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Palästina: Geheimdienstchef verletzt

Bei einer gewaltigen Explosion in der Zentrale des palästinensischen Geheimdienstes im nördlichen Gaza-Streifen sind am Samstag eine Person getötet und zehn weitere verletzt worden.

Unter den Verletzten befindet sich nach Behördenangaben und Augenzeugenberichten auch Geheimdienstchef Tarek Abu Rajab. Er hatte seinen Posten erst im April 2005 angetreten, binnen eineinhalb Jahren ist das bereits der dritte Anschlag auf ihn.

Nach Behördenangaben war eine Bombe im Gebäude platziert und gezündet worden, als Rajab im Aufzug zu seinem Büro fuhr. Wie palästinensische Sicherheitskräfte weiter mitteilten, wurden er und fünf seiner Kollegen verletzt, ein Leibwächter Rajabs starb. „Das war ganz klar ein Mordversuch“, sagte ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter. Ein Sprecher des von der Hamas geführten Innenministeriums sagte hingegen, einer der Leibwächter des Geheimdienstchefs habe eine Handgranate in dem Aufzug fallen gelassen.

Rajabs Leben war nach Angaben des Chefs der Notabteilung im Krankenhaus Shifa nicht in Gefahr. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte später, er werde in eine israelische Klinik verlegt.

Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas, der derzeit im ägyptischen Badeort Sharm-el-Sheikh an einem Wirtschaftsforum teilnimmt, ordnete eine Untersuchung an. Sein Sprecher Nabil Abu Rudeina sprach von einer „gefährlichen Eskalation“ der Gewalt. Fatah-Mitglieder in Gaza forderten Abbas auf, die von der Hamas geführte Regierung wegen des Anschlags aufzulösen.

Zwischen Rajab und anderen mächtigen Familien und Clans im Gaza-Streifen herrscht den Angaben zufolge eine blutige Fehde. Erst vor sieben Monaten hatte Rajab einen Bombenanschlag überlebt. Ende 2004 schossen ihm Attentäter in Kopf und Oberkörper – er wurde schwer verletzt.

Rajab gilt als Unterstützer des moderaten Palästinenser-Präsidenten. Abbas befindet sich inmitten eines Machtkampfes mit der radikal-islamischen Hamas, die nach ihrem Wahlsieg im Jänner die palästinensische Regierung stellt. Am Mittwoch hatte die Hamas-Regierung gegen den Widerstand von Abbas eine 3.000 Mann starke Truppe zur Sicherung des Gaza-Streifens entsandt, die direkt dem Hamas-Innenminister Said Siam unterstellt ist. Im Gegenzug hatte Abbas die Präsenz seiner Sicherheitskräfte verstärkt.

In der Nacht auf Samstag war es erneut zu Zusammenstößen zwischen bewaffneten Mitgliedern der Hamas und der Fatah-Bewegung von Abbas gekommen. Fünf Menschen wurden dabei verletzt.

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