Sie umkreisten mit Lastwagen und Motorrädern Parlaments- und Regierungsgebäude in der Hauptstadt Dili und skandierten Parolen wie Nieder mit Alkatiri!. Der populäre Präsident Xanana Gusmao rief die Demonstranten vor seinem Amtssitz auf, keine Gewalt anzuwenden. Das wichtigste derzeit sei, dass keine Häuser mehr in Brand gesteckt und nicht mehr geschossen werde, sagte der ehemalige Guerilla-Führer.
Ausländische Truppen begleiteten den Protestzug im teilweise zerstörten Dili. Tausende Einwohner säumten jubelnd die Straßen. Ein Sprecher der Demonstranten forderte den Präsidenten auf, das Parlament aufzulösen, die Regierung zu stürzen und noch diesen Monat Neuwahlen abzuhalten. Später verließ der Zug die Stadt, nachdem Gusmao erneut zu einem Ende der Gewalt aufgerufen hatte.
Die Unruhen hielten unterdessen an. Eine aufgebrachte Menge plünderte im Zentrum der Hauptstadt ein Lagerhaus für Agrarprodukte. Dabei wurden zahlreiche Säcke mit Samen sowie Dünger gestohlen. Nahe des Flughafens setzten junge Männer mehrere Gebäude in Brand.
Die jüngsten, Ende Mai begonnenen Unruhen wurden ausgelöst durch die Entscheidung der Regierung, wegen eines Streiks bei der Armee knapp die Hälfte der Soldaten zu entlassen. Angesichts der Armut und hohen Arbeitslosigkeit bilden sich in Osttimor schon seit längerer Zeit Dutzende von Banden, die sich gegenseitig bekämpfen. Bei den jüngsten Auseinandersetzungen haben sich einige dieser Banden mit aufständischen Soldaten verbündet. Rund 100.000 Einwohner mussten wegen der Ausschreitungen aus ihren Häusern flüchten, viele campieren in Parks und auf Kirchengeländen. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben.
Osttimor liegt zwischen Indonesien und Australien. Es gehörte früher zu Portugal und wurde Mitte der 70er Jahre von Indonesien annektiert. Nach einer Volksabstimmung für die Unabhängigkeit wurde 1999 eine Schutztruppe der Vereinten Nationen unter Leitung Australiens eingesetzt, um Übergriffe pro-indonesischer Milizen zu stoppen. Damals starben rund 1.000 Menschen bei Kämpfen. Die volle Unabhängigkeit erhielt das Land 2002.
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