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Ost-Transporte nicht gefragt

Österreichs Verlader haben keine große Lust, Frächterleistungen in den neuen EU-Ländern einzukaufen. Die Lkw-Maut ist kein Grund, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen.

Die ÖBB haben zeitgleich mit der Maut-Einführung ihre Preise erhöht und sich damit ein Eigentor geschossen, so die Meinung in Handel und Industrie. Trotzdem nehmen die Klagen in der österreichischen Transportwirtschaft über die Billig-Lkw-Konkurrenz aus den neuen EU-Ländern und über die hohe Mautbelastung kein Ende. Mit zum Teil wahnwitzigen Preisen würde die östlichen Frächter ihren österreichischen Mitbewerbern das Wasser abgraben, wird in der Branche behauptet. Eine Umfrage unter österreichischen Top-Verladern in Handel und Industrie vermittelt hingegen ein anderes Bild. Von Fahnenflucht aus Österreich zu Frächtern in Osteuropa ist da gar keine Rede. Vielmehr ist die Maut und die damit verbunden Kostensteigerungen das beherrschende Thema.

Die Lkw-Maut belastet z. B. den Lebensmittelhändler Billa mit einigen Millionen Euro an Mehrkosten pro Jahr. Das sagt Andreas Bayer, Geschäftsführer der Billa Lager- und Transport Gesellschaft, welche die gesamte Beschaffungs- und Distributionslogistik zu allen Billa-Lebensmittelgeschäften in ganz Österreich managt. Die Lkw-Maut hat die Transportkosten um bis zu acht Prozent verteuert. Da die Belieferung der Billa-Filialen zu 100 Prozent mit den eigenen 300 Lkw erfolgt, wiegt die zusätzliche Belastung schwer.

Bahn keine Lösung

Die Bahn dem Lkw vorzuziehen, um Kosten zu sparen, kommt aber nicht in Frage. Die ÖBB sind viel zu unflexibel in der Reaktionszeit und in der zeitlichen Umsetzung der Transportbedürfnisse eines Lebensmitteldiskonters. Frächter aus den neuen EULändern anzuheuern, kommt außerdem nicht in Frage, weil die Mitbewerber aus dem Osten häufig nicht die hohen Billa-Qualitätsansprüche erfüllen können. Ein klares Nein für den Einsatz von Ostfrächtern kommt auch von Storaenso Timber AG. Das 1100 Mitarbeiter zählende Sägeindustrieunternehmen stöhnt vielmehr unter der Lkw-Maut. Sie schlägt mit einer Kostensteigerung von 10 Prozent nieder, sagt Logistikchef Roman Gierer . Diese Kostenmehrbelastung hat man aber nicht auf die Produktpreise überwälzen können.

Trotz Maut sei deswegen kein Kilogramm mehr auf die Bahn verlagert worden, weil die Bahn mit dem Lkw einfach nicht mithalten kann. Ziemlich markant ausgefallen ist der Kostenauftrieb bei der voestalpine Stahlhandel GmbH. Bei diesem zum Linz Stahlkocher voestalpine zählenden Unternehmen schlägt die Lkw-Maut mit Mehrkosten von 15% im österreichischen und mit 10% im internationalen Transportaufwand nieder. Diese Kostensteigerung wurde hier aber entweder sofort oder mittelfristig als Kostenbestandteil der Produktpreiskalkulation in die Einstandspreise eingerechnet und erhöhte somit den Preis für das Endprodukt. Billiger bei Ostfrächtern einzukaufen kommt für LogServ gar nicht in Frage.

Hochpreisinsel

Beim österreichischen Autohersteller Magna Steyr Fahrzeugtechnik in Graz wirkt sich die Maut in der Kostenrechnung mit einer zusätzlichen Belastung von 6 bis 15 Prozent aus. Doch damit noch nicht genug. Auch die steigenden Treibstoffkosten haben den Autohersteller für BMW oder Daimler-Chrysler im Vorjahr mit zusätzlichen Kosten von vier Prozent getroffen.

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