Lichtdurchflutete Räume, weiße Fliesen. Durch die bodentiefen Fenster fällt der Blick auf den Bodensee. An den Wänden: Fotos von Babys, Kleinkindern, lachenden Gesichtern. Manche auf dem Arm, andere beim Krabbeln, wieder andere mit runden Bäckchen direkt in die Kamera blickend – als wollten sie „Hallo“ sagen. Wer im Wartezimmer der Klinik Next Fertility IVF Prof. Zech in Bregenz Platz nimmt, fühlt sich wie in einer anderen Sphäre. Fast schwerelos. Drei Stockwerke, mitten im Zentrum – und doch wirkt dieser Ort entrückt. Eine eigene Welt. „Wir vollbringen hier keine Wunder“, sagt Dr. Adriane Rima Damko, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und ärztliche Leiterin der Klinik. „Aber wir begleiten Menschen auf einem sehr persönlichen Weg – und machen vieles möglich, was lange unmöglich schien.“ Im Gespräch mit der Fachärztin werden drei Kinderwunschszenarien besprochen, Namen wurden von der Redaktion geändert.
Eizellvorsorge.
Christina ist 33, Single, beruflich eingespannt. Kinder? Ja, irgendwann. Vielleicht. Noch ist da kein Partner – aber das leise, immer lauter werdende Gefühl, dass ihr Zeitfenster zur Familienplanung nicht endlos ist. In Österreich ist das sogenannte „Social Freezing“, also das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen ohne medizinischen Grund, gesetzlich nicht erlaubt. Eine Ausnahme besteht nur, wenn eine medizinische Indikation vorliegt – etwa ein nachweisbarer Rückgang der Eierstockreserve oder eine Erkrankung, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnte. „Wenn wir eine reduzierte Fruchtbarkeit feststellen – und das ist bei vielen Frauen über 30 der Fall – dann dürfen wir helfen“, sagt Dr. Adriane Rima Damko. Bei Christina zeigt der AMH-Wert eine verminderte ovarielle Reserve – ein medizinisch zulässiger Grund. Sie befindet sich noch im empfohlenen Alter: „Idealerweise findet die Eizellvorsorge im Alter zwischen 20 und 30 Jahren statt, aber unbedingt vor dem 35. Lebensjahr. Die Fruchtbarkeit ist dann noch höher und somit auch die Chancen auf eine spätere Schwangerschaft“, erklärt die Fachärztin. Denn eines muss klar sein: Die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen allein sind kein Garant für ein Kind – aber sie schaffen eine Option. Eine Chance. Ein Backup. In ihrem Fall ist der bewusste Schritt zur Vorsorge mit Selbstzahlerkosten von rund 4000 Euro verbunden – die Rechnungen für Behandlung und Medikamente kann sie bei der ÖGK zur Prüfung einreichen. Es folgt ein gezielter Prozess: Bis zu vierzehn Tage lang wird ihr Zyklus hormonell stimuliert, um einen „Superzyklus“ zu er zeugen – also eine vermehrte Reifung der Follikel. „Um später genügend Optionen zu haben, werden pro Zyklus am besten so viele Eizellen wie möglich gewonnen – zehn sind gut, zwanzig wären noch besser“, sagt Damko. Die Eizellentnahme erfolgt transvaginal, unter Kurznarkose. Anschließend werden die unbefruchteten Eizellen mittels aseptischer Vitrifikation innerhalb eines geschlossenen Systems tiefgefroren und bei -196 Grad Celsius in einem Stickstofftank eingelagert. Die Eizellen stehen in der Klinik in Bregenz bereit – bis Christina es ist. Eine bewusste Alleinmutterschaft ist in Österreich derzeit nicht erlaubt. Soll die spätere Befruchtung hier stattfinden, braucht Christina einen Partner oder eine Partnerin. Gesetzlich vorgeschrieben ist dafür entweder der Nachweis einer Ehe oder eine notarielle Zustimmung beider künftigen Elternteile. „Auch nach dem Einfrieren ist es immer unser Ziel, eine Schwangerschaft so natürlich wie möglich zu ermöglichen“, sagt Damko. „Nach der Stimulation kehren die Eierstöcke wieder in ihren Normalzustand zurück. Aber wenn es später auf natürlichem Weg nicht gelingt, kann auf bewährte Methoden zurückgegriffen werden.“ So auch bei Mathias und Noemi:
Künstliche Befruchtung.
Er ist Anfang 40, sie Ende 30. Seit über einem Jahr versuchen die beiden, Eltern zu werden. Ihr Zyklus ist regelmäßig, der Wunsch groß – doch es klappt nicht. Jeder Monat ist eine emotionale Achterbahn. Ab zwölf Monaten ohne erfolgreiche Schwangerschaft trotz aktivem Kinderwunsch spricht man in der Medizin von eingeschränkter Fruchtbarkeit. So beginnt für das Paar eine eher unromantische Reise durch Basisuntersuchungen: Hormonstatus, Zyklusmonitoring, Spermiogramm, Eileiterdurchlässigkeit – viele kleine Bausteine, die ein Gesamtbild ergeben. Die ärztliche Empfehlung: Eine künstliche Befruchtung mittels IVF mit ICSI, bei der im Labor ein einzelnes Spermium direkt in die entnommene Eizelle injiziert wird. Die Embryonen werden fünf Tage lang im Labor kultiviert. Anschließend erfolgt – je nach medizinischem Rat und Wunsch des Paares – der Transfer eines oder zweier Embryonen in die Gebärmutter. Ein sensibler Schlüsselmoment. Klinisch präzise, medizinisch optimiert – und für das Paar doch alles andere als Routine. „Die Beratung ist immer sehr individuell. Bei aus medizinischer Sicht spätgebärenden Frauen, also nach dem 35. Lebensjahr, wird je nach Embryonenqualität, Gesundheitszustand und Erfolgschancen entschieden“, so Damko. Finanziell unterstützt der IVF-Fonds vier Versuche und übernimmt bis zu 70 Prozent der Behandlungskosten. Die Kryokonservierung – das Tiefgefrieren befruchteter Eizellen oder Embryonen – erfolgt bei allen überzähligen, also momentan nicht transferierten Embryonen. Sie ist auch dann möglich, wenn vor dem Transfer eine Pause eingelegt werden muss, etwa aufgrund einer Erkrankung oder einer bevorstehenden Operation.
Gemeinsame Mutterschaft.
Einen ähnlichen Weg zum Wunschkind gehen Laura, 34, und Ina, 38. Sie haben die Wahl zwischen einer Insemination oder der ROPA-Methode, bei der eine Partnerin die Eizelle spendet und die andere das Kind austrägt. „In Österreich ist das rechtlich möglich, weil beide Frauen in die Behandlung eingebunden sind – das gilt als Partnerspende. Eine Leihmutterschaft ist hingegen nicht erlaubt. Für Männerpaare birgt der Kinderwunsch weitere rechtliche Hürden“, erklärt Damko. Laura und Ina brauchen für beide medizinische Methoden eine Samenspende – entweder über eine zertifizierte Samenbank (z. B. Cryos oder European Sperm Bank aus Dänemark) oder durch einen privaten Spender. Gesundheitschecks sind in allen Fällen verpflichtend. Das Paar kann nach verschiedenen Kriterien von Herkunft, Bildungsniveau bis hin zu Handschriftproben selektieren. In Österreich muss außerdem jede Samenspende nicht-anonym erfolgen. Das bedeutet: Das Kind hat später ein Recht auf Auskunft über Namen und letzte Meldeadresse des Spenders – jedoch kein Kontaktrecht. Eine Kontaktaufnahme darf nur vom Kind selbst ausgehen. Zudem darf ein Spender maximal drei Familien in Österreich versorgen; darauf wird auch geachtet, um geografische Nähe zu vermeiden, erklärt die ärztliche Leiterin der Klinik Next Fertility IVF Prof. Zech in Bregenz. Zurück im hellen Wartezimmer, zwischen den Fotos jener Kinder, die einst Wunsch und Vorstellung waren. Es wird spürbar: Hinter jeder Behandlung steht eine Geschichte – von Warten, Hoffen, Zweifeln. Und vom Mut, es zu versuchen. Manchmal beginnt ein neues Leben genau dort, wo jemand sich dazu entschließt, vorausschauend zu denken und zu handeln. Sodass aus Wünschen Wirklichkeit werden kann.

> Eizellvorsorge und Eizellspende
Altersgrenze Eizellvorsorge:
bis zum 35. Geburtstag optimal.
Lagerungskosten für tiefgefrorene Eizellen:
ca. 232 Euro pro Jahr.
Hochrelevant bei Kinderwunsch 40+:
Altersgrenze Spenderin: bis zum 30. Geburtstag
Infoabende:
Online, anonym, kostenlos und unverbindlich z. B. über www.ivf.at/infoabend
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