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Othmar Karas: Der ÖVP-Spitzenkandidat für die EU-Wahl im Porträt

EU-Spitzenkandidat Othmar Karas (ÖVP)
EU-Spitzenkandidat Othmar Karas (ÖVP) ©APA/GEORG HOCHMUTH
Alles auf einen Blick: Hier der Steckbrief und das Porträt zu Othmar Karas, der am 26. Mai 2019 als Spitzenkandidat für die ÖVP bei der Wahl zum Europaparlament antritt - vom politischen Werdegang über die Hobbys bis zur bevorzugten Lektüre.
Werner Kogler im Steckbrief
Porträt: Frans Timmermanns

Steckbrief zu Othmar Karas

Othmar Karas (61 Jahre)

Geboren am 24. Dezember 1957 in Ybbs/Donau

Wohnorte: Ybbs, Wien

Erlernter Beruf: Manager im Finanzdienstleistungssektor

Familienstand: Verheiratet, ein Sohn

Lieblingsmusikstil: Klassik

Lieblingsbücher: “Nervöse Zeiten” von William Davies und “Über Tyrannei” von Timothy Snyder

Hobbys: Wandern, laufen, lesen

Werdegang:

1983 bis 1990 Abgeordneter zum Nationalrat

Seit 1999 Abgeordneter und von 2012 bis 2014 Vizepräsident des Europäischen Parlaments

2006 bis 2009 und seit 2011 Leiter der ÖVP-Delegation im Europäischen Parlament

Seit 2014 Leiter der Russland-Delegation des Europäischen Parlaments

Mitglied in den Ausschüssen für Wirtschaft und Währung, für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, für Außenpolitik, Sicherheit und Verteidigung sowie für Landwirtschaft

Seit 2009 Initiator und Sprecher des Bürgerforums “Europa 2020”

Präsident des Österreichischen Hilfswerks

>>Zur offiziellen Website von Othmar Karas

Othmar Karas: Das Europäische Gewissen der ÖVP

Es gab kein Vorbeikommen an ihm, Othmar Karas (61), langjähriger Europamandatar, ist erneut Spitzenkandidat der ÖVP bei der EU-Wahl im Mai. Zwar weicht er von der neuen, türkisen Linie, die Obmann Sebastian Kurz vorgibt, öfters ab. Auch mit der FPÖ, dem Koalitionspartner auf Bundesebene, legt er sich gern an. Vielleicht gerade deshalb stellt Karas aber so etwas wie das europäische Gewissen der ÖVP dar.

“Glühender Europäer”, so bezeichnen sich gerne viele, Karas nimmt man es ab, auch wenn er auf den ersten Blick einen trockenen, spröden Eindruck vermitteln mag. Seine Begeisterung für die europäische Idee, gepaart mit Fachkenntnis, kommt an – bei der Wahl 2014 erzielte er 82.875 Vorzugsstimmen. Das waren zwar deutlich weniger als 2009, als es knapp 113.000 waren, Karas war aber österreichweit immer noch mit Abstand Erster. Und so kann er sich auch Meinungsverschiedenheiten mit der Bundespartei leisten. Verheiratet ist Karas mit der Tochter des früheren Bundespräsidenten Kurt Waldheim, Christa. Die beiden haben einen Sohn. Gabriel ist derzeit Gedenkdiener beim American Jewish Committee in New York.

Meinungsverschiedenheiten mit FPÖ, aber auch eigener Partei

Zwischenzeitlich wurde Karas auch als EU-Kommissar gehandelt, eine Rolle in der er sich vermutlich gefallen würde. Allerdings dürfte dabei kaum der Koalitionspartner FPÖ mitspielen. Mit dieser ficht Karas regelmäßig Sträuße aus. Vergangenen Sommer etwa hatte der blaue Generalsekretär und Europamandatar Harald Vilimsky EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein Alkoholproblem unterstellt, woraufhin Karas Vilimskys Äußerungen als “einer Regierungspartei unwürdig” bezeichnete und eine Entschuldigung verlangte. Die Fehde mit Vilimsky besteht schon über Jahre, im Wahlkampf 2014 etwa bezeichnete der FPÖ-Politiker Karas als “EU-Pfarrer”.

Angelegt hat sich der ÖVP-Delegationsleiter in den vergangenen Monaten aber auch mit der eigenen Partei. Die von Türkis-Blau forcierte Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder etwa hält er für EU-rechtswidrig. Kritisch sah er auch, dass Österreich den UNO-Migrationspakt nicht unterzeichnet hat. Das Verhältnis zur Bundespartei, deren Generalsekretär er von 1995 bis 1999 unter Wolfgang Schüssel war, war aber auch in der Vergangenheit ein gespanntes.

Der Werdegang des EU-Spitzenkandidaten

Karas ist seit 1999 für die ÖVP im EU-Parlament, übernahm 2006 die Delegationsleitung und war zwischen 2012 und 2014 einer der 14 Vizepräsidenten des Hauses. Bei der EU-Wahl 2009 installierte der damalige Parteichef Josef Pröll Ex-Innenminister Ernst Strasser als Spitzenkandidat. Der angesehene langjährige Abgeordnete fühlte sich übergangen, geschlagen gab sich Karas aber nicht: Der Niederösterreicher organisierte einen erfolgreichen Persönlichkeitswahlkampf, schaffte mit 112.954 Vorzugsstimmen den Sprung an den ersten Listenplatz und wurde – nach Strassers Rücktritt in Gefolge der “Cash for Laws”-Affäre – neuerlich Delegationsleiter. Im späteren Prozess gegen Strasser belastete er den Ex-Kollegen.

Auch unter Obmann Michael Spindelegger lief es nicht ganz friktionsfrei, so hatte Karas ein von Spindelegger angedachtes Veto gegen das EU-Budget scharf kritisiert. 2014 wurde er dennoch zum Spitzenkandidaten gekürt. Die ÖVP musste zwar Einbußen hinnehmen, konnte aber mit 26,98 Prozent Platz 1 souverän verteidigen.

EU-Wahl: ÖVP unter Karas bestens positioniert

Bei der EU-Wahl 2019 nun könnte die Ausgangslage für die ÖVP nicht besser sein, denn die Türkisen liegen bei nationalen Umfragen beständig und ungefährdet auf Platz eins. Für den neuen Obmann Kurz ist es die erste bundesweite Wahl, die er nach der Nationalratswahl 2017 zu schlagen hat – dies allerdings in einer Koalition mit der ausgerechnet von Karas immer wieder scharf angegriffenen FPÖ.

ZUR PERSON: Othmar Karas wurde am 24. Dezember 1957 in Ybbs an der Donau als Sohn eines Bezirksschulinspektors und einer Volksschuldirektorin geboren. Der Niederösterreicher begann seine politische Laufbahn früh, als Obmann der ÖVP-nahen Union Höherer Schüler (UHS) und der Jungen ÖVP. Von 1983 bis 1990 saß Karas im Nationalrat, 1995 wurde er unter Wolfgang Schüssel ÖVP-Generalsekretär. 1996 schloss er sein Politikwissenschafts-Studium ab, 2017 das Doktorat. Seit 1998 ist Karas Präsident des Österreichischen Hilfswerks und seit 1999 Mitglied des Europaparlaments. Er ist verheiratet mit der Tochter des früheren Bundespräsidenten Kurt Waldheim, Christa, und hat einen Sohn.

>>Mehr Infos zur EU-Wahl finden Sie hier.

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