorgehensweise macht schon deutlich, dass mit diesen Veröffentlichungen auch politische Motive verknüpft sind", schließt Frühstück.

In Sachen U-Ausschüsse kommt Österreich nicht zur Ruhe.

(VOL.AT)

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