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Pakistan: Mindestens 39 Tote bei Anschlag

Bei zwei praktisch gleichzeitig ausgeführten Bombenanschlägen in der zentralpakistanischen Stadt Multan sind am frühen Donnerstagmorgen mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen.

Mehr als 100 Personen wurden verletzt, als zwei vermutlich ferngezündete Sprengsätze Motorrad während einer Kundgebung sunnitischer Muslime detonierten, teilte die Polizei mit. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Der Polizei zufolge detonierte zunächst eine Autobombe und kurze Zeit später eine an einem Motorrad befestigte Bombe. Das Auto, in dem sich der Sprengsatz befunden habe, sei vollkommen zerfetzt worden.

Seit Mittwochabend hatten sich in der Stadt rund 420 Kilometer südwestlich von Islamabad hunderte Menschen versammelt, um eines vor einem Jahr ermordeten militanten Sunniten-Führers zu gedenken. Azam Tariq war Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der verbotenen Partei Sipah e Sahaba (Wächter der Freunde des Propheten).

Nach der Explosion der Bomben versammelten sich rund 2.000 Menschen vor dem Krankenhaus von Multan und riefen in Sprechchören: „Die Schiiten sind Ungläubige!“ Die Behörden verstärkten die Polizeikräfte in Multan, um Unruhen zu verhindern. Der stellvertretende Polizeichef von Multan, Arshad Hameed erklärte, bei dem Anschlag handle es sich offenbar um einen Akt des religiös motivierten Terrorismus.

Am vergangenen Freitag waren bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee 31 Gläubige getötet worden. Bei Angriffen radikaler Sunniten starben in den vergangenen Monaten mehr als 100 Schiiten, die rund 18 Prozent der Bevölkerung Pakistans ausmachen.

Der Mordanschlag auf Tariq hatte vor einem Jahr eine Welle der Gewalt ausgelöst. Im Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten werden die Extremisten der Sipah e Sahaba für mehr als 400 Morde in den vergangenen Jahren verantwortlich gemacht. Die Organisation unterhielt auch enge Beziehungen zu den Taliban im Nachbarland Afghanistan. Zu Beginn des Afghanistan-Kriegs wurde Azam Tarik zeitweise inhaftiert, um ihn an der Organisation von Protestaktionen zu Gunsten der Taliban zu hindern.

Präsident Pervez Musharraf hat mehrfach an Angehörige der beiden muslimischen Glaubensrichtungen appelliert, die Gewalt zu beenden.

Etwa 80 Prozent der 150 Millionen Pakistanis gehören der sunnitischen Richtung des Islams an, die übrigen 20 Prozent sind zum größten Teil Schiiten.

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