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"Plötzlich war ich unwichtig!"

Als große Egoistin und Einzelkämpferin wurde Franziska van Almsick berühmt. Hier verrät die Spitzensportlerin, wie sie die Geburt ihres Sohnes und die Familie buchstäblich ins Schwimmen gebracht haben.
Franziska van Almsick in Wien
Franziska beim Ball des Sports

Was Franziska van Almsick groß machte, waren ihre Erfolge als Schwimmerin. Heute sind es die 14-Zentimeter-Absätze ihrer schwarzen Dior-Ankleboots, mit denen die 1,81 Meter große Frau beim Gespräch im Wiener Palais Coburg sitzt. “Es macht erst recht Spaß, so etwas zu tragen, wenn man ohnehin schon groß ist!”, lacht die 32-Jährige und steht auf. Baumlang wirkt die gebürtige Ostberlinerin, die hier in Wien für fettfreie Ernährung wirbt -  für Margarine, wer’s genau wissen will.

Streichfähig im schlechteren Sinn war van Almsick dagegen vor über drei Jahren, nachdem Söhnchen Hugo das Licht der Welt erblickt hatte. Ein Gespräch über Egoismus, die Tücken einer Familie - und über ihren Sohn, von dem es “aus Sicherheitsgründen” kein Foto gibt - und “weil ich mich durch ein gemeinsames Bild mit ihm nicht wichtiger machen will”.

Seitenblicke: Sie engagieren sich dafür, dass Kinder schwimmen lernen. Wie ist das bei Ihrem eigenen Sohn?

Franziska van Almsick: Hey, er ist erst drei Jahre alt. Ich bin froh, wenn er überhaupt auf mich hört, wenn ich “Halt! Da ist eine Straße!” rufe. (Lacht.)

Wie hat es sich für Sie als Egoistin und Einzelkämpferin angefühlt, eine Familie zu gründen?

Das war schwierig, ein regelrechter Lernprozess.

Inwiefern?

Bis zu dem Tag, an dem mein Sohn geboren wurde, hat sich ja alles nur um mich gedreht. Ich war immer die Nummer eins. Und heute kommt zuerst mein Sohn, dann die Familie, dann der Mann (Lebensgefährte Jürgen B. Harder, Anm. d. Red.) - und als Allerletzte ich.

Wie sind Sie mit dieser Umstellung umgegangen?

Ich habe das als Chance gesehen, mich weiterzuentwickeln. Und vieles ist dadurch unwichtig geworden.

Was zum Beispiel?

Früher war alles, was zählte, ein Olympiasieg. Aber das habe ich nie erreicht. Und es schien immer ein Problem für mich zu sein. Aber durch meinen Sohn ist Olympia heute nicht mehr wichtig. Im Gegenteil: Heute würde ich alles, was ich habe und was ich jemals erreicht habe, für meinen Sohn geben. Und das war der Lernprozess: Dass es wichtigere Dinge gibt als Erfolg und Geld.

(Interview: Isabella Großschopf/Foto: dapd)

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