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Paris: Erstmals wieder Krawalle

Kurz vor dem Jahrestag des Beginns der Vorstadt-Krawalle ist es bei Paris erstmals wieder zu größeren Ausschreitungen am hellichten Tag gekommen.

In dem Sozialwohnungsviertel Grande-Borne in Grigny setzten 30 bis 40 Jugendliche am Sonntagnachmittag einen Linienbus und drei weitere Fahrzeuge in Brand, wie die Polizei mitteilte. Ein Polizeiauto und mehrere Beamte wurden mit Steinen beworfen. Verletzt wurde niemand. Der geschockte Busfahrer wurde aber ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Menschen wurden festgenommen, unter ihnen ein Minderjähriger.

Am Freitag dieser Woche jährt sich der Beginn der landesweiten Vorstadt-Krawalle, die Paris im November 2005 zur Verhängung des Ausnahmezustands gezwungen hatten. Mehr als 9.000 Fahrzeuge gingen damals während der drei Wochen dauernden Unruhen in Flammen auf; fast 3.000 mutmaßliche Randalierer wurden festgenommen.

Der Polizeigeheimdienst Renseignements Généraux (RG) fürchtet laut einem Bericht der Zeitung „Le Figaro“ (Montagsausgabe) zu dem Jahrestag ein Wiederaufflammen der Krawalle. „Die Mehrzahl der Bedingungen, die vor einem Jahr zum Ausbruch der kollektiven Gewalt in einem Großteil der Stadtgebiete führten, sind noch immer gegeben“, zitierte die Zeitung aus einem RG-Bericht zur Einschätzung der Lage. Dieser zeige sich insbesondere mit Blick auf die Hauptstadtregion Ile-de-France pessimistisch. Dabei sei die Entwicklung in der nordöstlich des Pariser Zentrums gelegenen Gemeinde Clichy-sous-Bois, wo die Unruhen nach dem Unfalltod von zwei Jugendlichen begonnen hatten, „ein entscheidendes Element“.

Daneben sorgten sich die Polizeiexperten über die Lage im Département Yvelines im Westen der Hauptstadt, hieß es weiter. Dort zeige „der Großteil der Indikatoren zur städtischen Gewalt seit dem Monat April nach oben“. Insgesamt gebe es die Gefahr, dass es zu „nicht mehr spontanen, sondern strukturierten“ Übergriffen komme auf „die letzten noch vor Ort befindlichen Repräsentanten der Institutionen in einigen Sektoren: die Polizei“.

Nach dem Angriff einer Jugendbande auf einen Linienbus sind am Montag die Busfahrer in Grigny bei Paris in den Streik getreten. Gewerkschafter teilten mit, die Fahrer wollten das „Risikoviertel“ Grande-Borne nicht mehr anfahren. Für die anderen Strecken verlangten sie den Einsatz von Sicherheitsleuten. Am 27. Oktober 2005 hatten wochenlange Jugendunruhen in den französischen Einwanderervierteln begonnen. Je näher dieser Jahrestag rückt, desto häufiger kommt es in diesen Vierteln wieder zu Spannungen.

In Grande-Borne war am Sonntag um 14.00 Uhr ein Linienbus von 30 bis 40 Jugendlichen niedergebrannt worden. Der Busfahrer und die Passagiere blieben unverletzt. Die vermummten Jugendlichen hatten zunächst Autos angezündet und als Straßensperre benutzt. Als der Bus kam, überfielen sie ihn. Streifenwagen wurden mit einem Steinhagel empfangen. Bei einer anschließenden Straßenschlacht wurden zwei Personen festgenommen. Anlass der Ausschreitungen war die Festnahme zweier Personen bei einer Ausweiskontrolle in einer Bar am Vorabend gewesen.

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