Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Baku konnte der 82-Jährige erstmals nicht die Gangway des Flugzeuges hinuntergehen und musste die Maschine über eine Hebebühne verlassen. Auch seine Begrüßungsrede auf dem Flughafen konnte der greise Kirchenführer nicht selbst halten; sie wurde von einem Priester verlesen.
Niemals zuvor in seiner 23-jährigen Amtszeit machte der Papst einen derart geschwächten Eindruck. „Ich möchte meine Freude ausdrücken für das Geschenk Gottes, dass ich hierhin kommen konnte“, sagte er. Die wenigen Worte, die er sagte, sprach der Papst mit brüchiger, zittriger Stimme; sie waren so gut wie nicht verständlich. Vatikansprecher Joaquón Navarro-Valls betonte aber erneut vor Journalisten, dass der Papst nicht an einen Rückzug aus dem Amt denke.
Die ehemalige Sowjetrepublik Aserbaidschan, in der nach offiziellen Angaben des Vatikans lediglich 120 Katholiken leben, ist die erste Station seiner 96. Auslandsreise. Nach einer Messe reist er an diesem Donnerstag nach Bulgarien weiter.
In seiner verlesenen Rede rief der Führer von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken zum Frieden und zur Toleranz zwischen den Religionen auf und erteilte jeder Form von „Fundamentalismus und Imperialismus“ eine Absage. Offenbar mit Blick auf islamischen Extremismus erklärte er: „Niemand hat das Recht, sich auf Gott zu berufen und dabei seine eigenen egoistischen Interessen zu verfolgen … Ich fordere alle religiösen Führer auf, dass sie jede Form von Gewaltanwendung im Namen Gottes zurückweisen.“ In dem Acht-Millionen-Staat Aserbaidschan sind 90 Prozent der Bevölkerung Moslems.
Nach der Begrüßung auf dem Flughafen besuchte der Papst ein Denkmal für in nationalen Befreiungskriegen gefallene Soldaten und kam kurz mit Staatspräsident Gaidar Alijew zusammen. Auch bei einem anschließenden Treffen mit Wissenschaftlern und Künstlern musste die Papstrede verlesen werden.
Es ist die erste Auslandsreise des Papstes seit acht Monaten. Niemals zuvor war das Programm einer Reise derart reduziert: So gibt es insgesamt lediglich zwei Messen; früher hielt der Papst täglich zwei Gottesdienste.
Erst kürzlich hatten mehrere Kardinäle, darunter der hohe Kurienkardinal Joseph Ratzinger, öffentlich über einen Papst-Rücktritt aus Gesundheitsgründen spekuliert. Übereinstimmend meinten sie, der Papst werde sich freiwillig aus seinem Amt zurückziehen, wenn er es gesundheitlich nicht mehr durchhalte. Vatikan-Kenner hatten gemeint, dies könne geschehen, wenn Johannes Paul wegen der Folgen der Parkinsonschen Krankheit nicht mehr verständlich sprechen könne.
Päpste werden zwar auf Lebenszeit gewählt, dennoch ist ein Rücktritt laut Kirchenrecht möglich. Einen solchen Schritt gab es in der Kirchengeschichte aber nur ein Mal vor über 800 Jahren.
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