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"Pensionen langfristig sicher"

Wirtschaftsforscher Alois Guger spricht im VN Interview über das Pensionsalter, die Hacklerregelung und die Pensionshöhe. Dabei will er nichts von Panikmache wissen.

Steht das Pensionssystem vor dem Kollaps? Immerhin hat sich der Staatszuschuss in den letzten fünf Jahren auf 4,33 Milliarden Euro verdoppelt?

Alois Guger: Das ist eine unseriöse Diskussion. Aufgrund der Wirtschaftskrise ist der Zuschuss des Staates an die Sozialversicherungen zwar gestiegen; aber langfristig ergeben sich keine grundsätzlichen Veränderungen. Das zeigen auch unsere Prognosen, die wir für die Pensionssicherungskommission erstellt haben. Langfristig ist das Pensionssystem insofern abgesichert, als die Netto-Ersatzrate zurückgehen wird. Das System wird dadurch stabilisiert.

Sie meinen, aufgrund der letzten Pensionsreformen wird das Pensionsniveau sinken?

Guger: Ja. Ich glaube, das übersehen die meisten, die jetzt ihre Warnungen ausrufen. Möglicherweise ist das darauf zurückzuführen, dass das Ganze noch nicht schlagend ist: Sind bisher die besten 15 Jahre zur Pensionsberechnung herangezogen worden, so wird es künftig das gesamt Lebenseinkommen sein. Alle Lücken, ob es sich nun um Arbeitslosenzeiten, ein Praktikum oder eine geringfügige Beschäftigung handelt, werden sich dann ganz massiv auswirken. Auf der anderen Seite wird es aber zu einer deutlichen Entlastung des Pensionssystems kommen.

Wie stark wird das Pensions-niveau sinken?

Guger: Sehr unterschiedlich. Bei Frauen wird es eher Zuwächse geben, weil sie künftig länger arbeiten. Aber Männer mit einem Studium und einer guten Karriere müssen sich schon auf erhebliche Einbußen in einer Größenordnung von bis zu 20 Prozent gefasst machen.

In Österreich gehen Männer mit knapp 59, Frauen mit knapp 58 Jahren in Pension.

Guger: Künftig wird eine längere Erwerbstätigkeit sehr wichtig sein, um auf eine Pension zu kommen, die den Lebensstandard sichert. Dennoch ist es wichtig, weitere Schritte zu setzen, die das tatsächliche Pensionsalter hinaufschieben. Ich denke etwa an die Hacklerregelung, die extrem unfair ist: Menschen, die noch gut beisammen sind, dürfen ohne Abschläge in Pension, während Invalide enorme Abschläge hinnehmen müssen. Hier muss man ansetzen.

Das niedrige Pensionsalter ist wohl nicht allein auf die Hacklerregelung zurückzuführen?

Guger: Wir haben viele Schlupflöcher wie die Hacklerpension. Auch die Altersteilzeit wird wie eine Frühpension behandelt. Ich finde, bei der Anhebung des Pensionsalters gehört bei den Arbeitgebern angesetzt. In Finnland müssen Unternehmen bis zu 80 Prozent der Invaliditätspension bezahlen. Dort gibt es denn auch Bemühungen, die Gesundheit am Arbeitsplatz zu verbessern, damit die Mitarbeiter länger bleiben können.

Die Erhöhung des gesetzlichen Pensionsalters (60/65) ist noch kein Thema?

Guger: Das wird sicher ein Thema werden, ist es aber noch nicht. Zuerst müssen wir das tatsächliche an das gesetzliche Alter heranführen. Außerdem würde ich das gesetzliche Alter der Frauen (60) früher an das der Männer (65) heranführen, als dies verfassungsrechtlich vorgesehen ist (bis 2033). Ich finde, diese Unterscheidung ist der größte Fehler.

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