AA

Pflegereform stopft nicht alle Löcher

©VOL.AT
Regionalkoordinatorin Angelika Hämmerle der Interessensgemeinschaft (IG) Pflege ortet am Freitagabend in "Vorarlberg LIVE" in der anstehenden Pflegereform durchaus noch Nachbesserungsbedarf.

Beinahe jeder zehnte Österreicher ist in der Betreuung oder Pflege eines Angehörigen involviert, oft im eigenen Zuhause. Die größte Baustelle aus Hämmerles Sicht: "In der Wertigkeit der Pflege zuhause, wenn man denkt, es werden über 80 Prozent der Leute zuhause gepflegt. Das ist eigentlich der größte Pflegedienst in Österreich."

Nachbesserungen "überfällig"

Es ist jedoch nicht alles schlecht. Die Nachbesserungen gerade bei der Pflege von Demenzkranken in der Reform waren "überfällig" und werden von der IG begrüßt. "Dass man die Familienbeihilfe nicht mehr vom Pflegegeld abzieht, ist eine wichtige Neuerung gerade für Familien mit zu betreuenden Kindern", betont Hämmerle. Auch das dem pflegenden Angehörigen als Laie Ausbildungskurse bezahlt werden, ist positiv.

Familienmitglieder

Nachbesserungsbedarf gibt es aber gerade in der kritischen Zeit zu Beginn, wenn Familienmitglieder zu pflegenden Angehörigen werden. "Es würde ein gutes Angebot geben, wenn man es bekommt", betont Hämmerle. Dies beginnt bei einem guten Entlassungsmanagement im Krankenhaus. Ein Case Management in den Gemeinden steht nicht jedem zur Verfügung. Hier sei außerdem neutrale Sachlichkeit und das Miteinbeziehen der gesamten Familie wichtig. Auch von den zahlreichen notwendigen Anträgen seien manche ohne eine zentrale Anlaufstelle überfordert, gibt Hämmerle Einblick. Schlussendlich wird aus dem Laie ein Profi, der oft auch medizinische Aufgaben übernimmt: "Viele wachsen in diese Aufgabe hinein und sind genial. Diese Wertschätzung durch die Öffentlichkeit, Politik und Medien sollte sehr hoch gestellt werden."

Viele Hürden in der Pflege

Gerade im Vergleich mit der organisierten Hilfe im Pflegeheim müssen pflegende Angehörige oft zurückstecken. Dies beginnt bei der fehlenden professionellen Hilfestellung durch gelerntes Personal und endet bei der durchgehenden Auslastung. "Sie sind 24 Stunden 365 Tage im Jahr im Einsatz", betont Hämmerle. Die Hürden, ein Urlaubsbett für den zu pflegenden Angehörigen zu bekommen seien weiterhin hoch. Die notwendigen Kapazitäten sind im Land nicht vorhanden. Bei einer möglichen Anstellung der pflegenden Angehörigen bei der öffentlichen Hand sind für die Betroffenenvertreterin noch viele Fragen offen.

Die ganze Sendung

(VN/VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Pflegereform stopft nicht alle Löcher