Erst als sich in dem am Donnerstag (11. Februar) anlaufenden Fantasy-Märchen seine Lehrerin als zähnefletschende Harpyie entpuppt, wird der Knabe über seine Abstammung aufgeklärt. Und siehe da: Das Land ist vom Empire State Building bis in die Hügel Hollywoods infiltriert von fleischgewordenen griechischen Göttern und ihren unehelichen Kindern – und von noch weit unangenehmeren Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, die inkognito aus Hellas in die USA ausgewandert sind. Denn statt wie “Harry Potter”-Schöpferin Joanne K. Rowling mühsam ein Heer von Zauberern samt Werkzeugen zu erfinden, griff ihr US-Kollege, Bestsellerautor Rick Riordan, schlicht auf Homer und den antiken Sagenschatz zurück. Schließlich sind in Zeus’ verkrachter Mischpoke Action, Drama und Intrigen überreichlich vorhanden.
Gelegentlich erinnern die irdisch-göttlichen Scharmützel zwar an die “X-Men”-Mutanten, an “Narnia” oder “Men in Black”. Auch gewinnt Chris Columbus, der bei den ersten beiden “Harry Potter”-Filmen Regie führte, mit diesem eher uninspiriert bebilderten Fantasy-Epos sicherlich keinen Preis für Ästhetik, zumal die Special Effects – Fluten, Höllenfeuer, Blitzspeer und diverse Mensch-Tier-Mischwesen – so künstlich wie Götterspeise aussehen. Doch die Buchvorlage bietet so viele hübsche Ideen, dass das Abenteuer zu einem unterhaltsamen Crash-Kurs in antiker Mythologie wird.
So wird Percy alias Perseus von seiner sterblichen Mutter in ein Elite-Trainingslager für illegitime Halbgötter gebracht. Als Zeus’ zweiter Bruder, Höllenfürst Hades, der selbst auf den Blitz scharf ist, die Mutter in die Unterwelt entführt, will Percy sie befreien. Luke, Sohn des Götterboten Merkur, gibt ihm Ratschläge und leiht ihm seinen Schild und seine geflügelten Turnschuhe. Percy unternimmt mit seinem ziegenbeinigen Satyr-Kumpel Grover und der amazonenhaften Annabeth, Sohn von Athene, eine Odyssee quer durchs Land, um den Einstieg in die Unterwelt zu finden.
Unterwegs stranden die Teenager in einem Casino in Las Vegas, das sich als modernisierte Version der Lotusesser-Sage, in dem das Trio über Partys und Glücksspiel die Zeit vergisst, erweist. Auch die lüsterne Persephone, Hades’ genervte Gattin, und der Höllenfürst selbst, der aussieht wie Rockstar Frank Zappa in Leder, sind witzige Varianten der alten Sage. Der Star des computeranimierten Bestiariums mit Minotauros, Hydra, Zerberus & Co. ist aber die Medusa mit ihrem Schlangenhaar und dem gletscherblauen Blick von Uma Thurman. Und Pierce Brosnan, oben Mann, unten Gaul, wollte wohl immer schon mal einen Zentauren spielen.
Wie gut die Integration der altgriechischen Familienbande ins 21. Jahrhundert funktioniert, zeigt das Thema des abwesenden, verantwortungslosen Vaters, das so viele US-Familienfilme und auch die “Harry Potter”-Konkurrenz dominiert, hier jedoch dank des Rückgriffs auf die Antike besonders anschaulich wird. Dass Percys nie gekannter Papa sich statt als irgendein hergelaufener Schuft als Gott der Meere entpuppt, der nur wegen eines doofen Gesetzes des tyrannischen Onkel Zeus die Familie verließ, gibt dem Filius neues Selbstvertrauen: ein tröstliches Fantasy-Märchen.
Der Trailer:
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