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Papst: Keine Entscheidung zum "Limbus"

Der Papst hat sich noch nicht über die Frage geäußert, welches Schicksal ungetauft verstorbene Kinder nach ihrem Tod erwartet. Ein jahrhundertelanger im Katholizismus verankerter Grundsatz soll für ungültig erklärt werden.

Die vatikanische Theologenkommission hatte sich laut Kathpress seit Montag unter Leitung des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, im Vatikan mit diesem Thema befasst.

Entgegen den Erwartungen in einigen Presseberichten ging Benedikt XVI. beim Abschluss der Tagung aber nicht auf diese Frage ein. Die Kommission will dem Papst hierzu im kommenden Jahr ein Dokument vorlegen.

Die wesentliche Tugend des Theologen bestehe im Gehorsam gegenüber der Wahrheit, sagte der Papst am Freitag zum Abschluss der Jahrestagung der Internationalen Theologenkommission. Der Theologe solle sich nicht an den Maßstäben öffentlicher Zustimmung oder vordergründiger Erwartungen der Menschen orientieren, sondern sei der Wahrheit verpflichtet.

Medien hatten spekuliert, Benedikt XVI. werde bereits zum Ende der Sitzung die Lehre vom so genannten „Limbus“ aufheben, in dem sich ungetaufte Kinder nach ihrem Tod befinden sollen. Hintergrund dieser Lehre ist die Frage nach der Heilsnotwendigkeit der Taufe. Frühe christliche Theologen gingen noch von einer Art „Vorhölle“ aus. Im Mittelalter nahm man an, es gebe im Jenseits für diese Kinder einen eigenen Bereich, eben den so genannten „Limbus“, der außerhalb von Himmel, Hölle und Fegefeuer liege.

Im derzeit gültigen Katechismus heißt es: „Das große Erbarmen Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern (…) berechtigen uns zu der Hoffnung, dass es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt.“ In diese Richtung gingen auch die öffentlichen Einlassungen mehrerer Mitglieder der Theologenkommission

Die Theologenkommission hatte sich bei ihrer Zusammenkunft zudem mit wissenschaftstheoretischen Fragen zu Methoden der Theologie befasst. Ferner sprachen die Theologen über Aspekte des natürlichen Sittengesetzes in den Enzykliken „Veritatis splendor“ und „Fides et ratio“ von Johannes Paul II. Die 1969 gegründete Internationale Theologenkommission ist ein offizielles Beratergremium des Vatikans, insbesondere der Glaubenskongregation.

Der Wuppertaler Bibelwissenschaftler und Experte der päpstlichen Theologenkommission, Thomas Söding, sagte im Interview mit „Kathpress“ zu der Debatte um den „Limbus“, man dürfe zwar nicht die Taufe relativieren, müsse aber Missverständnisse beseitigen, die sich aus der mittelalterlichen Theorie ergeben hätten. Für viele Eltern von ungetauft gestorbenen Kindern sei dies von enormer Bedeutung, unterstrich Söding.

Traditionell habe die Theologie diese Kinder in einem Zustand ohne Schmerzen, aber auch ohne vollkommenes Glück gesehen. Die damit verbundenen theologischen Probleme wurden nie abschließend geklärt. Papst Johannes Paul II. beauftragte das wissenschaftliche Beratergremium 2004, während der folgenden Jahrestagungen eine Stellungnahme zu erarbeiten.

Aus christlicher Sicht sei nach wie vor die Taufe der eigentliche Weg zum Heil, sagte Söding. Man könne aber „Gott nicht vorschreiben, dass er seine Gnade an die Taufe bindet“. Der Bibelwissenschaftler verwies auf Jesus, der selbst verschiedentlich Kinder gesegnet und damit als Adressaten des Heil bezeichnet habe. Die Theologie müsse diese neutestamentliche Überlieferung ernst nehmen. Für ungetauft gestorbene Kinder gebe es nicht eine „Rettung zweiter Klasse“.

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