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PISA: Jeder Vierte erreicht nicht einmal Mindeststandards

Elf Prozent gehören in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften zur Risikogruppe
Elf Prozent gehören in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften zur Risikogruppe ©APA
26 Prozent der 15- bzw. 16-jährigen Österreicher (OECD: 29 Prozent) erreichen bei PISA 2012 in zumindest einem der drei überprüften Kompetenzbereiche (Lesen, Mathe, Naturwissenschaften) nicht einmal Mindeststandards.

Elf Prozent gehören sogar in allen drei Bereichen zur Risikogruppe, jeder fünfte Schüler kann nicht sinnerfassend lesen. Insgesamt ist Österreich bei den Risikoschülern in allen drei Kompetenzbereichen nach einem Ausreißer nach oben auf 28 Prozent im Jahr 2009 wieder etwa auf dem Niveau von 2006 und den Jahren davor gelandet. Aus Sicht der OECD ist der Anteil der Risikoschüler überhaupt “im Zeitverlauf unverändert geblieben”, da wegen eines Boykott-Aufrufs in der ersten Testphase die Österreich-Ergebnisse von 2009 nur mit Vorbehalt veröffentlicht und von Vergleichen mit den früheren PISA-Tests abgesehen wurde.

Mädchen rutschen in Mathe ab

In Mathematik, dem Schwerpunktfach der diesjährigen PISA-Studie, konnten diesmal 19 Prozent bestenfalls einfache Algorithmen und Formeln lösen und Verfahren anwenden. Das sind zwar weniger als im OECD-Schnitt (23 Prozent), allerdings sind es im OECD-Siegerland Südkorea nur zehn, in Finnland zwölf Prozent. In Österreich hat sich außerdem seit 2003, als zuletzt Mathematik Schwerpunktthema war, der Abstand zwischen den Geschlechtern vergrößert: So hat bei den Burschen die Zahl der Spitzenschüler zu- und die der Risikoschüler abgenommen, bei den Mädchen war die Entwicklung genau umgekehrt.

“Über das Auseinanderdriften zwischen Jungen und Mädchen in der Mathematik sollte sich Österreich Sorgen machen”, kommentierte der stellvertretende Bildungsdirektor der OECD, Andreas Schleicher, das Ergebnis. Die Fragebogenerhebung hat außerdem ergeben, dass österreichische Schüler und vor allem Schülerinnen wenig Interesse und Freude an Mathematik haben. Mädchen haben deutlich weniger Vertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten und mehr Angst vor dem Fach als Burschen.

Beim Lesen im OECD-Schnitt

Beim Lesen landen in Österreich 20 Prozent in der Gruppe der Risikoschüler und können damit maximal einen einfachen Zusammenhang zwischen Text-Informationen und Alltagserfahrungen herstellen, das entspricht in etwa dem OECD-Schnitt (18 Prozent). In den Naturwissenschaften ist die Zahl der Risikoschüler ebenfalls im OECD-Schnitt (Österreich: 16; OECD: 18). Finnland erreicht jedoch auch hier wesentlich bessere Ergebnisse (Lesen: elf, Naturwissenschaften: acht Prozent), ebenso Südkorea (acht bzw. sieben Prozent).

Nicht nur am unteren, auch am oberen Ende der Leistungsskala entspricht das Österreich-Ergebnis dem OECD-Schnitt: 16 Prozent der Schüler erbringen in zumindest einem Bereich Spitzenleistungen, drei Prozent in allen drei (OECD: 15 bzw. vier Prozent). Die meisten Schüler mit Topleistungen finden sich in der Mathematik (14 Prozent), gefolgt von den Naturwissenschaften (acht Prozent) und Lesen (sechs Prozent). Das liegt zwar etwa im OECD-Schnitt (Mathe: 13, Nawi und Lesen je acht), aber weit hinter Finnland, wo die Spitzengruppe in Lesen (13 Prozent) und Naturwissenschaften (17 Prozent) mehr als doppelt so groß ist wie in Österreich. In Mathematik ist sie hingegen annähernd gleich groß (Österreich 14, Finnland 15 Prozent).

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