Nicht nur, dass jene Orte, in denen der Theologe vor seinem Weggang nach Rom aufwuchs und lebte, um die größte Aufmerksamkeit buhlen. Im Internet ist ein regelrechter Papst-Ramschhandel ausgebrochen. Es gibt nichts von Benedikt XVI., das nicht über den elektronischen Marktplatz verhökert wird.
Der VW Golf des einstigen Kurienkardinals Ratzinger machte den Anfang. Geschäftstüchtig bot der Zivildienstleistende Benjamin Halbe aus Olpe seinen eben erst von einem Gebrauchtwagenhändler erstandenen Mönchs-grauen Fünftürer samt Sportfelgen kurz nach der Sensation bei der Internetbörse eBay an. Am Ende ging der Volkswagen für fast 190.000 Euro an ein Online-Casino in den USA. Wenn für ein Auto, das der neue Papst mangels Führerschein nicht einmal selbst steuerte, so viel Geld zu holen ist, muss es einen Markt für Ratzinger-Fan-Artikel geben, dachten sich daraufhin viele.
Es folgte ein Zweitexemplar des Papst-Golfes in identischer Ausstattung, das sich ein Geschäftsmann aus der Nähe Regensburgs vom VW-Konzern dieser Tage ausgeliefern ließ. Schließlich soll auch am Wohnort des älteren Bruders von Benedikt XVI., Georg, ein Papa-Mobil seine werbewirksamen Runden drehen. Die große Einführungs-Party für den Zwilling ist für Juli geplant. Unwahrscheinlich ist allerdings, dass der von Eigentümer Helmut Brossmann eingeladene 81-jährige Georg Ratzinger zu dem Fest kommt. Mein Bruder hat nur noch den Kopf geschüttelt, gibt der langjährige Leiter der Regensburger Domspatzen die Reaktion des Papstes wieder, als dieser von dem Auto-Rummel erfuhr.
930.000 Euro für Haus in Bonn, in dem Ratzinger lebte
Für 930.000 Euro ist ebenfalls über eBay jenes Haus in Bonn zu haben, in dem der noch junge Theologieprofessor Joseph Ratzinger von 1959 bis 1963 lebte. Damit niemand an der Glaubwürdigkeit der Offerte zweifeln muss, wird der seinerzeitige Telefonbucheintrag Ratzingers mit der Adresse Wurzerstraße 11 und ein Personalbogen-Auszug der Universität mit der Angabe ledig dazugestellt.
Weit über 600 Benedikt-Artikel sind auf dem elektronischen Marktplatz zu haben. Das reicht von Briefmarken und Münzen über Rosenkränze und T-Shirts bis hin zu den skurrilsten Fan-Artikeln. Ein Geschäftemacher bietet allen Ernstes ein verbrutzeltes Rumpsteak zur Fernseh-Versteigerung an, auf dem seine Mutter das Papst-Antlitz erkannt haben will. In einem Internetforum fragt ein Interessent an, ob es das Schnitzel nicht auch aus Schaffleisch gebe, da ich so ungern Rind esse. Zum Papst-Schnitzel werden mittlerweile auch Ketchup und Toastbrot angeboten.
Ein anderer Händler will ein Mikrofon loswerden, das Ratzinger angeblich mehrmals bei Predigten benutzte. Er hat es mit seinen heiligen Lippen berührt, preist der Mann das gute Stück (voll funktionsfähig) an und fügt hinzu: Noch heute vermag ich Spuren seines Speichels auf der Oberfläche zu erkennen. Bisher hält sich das Interesse an dem Mikrofon jedoch in Grenzen. Kaum jemand will Geld für das geheiligte Gerät ausgeben.
Da sind Benedikt-Torte und Vatikanbrot beim Bäcker im bayrischen Papst-Geburtsort Marktl dagegen pietätvolle Angebote. Das kleine Dorf mit seinem rührigen Bürgermeister Hubert Gschwendtner hatte am 19. April, dem Tag der aus deutscher Sicht so sensationellen Papstwahl, blitzschnell reagiert und auf dem Marktplatz ein Fest organisiert. Ausgeschenkt wurde Papst-Bier, das freilich auch kein anderes Gebräu als das von der nächstgelegenen Brauerei schon zuvor angebotene Bier ist. Mittlerweile tragen die Flaschen immerhin ein Etikett mit dem Konterfei des Pontifex darauf. Es ist indes kaum anzunehmen, dass Benedikt XVI. das Bier aus seiner Heimat jemals probieren wird. Joseph Ratzinger trinkt am liebsten Limonade.
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