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Pflege statt Antibiotika

(VN) Wolfort - Vorrang für Hausmittel bei Schnupfen und Entzündungen in der Nase.
Der Vortrag als Video

Kaum zu glauben, was sich aus einer harmlosen „Rotznase“ entwickeln kann. Die Besucher des Mini Med Studiums wissen es jetzt. Denn sie bekamen von Primar Dr. Wolfgang Elsäßer die ganze Palette an Unannehmlichkeiten, die unser Riechorgan zuweilen aushalten muss, vorgeführt. Vor allem die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen ist ein Problem, weil schwierig zu behandeln. „Der Patient wird immer darunter leiden“, machte der Leiter der HNO-Abteilung im LKH Feldkirch deutlich.

Anatomie-Exkurs

Herbstzeit heißt im landläufigen Sinn auch Schnupfenzeit. Tatsächlich aber kommen Verkühlungen immer vor. „Kinder haben pro Jahr bis zu sechs Entzündungen der Nasenschleimhaut, bei Erwachsenen sind drei normal“, erklärte Wolfgang Elsäßer. Um jedoch zu verstehen, was sich dabei in der Nase abspielt, gab es zuerst einen Exkurs durch die Anatomie derselben. Es sind die vier Nasenmuscheln, die fast den gesamten Raum in der Nase einnehmen. Dazu kommen Flimmerhärchen am Naseneingang, welche die Luft, die wir einatmen, von Staubteilchen reinigen. Weitere Aufgaben der Nase sind das Erwärmen der Atmenluft auf 32 bis 34 Grad, auch bei kalten Temperaturen, das Anfeuchten der Atemluft durch die Abgabe von Nasensekret und das Riechen.

Viren, die Verursacher von Schupfen, sind Feinschmecker. Denn im Gegensatz zu den Bakterien, bevorzugen sie die gesunde Schleimhaut. Übertragen werden sie durch Tröpfcheninfektion. Sind sie in der Nase angekommen, was sich meist durch ein Brennen, Kitzeln oder einen Niesreiz bemerkbar macht, beginnt eine vermehrte Produktion von Sekret, das zuerst wässerig, dann schleimig wird. Die Nasenschleimhaut schwillt an, weil die Flimmerhärchen versagen, eine Nasenatmung ist nicht mehr möglich. „In dieser Zeit werden täglich 1 bis 1,5 Liter Schleim produziert“, veranschaulichte Primar Elsäßer die Dimension eines selbst banalen Schnupfens.

Vorsicht mit Nasentropfen

Ein Schnupfen kann sich auch in die Nasennebenhöhlen und das Mittelohr ausbreiten. Was seine Behandlung schwierig macht sind die über 200 verschiedenen Viren. Deshalb bleiben oft nur die bewährten Hausmittel: ausreichend trinken, das hält das Sekret flüssig, Nasenspülungen mit Salz, Inhalationen mit ätherischen Ölen oder Kamillenextrakten sowie die Anwendung einer Rotlicht-Wärmelampe. Abschwellende Nasentropfen dürfen laut Elsäßer höchstens zehn Tage angewendet werden. Sonst kann es zu einer Gewöhnung kommen, die nur schwer wieder zu korrigieren ist. Alles in allem dauert ein Schnupfen durchschnittlich fünf bis sieben Tage. Chronisch wird Schnupfen, wenn eine Allergie vorliegt und mechanische Hindernisse wie vergrößerte Mandeln oder eine verkrümmte Nasenscheidewand den Sekretabfluss behindern.

Operative Verkleinerung

Bei einer infektiösen Nasenentzündung sorgen Bakterien für langanhaltende Schwellungszustände. Aber auch in solchen Fällen redete der HNO-Arzt der Nasenpflege mittels Tropfen, Salbe und Salzwasserspülungen das Wort. „Antibiotika sollten, wenn überhaupt, so spät wie möglich zum Einsatz kommen“, betonte Wolfgang Elsäßer. Liegt hingegen eine sogenannte „Stinknase“ vor, hilft nur eine operative Verkleinerung des Naseninnenraumes. Grund für eine zu weite Nase ist das Fehlen der unteren Nasenmuschel. Durch das Einsetzen eines Rippenknorpels wird das Missverhältnis behoben.

Ist die untere Nasenmuschel zu groß, schwillt sie bei Temperaturschwankungen, psychischen Belastungen und Erkrankungen der Schilddrüse sowie Nebennieren plötzlich an, die Nase rinnt. In diesem Fall hilft ebenfalls nur das Skalpell. Haben Kleinkinder einen einseitigen eitrigen Schnupfen, sollte laut Wolfgang Elsäßer unbedingt an Fremdkörper in der Nase gedacht werden.

 

FRAGEN AUS DEM PUBLIKUM:

Kann Cortisonspray auch bei Kindern angewendet werden?

Elsäßer: Ja, es ist ab sechs Jahren freigegeben.

Erklären Sie das richtige Schnäuzen.

Elsäßer: Das müsste ich jetzt vormachen. Aber: ein Nasenloch zuhalten und richtig dagegen blasen. Leider trauen sich das die Leute häufig nicht.

Warum reagiere ich so stark auf Klimaanlagen?

Elsäßer: Das kann mehrere Ursachen haben. Klimaanlagen transportieren beispielsweise Viren weiter. Das wurde in Flugzeugen gemessen. Zum anderen sind diese Epitelien sehr empfindlich. Da kann oft schon eine halbe Stunde Zugluft ausreichen, um Viren einen Anreiz zubieten, sich auf der leicht geschädigten Schleimhaut zu vermehren.

Welche Lebensmittel muss ich bei einer Aspirinintoleranz meiden?

Elsäßer: Da gibt es eine ganze Fülle. Aspirin ist in Massen von Lebensmitteln enthalten. In Obst, Gemüse, Konservierungsmitteln. Sie können dem praktisch kaum aus dem Weg gehen. Es gibt aber eine Therapie dagegen. Wie bei einer Allergiebehandlung wird der Körper langsam an das Aspirin gewöhnt. Das erfordert jedoch einen stationären Aufenthalt.

Was ist Ursache für verstärkten Nasenfluss beim Wandern?

Elsäßer: Auf physische Anstrengung kann die Nasenmuschel mit vermehrter Flüssigkeitsbildung reagieren. Das kommt bei anderen Sportarten wie Joggen oder Radfahren auch vor. Man kann eigentlich nichts dagegen tun. Es ist jedoch unbedenklich, nur lästig.

Bei mir ist jeden Morgen das rechte Nasenloch verstopft. Ist das normal?

Elsäßer: Nein, das ist nicht normal. Hier empfiehlt sich eine Abklärung, vor allem, weil es einseitig ist. Da kann sich alles Mögliche in der Nase und den Nasennebenhöhlen abspielen.

Ist Echinacin ein gutes Vorbeugemittel gegen Erkältungen?

Elsäßer: Man kann es ruhig nehmen.

Hängt Krustenbildung beim Naseneingang mit zu trockener Raumtemperatur zusammen?

Elsäßer: Das kann ein Hinweis auf eine sehr trockene Nasenschleimhaut sein. Konsequent Nasensalbe verwenden, vor allem vor dem Schlafengehen und beim Aufstehen. Dann regeneriert sich die Schleimhaut wieder.

Kann man eine Aspirinunverträglichkeit austesten?

Elsäßer: Ja, vor allem Patienten mit ständiger Polypenbildung in der Nase sollten ausgetestet werden. Da es dazu neue Erkenntnisse gibt, starten wir im neuen Jahr mit einer größeren Serie. Die Untersuchung ist jedoch sehr aufwändig und muss stationär erfolgen. Ab nächster Woche kann man sich bei uns im LKH Feldkirch anmelden.

Es heißt oft, man sollte nicht schnäuzen um die Nase zu schonen und keine Viren in die Ohren zu bekommen. Stimmt das?

Elsäßer: Die Problematik besteht eher, wenn bei zugefallenen Ohren ein Druckausgleich gemacht wird.  Dann können Erreger sehr wohl über die Nasennebenhöhlen ins Mittelohr gelangen. Aber das Schnäuzen ist anders. Da schleudern Sie das Sekret hinaus. Und Sekret gehört weg, ob mit hinaufziehen oder schnäuzen.

 

Der Vortrag als Video:

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