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Pariser Mode: "Make love not war"

Mit Sinnlichkeit geht die französische Mode in die Saison Frühjahr/Sommer 2003. Provozierten schon die Mailänder mit Sex-Appeal, so legt nun die Pariser Pret-a-Porter nach.

Im Kontext der weltweiten Krisenherde wirken die Aussagen vom Laufsteg beinah schon politisch: Make love not war (Liebe statt Krieg).

Die Designer propagierten zum Auftakt der bis zum 11. Oktober laufenden Defilees die Weiblichkeit in all ihren Facetten. Kunstvolle Drapierungen, zarte Plissees, üppige Rüschen sowie Blumenmotive gehören zu den bevorzugten Spielarten.

Am Mini kommt jedoch auch in Paris niemand vorbei. Bei Emanuel Ungaro etwa wurden am Freitag fast alle Säume gekappt, lange Kleider lassen zumindest ein Bein unbedeckt. Bäche an Volants stürzen sich an Säumen und Dekolletes herab. Sind es Hosen, so sind sie eng und enden häufig an der Wade. Dazu werden Bolero-Jacken im Torero-Stil kombiniert, nicht selten bleibt der Bauch frei oder ein Oberteil aus Chiffon bedeckt dürftig den Nabel.

Mit knackigen Hotpants und flatternden Kleidchen lockt die Frau bei Karl Lagerfeld. Hauptthema seiner Kollektion Lagerfeld Gallery war jedoch der Kontrast von Schwarz und Weiß, erweitert um einen grauen, verwaschenen Jeansstoff. Eine Spitzenbluse verlängert den kurzen Blazer optisch zum Frack. Weiße Kragen blitzen unter schwarzen Revers, Falten und zackige Ziernähte mischen sich dazu. Für den Strand gab es gelacktes Schwarz.

Nach zwei wilden Jahren verzichtete John Galliano in seiner Arbeit für Christian Dior dieses Mal auf die ganz großen Schockeffekte. Diese Nachricht nahm das internationale Fachpublikum am Donnerstagnachmittag erfreut zur Kenntnis. Freilich behält der Brite seine Strategie bei, dem französischen Traditionshaus ein junges Image aufzudrücken. Die Röcke enden konsequent im Mini. Blousons variieren in unzähligen Varianten und bringen oft Volumen mit. Mit leichter Hand drapiert, erscheint der Nadelstreifen-Blazer feminin. Das Druckmotiv mit “25% off“-Slogan (25 Prozent Rabatt) weckt eine Illusion, die der reale Preis kaum halten kann.

Dass der sehr weibliche Start der Pariser Defilees auch eine poetische und intellektuelle Note bekam, ist vor allem ein Verdienst der Japaner, die an den ersten Showtagen defilierten. Issey Miyake gilt als der Meister des Faltenspiels. Zwar wird die Kollektion inzwischen von seinem Landsmann Naoki Takizawa entworfen, doch der fühlt sich der Tradition verpflichtet. Plissierte Schärpen ranken sich um die Jacken. Jerseykleider fallen in gefaltete Stufen aus leuchtenden Farben. Verschiedene Streifendessins werden miteinander drapiert. Die Revers der Blazer und die Schößchen der kürzeren Jacken oder Westen schichtet Takizawa in Lagen.

Ein überzeugender Auftritt gelang auch Junya Watanabe. Er führte eine Tendenz weiter, die auch schon die starken Mailänder Kollektionen vorgaben: den gekonnten Mix. In seine Blumen überfluteten Kleider integrierte er Träger aus Canvas und Schnüre, die an die Reißleinen von Fallschirmen erinnerten. Rucksäcke bildeten seine Inspirationsquelle, Watanabe arbeitete sie in die Kleidung ein. Bondage, der Flirt mit Fessel-Assoziationen, wirkt bei ihm lieblich und verklärt.

Kombination in einer ganz anderen Auffassung prägte die Vorführung von Christian Lacroix. Der Franzose, gerade zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen, bat zu einem Mitternachtsfest. Seine Models trugen dabei eine Mischung aus Lacroixs Jeans-Kollektion, alten Haute Couture Kleidern und Modellen der aktuellen Frühjahr/Sommer-Ware.

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