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Papst: Beratungen über globale Probleme

Hinter verschlossenen Türen hat am Donnerstag im Vatikan die Vollversammlung des Kardinalskollegium der katholischen Kirche unter Vorsitz von Papst Benedikt XVI. begonnen.

Am Freitag findet das erste Konsistorium seines Pontifikats statt, bei dem der Papst 15 neue Kardinäle kreieren wird. Mit diesen zusammen zählt das Kollegium 193 Mitglieder. Von ihnen können jedoch nur die 120 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen.

Unter den neuen Kardinälen sind drei Vertreter der Kurie; neun leiten große Diözesen, drei weitere wurden wegen besonderer Verdienste um die Kirche in das Gremium aufgenommen. Zu den neuen Purpurträgern gehören der aus den USA stammende Präfekt der Glaubenskongregation (und Nachfolger Joseph Ratzingers), William Joseph Levada, sowie der langjährige Sekretär des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., Stanislaw Dziwisz, neuer Erzbischof von Krakau, und der chinesische Bischof Joseph Zen Ze-kiun von Hongkong. Weitere neue Kardinäle kommen aus Bologna, Boston, Manila, Caracas, Bordeaux, Toledo und Seoul.

Benedikt XVI. hatte sein wichtigstes Beratergremium zu einem „Tag der Reflexion und des Gebetes“ eingeladen. Dem Vernehmen nach ging es um einen Meinungsaustausch über aktuelle Fragen und Herausforderungen der Kirche, wie Kathpress meldete. Im Vorfeld waren als mögliche Themen die anstehende Kurienreform, der Kontakt zum Islam, Probleme der Säkularisierung, die Ökumene sowie die Herausforderung durch die Sekten als Themen genannt worden.

Nachdem der Papst im Sommer des Vorjahres den Dialog mit den Traditionalisten aufgenommen hat – deren 1991 verstorbener Anführer, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, von Johannes Paul II. wegen eigenmächtig vorgenommener Bischofsweihen exkommuniziert worden war -, könnte auch deren Forderung nach Wiederzulassung des vorkonziliaren Messritus laut italienischen Medienberichten Gegenstand von Beratungen sein. Der für die Kontakte zu den Traditionalisten zuständige kolumbianische Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos, der im August an den Gesprächen des Papstes mit Lefebvres Nachfolger Bernard Fellay teilnahm, hatte klargestellt, dass die weltweit aktive ultrakonservative „St.-Pius-X.-Bruderschaft“, die eine Reihe von Lehraussagen und Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt, nicht als schismatisch einzustufen sei.

Bei den Gesprächen der Kardinäle ging es um die Rolle der von Rom getrennten Traditionalisten, um eine mögliche Heraufsetzung des Rücktrittsalters für Bischöfe sowie um den Dialog mit dem Islam. Das geht laut Kathpress aus einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaales hervor. Demzufolge hatte Papst Benedikt XVI., der an den Beratungen selbst teilnahm, ausdrücklich eine Diskussion über diese Fragen gewünscht, zugleich aber das Feld für weitere Beiträge offen gelassen.

Eingeleitet wurde die Diskussion über Altersgrenze für Bischöfe durch ein Kurzreferat des Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Giovanni Battista Re. Bisher sind Bischöfe gehalten, zu ihrem 75. Geburtstag dem Papst ihren Rücktritt anzubieten. Der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Dario Castrillon Hoyos, sprach über die Problematik der traditionalistischen Anhängerschaft des exkommunizierten französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre, der 1991 starb.

Lefebvres Nachfolger Bernard Fellay, den der Papst im Vorjahr in Castel Gandolfo empfangen hatte, hat die „ewige Verbundenheit“ der Traditionalisten mit dem Heiligen Stuhl unterstrichen. Das Gespräch mit dem Papst habe zu einem „Konsens“ darüber geführt, dass „in Etappen an der Lösung der Probleme“ gearbeitet werden müsse. Die weltweit aktive Pius-X.-Bruderschaft lehnt viele Lehraussagen und Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) ab. Sie fordert die uneingeschränkte Zulassung des alten Messritus. Die lateinische Messe, wie sie von Pius V. (1566-72) festgelegt wurde, darf seit der Liturgiereform von 1970 nur noch mit ausdrücklicher Genehmigung gefeiert werden. Die Traditionalisten mit ihrer Zentrale in Econe in der Schweiz haben mehr als 200.000 Anhänger in rund 40 Staaten, darunter auch in Österreich.

In der Nachmittagssitzung sollten die Kardinäle Francis Arinze und Angelo Sodano in die Gespräche einführen. An der Vormittagsdiskussion beteiligten sich nach Angaben des Pressesaals 20 Kardinäle mit Wortmeldungen. An der ganztägigen Beratung nahm die große Mehrheit der Purpurträger teil. Zu Beginn der Beratungen dankte Sodano als Dekan des Kardinalskollegiums dem Papst für die Gelegenheit zum Austausch. Die Einberufung des Konsistoriums zeige, welche Bedeutung Benedikt XVI. der Meinung seiner engsten Berater beimesse. Die Kardinalsversammlung und die vom Zweiten Vaticanum eingeführte Bischofssynode seien die beiden Konsultationsorgane, die den Papst in seiner Arbeit für die Kirche unterstützen, hob Sodano hervor.

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