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Palästina: Unterstützung gesucht

Nach dem für die Palästinenserführung enttäuschenden Gipfel mit Israels Ministerpräsident Ariel Sharon hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas um Unterstützung der USA geworben.

Abbas habe US-Außenministerin Condoleezza Rice über die Ergebnisse des Treffens am Dienstag in Jerusalem informiert und über die weitere „amerikanische Rolle“ im Nahost-Friedensprozess gesprochen, berichtete die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur WAFA am Mittwoch. Ministerpräsident Ahmed Korei kritisierte Sharons „starre Haltung“. Auch von Sharons Koalitionspartner kam Kritik: Der Abgeordnete der Arbeiterpartei, Ephraim Sneh, warnte davor, Abbas zu schwächen.

Abbas habe nach dem von den Palästinensern als demütigend empfundenen Treffen neben Rice auch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak, dem jordanischen König Abdullah II. und dem saudischen Kronprinz Abdullah telefoniert, berichtete WAFA weiter. An der Pressekonferenz nach dem Gipfel hatte Abbas nicht teilgenommen.

Korei enttäuscht

Abbas überließ es Regierungschef Korei, die Enttäuschung der Palästinenser zum Ausdruck zu bringen: „Was uns vorgeschlagen worden ist, war alles in allem überhaupt nicht überzeugend oder zufriedenstellend“, sagte Korei in Ramallah. Sharon habe alle Forderungen abgeschmettert. Die palästinensische Delegation habe vor allem die Siedlungsfrage, die israelische Sperranlage sowie die „Lage in Jerusalem“ angesprochen. Zudem hätten sie über den Abzug Israels aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlandes beraten.

Koreis Konvoi beschossen

Ein Palästinenser eröffnete am Mittwoch in Nablus das Feuer auf einen Konvoi von Regierungschef Korei. Der Politiker sei unverletzt, teilte sein Büro mit. Sicherheitskräfte nahmen den Angreifer fest. Korei war in der Früh zu einem Besuch in der Stadt im Norden des Westjordanlandes, in der sich Stunden später das palästinensische Kabinett zu einer Sitzung treffen sollte. Die radikale Fatah-Gruppierung Al-Aksa-Brigaden entschuldigte sich für den Vorfall. Es handele sich um die Tat eines Mitglieds ihrer Organisation, der auf eigene Faust gehandelt habe.

Sollte der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon vom angekündigten Abzug aus dem Gazastreifen abrücken, droht nach Einschätzung der palästinensischen Gesandten in Frankreich, Leila Shahid, eine „dritte Intifada“. Shahid kritisierte am Mittwoch im französischen Rundfunksender France Info die „einseitige Politik“ Sharons. Der israelische Regierungschef betreibe den für August geplanten Abzug aus dem Gazastreifen „ohne Abstimmung“ mit den Palästinensern, kritisierte Shahid.

Palästinenser festgenommen

Die israelische Armee nahm in der Nacht zum Mittwoch im Westjordanland elf weitere Palästinenser fest. Die Männer seien Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Jihad und „bekannte Terroristen“, sagte eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv. Israelische Regierungsstellen hatten erklärt, der Islamische Jihad halte sich nicht mehr an die mit der Palästinenserführung vereinbarte Waffenruhe. Israelische Medienberichte, wonach die gezielte Tötung von Anführern der Organisation wieder aufgenommen werden soll, bestätigte die Armee nicht.
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