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Papst empfing israelischen Präsidenten

Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav ist am Donnerstag von Papst Benedikt XVI. im Vatikan empfangen worden. Die Zusammenkunft der beiden dauerte laut Angaben 25 Minuten.

Sie fand nach Angaben des Heiligen Stuhls in einer „herzlichen Atmosphäre” statt. Über den Inhalt des Gesprächs wurden keine Angaben gemacht. Der Papst habe dem Gast eine Ausgabe der Konzilserklärung „Nostra Aetate” zur Haltung der katholischen Kirche gegenüber den nichtchristlichen Religionen überreicht. Das Dokument gilt als Wendepunkt im Verhältnis zwischen Christen und Juden.

Am Mittwoch hatte Katzav nach einem Gespräch mit dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, dass er den Papst nach Israel einladen wolle.

Vor drei Jahren hatte der damalige Papst Johannes Paul II. Katzav als erstem israelischen Staatsoberhaupt eine 16-minütige Audienz gewährt. Der verstorbene Papst hatte den Bau der israelischen Sperranlage im Westjordanland wiederholt kritisiert; man brauche für einen Frieden „Brücken und keine Mauern oder Zäune”, hatte er erklärt. Ministerpräsident Ariel Sharon war deshalb während eines Besuchs in Rom 2003 nicht mit dem Papst zusammengetroffen.

Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel waren Ende Juli auf einem Tiefpunkt, nachdem die Regierung Sharon dem neuen Papst vorgeworfen hatte, nicht israelischer Terroropfer gedacht zu haben. Der Vatikan verwies seinerseits auf israelische Völkerrechtsverstöße in besetzten Gebieten. Der Vatikan-Vertreter bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Celestino Migliore, hatte zuletzt vor der UNO-Vollversammlung in New York die „wachsenden Schwierigkeiten der christlichen Palästinenser” beklagt.

Der Vatikan wünscht einen internationalen Status für Jerusalem. Der Papst war während einer Generalaudienz Mitte Oktober dafür eingetreten, dass Jerusalem, dessen arabischen Ostteil Israel ohne völkerrechtliche Wirksamkeit annektiert hat, zu einem „Ort des Friedens und der Begegnung der Religionen” wird. Im September hatte der Papst in Castel Gandolfo die beiden Großrabbiner von Israel, Yona Metzger und Shlomo Amar, empfangen und sie auf die unbefriedigende Lage der Christen im Heiligen Land aufmerksam gemacht.

Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav hat Papst Benedikt XVI. zu einem Besuch eingeladen. Der Papst habe die Einladung positiv aufgenommen. „Ich hoffe, dass der Besuch im nächsten Jahr stattfindet“, sagte Katzav nach der Audienz am Donnerstag im Vatikan vor Journalisten. Papst Johannes Paul II. hatte im Jahr 2000 Israel besucht und sich für das Leid, das Christen Juden zugefügt haben, entschuldigt.

Zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel bestehen erst seit 1994 diplomatische Beziehungen. Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano hatte als päpstliche Zielvorgabe für den Nahen Osten zwei Staaten für Israelis und Palästinenser genannt, die friedlich koexistieren könnten. Wegen des im Februar 2000 während eines Besuches von Präsident Yasser Arafat bei Johannes Paul II. unterzeichneten vatikanisch-palästinensischen Grundsatzabkommens war es zu einem schweren Konflikt zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl gekommen. In dem Abkommen, das den Charakter eines Konkordats mit einem künftigen souveränen Staat Palästina trägt, wird für Jerusalem ein international garantierter Status verlangt.

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