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Polarkreis 18 charten mit Bombast-Pop

In ihrer Heimat Deutschland hat die Dresdner Band mit ihrem Hit "Allein Allein" schon einmal die Spitze der Single-Charts eingenommen, in Österreich ist er nach acht Wertungswochen auf Platz elf.

Das Erfolgskonzept für das zweite Album “The Colour Of Snow” scheint simpel: “Wir haben größer gedacht”, benennt Sänger Felix Räuber im Gespräch mit der APA die Herangehensweise an die neuen Songs.

Begonnen haben Polarkreis 18 ihre musikalische Karriere wie so viele andere Acts auch, nämlich als Schülerband. Damals, 1997, waren sie noch zu dritt, erst Mitte 2005 kamen Philipp Makolies und Christian Grochau dazu, inzwischen ist man zum Sextett angewachsen. Anfang des Vorjahres legte man das gleichbetitelte Debüt vor, erhielt wohlmeinende Kritiken und startete als erfolgreiche Indie-Band ins Pop-Biz. “Prinzipiell waren wir fast ein ganzes Jahr auf Tour. Wir wollten aber die Energie für das neue Album mitnehmen”. So entstand das zweite Werk in ein paar Monaten, während im Debüt noch mehr als drei Jahre Arbeit steckten. “Wenn man viel einatmet, muss man auch viel ausatmen”, nennt Räuber einen Grund für die schnelle Fertigstellung des Nachfolgers.

Ein großer Unterschied im Vorfeld des zweiten Albums war monetärer Natur: “Wir hatten ein viel größeres finanzielles Fundament”. So entstand “The Colour Of Snow” nicht mehr in Eigenregie, sondern gemeinsam mit dem Produzenten Mario Thaler. Die größeren finanziellen Möglichkeiten ließen auch künstlerische Träume wahr werden: “Eine Orchesteraufnahme wollten wir schon immer haben, doch erst jetzt war diese auch budgetär leistbar.”

Dass aus den Aufnahmen auch die Hit-Single “Allein Allein” herauskam, war dann für die sechs Dresdner natürlich doch überraschend, wenngleich der Song in seiner simplen Eingängigkeit seine Massentauglichkeit nicht verleugnen kann und einen Teil des Erfolges wohl auch seinem Vorkommen in der Verfilmung von Otfried Preußlers Jugendroman “Krabat” zu verdanken hat. Zwar ist “The Colour Of Snow” in Summe ein Pop-Album, doch hat es dabei auch seine wagnerianischen Momente. Ein Vergleich, den die Band als Kompliment auffasst: “Bombastische Musik lieben wir und das wollten wir auch auf unserem neuen Album umsetzen.” Das zum Pop-Erfolg auch ein wenig Inszenierung dazugehört, haben die sechs Mittzwanziger inzwischen auch gelernt und zollen dieser Tatsache dadurch Tribut, dass sie nur noch in weißer Kleidung auftreten, wohl dem eisigen Artwork ihrer Alben entsprechend.

Doch nicht die visuelle Präsentation, sondern die “Lust auf strukturiertere Songs” ist einer der Gründe, warum jetzt der große Erfolg gekommen ist. Ebenso sollte die Gesangsstimme von Räuber nicht mehr als Instrument wie beim Vorgänger verwendet werden, sondern diesmal mehr Text transportieren. Zwar gab es im Gegensatz zum Vorgänger für “The Colour Of Snow” in den Kritiken nicht mehr das einhellige Lob, aber das verwundert Räuber ohnehin nicht: “Auch negative Kritiken sind in Ordnung. Es zeigt letztendlich, dass das was man tut, Meinungen hervorruft und polarisiert.” Von Andreas Westphal

“Allein Allein”

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