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Polen: Dach von Markthalle eingestürzt

Beim Einsturz des Daches einer Messehalle in Chorzow (Königshütte), einem Vorort der polnischen Industriestadt Kattowitz (Katowice), sind am Samstag offenbar "einige Dutzend" Menschen getötet worden.

Das berichtete ein Behördensprecher am Abend im polnischen Nachrichtensender TVN 24. Zwölf Leichen seien bereits geborgen worden. Mehr als hundert Verletzte wurden bis am späteren Abend in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.

Das Dach der Halle war am Nachmittag, vermutlich unter großen Schneemassen, zusammengebrochen. Unter den Verletzten waren auch deutsche und tschechische Staatsbürger. Österreicher waren nach ersten Informationen von dem Unglück nicht betroffen. Wie das Außenministerium in Wien auf Anfrage der APA mitteilte, waren unter den Ausstellern der Brieftauben-Schau keine österreichischen Teilnehmer gemeldet. Auch unter den Besuchern dürften nach bisherigem Wissensstand keine Österreicher gewesen sein, hieß es.

Der polnische Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz war auf dem Weg zum Unglücksort. Staatspräsident Lech Kaczynski ordnete die Zahlung von einer Million Zloty (etwa 240 000 Euro) aus Mitteln seiner Kanzlei an die Opfer an. In der Halle, einer Stahlkonstruktion, hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks zwischen 500 und 1000 Besucher einer Brieftaubenschau auf. Viele waren noch verschüttet.

Angehörige der Messebesucher eilten ebenso zum Unglücksort wie Hunderte von Rettungskräften und freiwilligen Helfern. 70 Feuerwehreinheiten waren im Einsatz. Einigen gelang es, per Mobiltelefon Kontakt mit den Eingeschlossenen aufzunehmen. „Eines unserer größten Probleme ist die Kälte“, sagte Jaroslaw Wojtasik, Sprecher der Feuerwehr in Kattowitz.

Bei Temperaturen von minus 15 Grad droht die nächtliche Suche nach Verletzten zum Wettlauf mit der Zeit zu werden. Die Retter versuchten von zwei Seiten der zusammengebrochenen Halle zu den Verschütteten vorzudringen. Auch aus den umliegenden Städten des oberschlesischen Industriereviers, Tschenstochau und Krakau wurden Rettungskräfte nach Kattowitz geschickt. Spezialkräfte mit Sonargeräten und Suchhunden seien unterwegs zum Unglücksort, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Am größten Rettungseinsatz in der Bergbauregion seit vielen Jahren verstärkten Militärpolizisten und Mitarbeiter der Bergwacht die Einsatzkräfte. Helfer reichten den Eingeschlossenen durch in das eingestürzte Dach geschweißte Löcher heiße Getränke und versuchten, unverletzte Menschen in Sicherheit zu bringen.

TVN 24 zeigte Bilder von teilweise chaotischen Szenen. Im dichten Schnee führten Rettungskräfte Verletzte aus dem Gefahrenbereich, mehrere Menschen hatten blutende Kopfverletzungen. Feuerwehrmänner versuchten mit Räumgerät, sich Zugang zu den Eingeschlossenen zu verschaffen.

Auf der internationalen Messe „Taube 2006“, die noch bis Sonntag dauern sollte, stellten nach Veranstalterangaben auch Brieftaubenzüchter aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Ukraine aus. Die Messe hat jedes Jahr mehr als 12.000 Besucher. Die eingestürzte Halle ist mit einer Länge von 150 Metern die größte auf dem Kattowitzer Messegelände.

Das Unglück erinnert an die Tragödie in der bayrischen Stadt Bad Reichenhall am 2. Jänner. Als das schneebedeckte Dach der Eissporthalle einbrach, kamen dort 15 Menschen ums Leben. In den vergangenen Tagen hatte es in Polen bereits mehrere Fälle gegeben, in denen Dächer von Supermärkten oder Einkaufszentren unter dem Druck der Schneedecke nachgaben. In diesen Fällen wurde die Gefahr jedoch rechtzeitig bemerkt. Die Gebäude konnten rechtzeitig evakuiert werden.

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