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ÖRV-Profis unter Wert geschlagen

Topfavorit Paolo Bettini winkte mit dem Lorbeerkranz vom Siegespodest, die Österreicher gehörten zur Gruppe der Geschlagenen.

Im olympischen Rad-Straßenrennen auf dem Rundkurs im historischen Zentrum Athens sicherte sich am Samstag Abend nach 224 Kilometern der 30-jährige Italiener die erträumte Goldmedaille, er ließ seinem Fluchtgefährten, dem portugiesischen Außenseiter Sergio Paulinho, im Finish keine Chance. Das österreichische Profi-Quartett fuhr ein aktives Rennen, doch im Finish fehlte Georg Totschnig und Gerhard Trampusch die Spritzigkeit, so mussten die zwei Tiroler mit nur zwölf Sekunden Rückstand in der Verfolgergruppe mit den Rängen 22 und 30 vorlieb nehmen.

Wie so oft bei Großereignissen präsentierten die Österreicher das ÖRV-Trikot während des Rennens mehrfach ganz vorne. Bei mehr als 30 Grad attackierte Totschnig in der elften der 17 Runden, kam mit dem Spanier Alejandro Valverde weg, doch die zehnköpfige Spitzengruppe, die sich in der Folge bildete, harmonierte nicht. „Ich wollte es probieren, aber auf den breiteren Straßen kam das Feld bei Gegenwind wieder heran“, sagte der Zillertaler.

Er war auch in der vorletzten Runde in bester Position, als Bettini im Anstieg attackierte, vermochte aber auf diesen vorentscheidenden Angriff nicht zu reagieren. „Auf dem Hügel mit sechs, sieben Spitzkehren, wo man voll antreten muss, war es mir unmöglich, mitzufahren. Tempowechsel sind nicht meins“, erklärte der Siebente der Tour de France, dem längere Anstiege viel mehr entgegen kommen. Dennoch war er nicht unzufrieden: „Ich glaube, ich bin ein gutes Rennen gefahren.“ Der 14. Platz von Roman Humenberger 1972 und der 15. von Helmut Wechselberger 1984 bleiben damit die besten ÖRV-Platzierungen bei Olympia-Straßenrennen in den vergangenen drei Jahrzehnten.

Auch Trampusch hatte einen guten Tag, befand sich zu Beginn der drittletzten Runde gemeinsam mit Glomser in einer zwölfköpfigen Spitzengruppe, doch auch sie wurden wieder eingeholt. „Im Großen und Ganzen war es okay, aber am Schluss war es nicht das, was wir erhofft hatten“, sagte Trampusch, der um einen Vertrag für 2005 fährt. Wie Totschnig fliegt er schon am Sonntag nach Österreich zurück und bestreitet am 18.8. ein Rennen in Italien.

Glomser unterstützte Totschnig, nachdem sein eigener Vorstoß erfolglos geblieben war, so gut es ging und rollte schließlich als 51. von 75 Klassierten (144 Teilnehmer) mit 3:37 Rückstand ins Ziel. Bernhard Eisel, auf der ersten Hälfte guter Helfer Totschnigs, gab nach elf Runden auf.

Paulinho gelang auf griechischem Boden beinahe die Revanche für die Niederlage Portugals gegen die Hellenen bei der Fußball-Euro, doch auch mit Rang zwei hat er seine Erwartungen weit übertroffen. „Das ist der schönste Tag meines Lebens, ich widme die Medaille meinem Heimatland.“ Weltcupsieger Bettini krönte seine Laufbahn als Nachfolger von Jan Ullrich (Rang 19) mit Gold. „Es war ein sehr hartes Rennen auf einem schwierigen Kurs“, sagte der Italiener. Am Vorabend hatte er vor dem Einschlafen an den Sieg gedacht und in der Früh zu sich selbst gesagt: „So, jetzt holte ich Gold.“

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